Kapitel:
Vorwort   Der Auftakt

Roadshow – Der Auftakt

Rockkonzerte können für alle Beteiligten schweißtreibende Unterfangen sein. Angefangen bei den Zuschauern über die Musiker bis hin zu jenen Menschen, die hinter der Bühne für einen reibungslosen Ablauf der Show sorgen. Bei BAP sorgen viele Helfer, Fachleute  und Organisatoren dafür, dass den Fans eine gute Show geboten werden kann. Viele davon sind -wie die Musiker auch- auf ihrem Gebiet Profis. Sie verdienen sich ihren Lebensunterhalt damit, Konzerte zu organisieren, die Bühne und damit die Band ins rechte Licht zu rücken oder für einen guten Sound zu sorgen. Allein für die Betreuung der Instrumente vor und während dem Auftritt sind drei Leute auf der Tour dabei, zwei für Gitarre und Bass sowie einer für das Schlagzeug. Die Aufgaben sind mannigfaltig und entsprechend straff ist der Aufbau des Equipments organisiert. Die Fachleute für Licht, Ton und Instrumente sind sogenannte Freelancer. Das heißt, sie arbeiten als selbständige Kleinunternehmer für verschiedenen Bands oder Organisationen. Sie bieten ihre Dienstleistung auf dem Musik- oder Unterhaltungsmarkt an und werden für die Dauer einer Tournee oder auch nur für einen Abend für ihre jeweilige Sparte angeheuert. Dann gibt es Leute, die bei Traveling Tunes fest oder in Teilzeit  angestellt sind. Immer mit dabei ist zum Beispiel das „Büdchen“ mit jeweils zwei Mitarbeiterinnen. Zu den Traveling Tunes Mitarbeitern gehört auch der Tourmanager. Während der Hallensaison reist ein Koch mit, der die Band und das Personal mit warmen Mahlzeiten und jederzeit auch mit Kleinigkeiten versorgt. Ihm werden vom Veranstalter jeweils ein oder zwei Helfer zur Seite gestellt. Immer dabei sind die Fahrer des Sattelschleppers und der Busse. (Einer für die Crew und einer für die Band) So kommt der ganze BAP Tross auf gut 30 Spezialisten, die mit der Band von Ort zu Ort reisen.  Und dann gibt es noch Personal, welches vom Veranstalter des jeweiligen Konzertes gestellt werden muss. So zum Beispiel die Ordner oder die Stagehands (Helfer, die das Material vom LKW zur Bühne und zurück bringen, die Abschrankungen erstellen und andere Hilfs- und Aufbauarbeiten erledigen.) oder das Personal an der Abendkasse.

Über den ganzen Aufbau wacht der Cheftechniker. Er hat lange vor dem Konzert mit dem Veranstalter telefonisch Kontakt aufgenommen und sich über die Einrichtung der Halle ein Bild gemacht. Viele Hallen kennt er bereits. Kleinere Lokale wie zum Beispiel das Kammgarn in Kaiserslautern  kennt er noch  nicht oder war noch nie persönlich da. Er weiß nur, dass es eine kleine Halle für ca. 1200 Besucher ist. Er vergewissert sich deshalb, ob es bereits eine vorinstallierte Lichtanlage gibt und wie groß diese ist, ob das Mischpult mit der Verkabelung und der Größe der Anlage kompatibel ist oder nicht. Ferner muss er wissen wie groß die Bühne ist und wie das ganze Material auf die Bühne gebracht werden kann, ob irgendwelche Hindernisse die Zufahrt für den Sattelschlepper unpassierbar machen und ob es Lagerräume für die leeren Flightcases gibt. Nach einer Checkliste hakt er einen wichtigen Punkt nach dem anderen ab und so ergibt sich für ihn ein Bild von der Lokalität. Er weiß dann, wie viel Material er für das Konzert braucht, ob die Lichtinstallation komplett im LKW bleiben kann oder nicht und wie viele Lautsprecher voraussichtlich gebraucht werden. So wissen die Techniker schon vor dem Eintreffen, was sie in etwa erwartet.

Nach der Ankunft erkundet jeder Mitarbeiter seinen Arbeitsplatz. Licht- und Tonmischpult werden im Zuschauerraum aufgebaut. Das vordere ist jeweils für den Ton, das hintere, leicht erhöhte, für das Licht. Falls die Halle nicht über eine eigene, ausreichende Lichtanlage verfügt, werden von den Stagehands die Bauteile für die Lichttraversen zur Bühne gebracht und aufgebaut und die Schweinwerfer montiert. Die Verstärker- und Monitoranlagen für die Instrumente werden am richtigen Ort auf der Bühne installiert. Das Podest für das Schlagzeug sowie das Mischpult für die Monitore der Musiker (dieses meist am rechten Bühnenrand) werden platziert. Danach werden die einzelnen Teile miteinander verkabelt. Rechts und links am Bühnenrand entstehen die Boxentürme. Oft können diese auch an der Decke aufgehängt werden. Dahinter richten sich die Gitarrentechniker ihren Arbeitsplatz ein. Links neben dem Schlagzeug findet die umfangreiche Technik der Tasteninstrumente ihren Platz. Zwischen Keyboards und Schlagzeug sitzt während dem Konzert der Schlagzeugtechniker. Noch während des Aufbaus der Musikanlage fangen die Lichttechniker damit an, die Bühne „ein zu leuchten“. Das heißt, jeder Scheinwerfer muss auf seine Position und Farbe eingestellt werden. Verschiedene Effektgeräte wie zum Beispiel die Nebelmaschine werden auch schon getestet. Die automatischen Spots werden synchronisiert.

Nachdem alle Geräte, Scheinwerfer, Monitore und  Instrumente verkabelt sind beginnen die Ton- und Instrumententechniker mit dem Linecheck. Es wird kontrolliert, ob alle Kabel richtig mit den beiden Mischpulten verbunden sind und ob alle Mikrofone richtig funktionieren.  Inzwischen bietet das Catering bereits eine Fülle von Verpflegungsmöglichkeiten an. Von Kaffee über Mineralwasser und Obstsäfte bis zu Müsliriegel, Salate oder kalte Fleischplatten mit entsprechend leckeren Broten steht den Mitarbeitern eine große Auswahl an Speisen und Getränken zur Verfügung. Auch vor dem Konzertsaal hat sich einiges getan. Das Büdchen ist mittlerweile aufgebaut und eingerichtet. In der Garderobe wurde der Altar liebevoll aufgebaut. Die Gläser stehen davor auf dem Tisch und die Grappa Flasche daneben ! Es ist Zeit für die ersten Techniker in der Garderobe zu verschwinden. Je nachdem wie weit die Reise war oder wenn im Nightliner übernachtet wurde, ist jetzt die Gelegenheit für eine Dusche, am besten noch bevor die Band in der Halle eintrifft. Denn danach sollte alles für den Soundcheck bereit sein. Wenn der ganze Aufbau abgeschlossen ist, können die Helfer auch noch die Absperrgitter vor der Bühne und rund um den Mischpultblock aufstellen.

Nachdem  die Band zusammen mit dem Tourmanager dann auch eingetroffen ist, machen sich die Musiker erst einmal mit den Räumlichkeiten vertraut. Wo ist die Garderobe ? Wo das Catering ? Sie deponieren ihre Mäntel und Jacken und begeben sich auf die Begrüßungsrunde. Jeder Mitarbeiter wird erst einmal begrüßt. Mit den einen oder anderen ergibt sich ein längerer Smalltalk. Nach einer kleinen Stärkung im Cateringraum beginnt der Soundcheck. Es gilt jetzt, die Instrumente in ihrer Lautstärke aufeinander ab zu stimmen. Die Monitoranlage muss auf die Bedürfnisse der Musiker eingestellt werden damit jeder die Instrumente hören kann, die er während dem Konzert als Referenz für sein eigenes Instrument braucht. Jetzt ist eigentlich alles bereit für das Konzert und es beginnt die- von BAP oft besungene-  „ewige Affhängerei“ bis zum Beginn der Show. Manche schlagen sie die Zeit im Tourbus um die Ohren, lesen oder schlafen. Andere gehen in die Stadt um sich noch etwas um zu sehen. Wieder andere essen im Cateringraum, geben Interviews oder treffen sich mit den mitgereisten Freundinnen. Gäste werden begrüßt. Im Backstagebereich herrscht Hochbetrieb. Der Tourmanager hängt jetzt oft am Handy. Reservierungen haben nicht geklappt. Der Veranstalter braucht noch Informationen. Unvorhergesehenes kommt und wird möglichst schnell noch erledigt. Die Ordner werden vom Cheftechniker gebrieft. Er vermittelt den Männern seine Vorstellung, wie die ganze Sicherheitsorganisation funktionieren soll. Langsam stellt sich Konzertatmosphäre ein. Eine Stunde vor Konzertbeginn werden die Türen geöffnet. Viele Fans stehen schon seit langem vor der Halle in der Schlange. Jetzt stürmen die ersten durch den Saal um sich einen Platz in den ersten Reihen zu ergattern. Ein immer wiederkehrendes Phänomen.

15 Minuten vor der Show trifft sich die Band in der Garderobe zum Huldigen der heiligen drei Könige. Ein Vorgang, der hundertmal beschrieben wurde. Aber auch die Techniker haben sich versammelt. Das Ritual beim Monitormischpult gleicht dem in der Garderobe. Nur wird hier vor einem viel kleineren Altar, dem heiligen „Fader“, gehuldigt. Somit wären jetzt die Band und die Crew auf das bevorstehende Konzert eingeschworen.  – Showtime !

Weil die Vorbereitungen akribisch waren, stellen sich während den Konzerten für die Techniker eigentlich wenig konkrete Probleme. Jeder hat seinen Job und erledigt diesen in Ruhe. Gelegentlich bricht eine drahtlose Datenübertragung zusammen, meist eine Batterie, die leer ist. Das ist schnell und ohne dass der Musiker unterbrechen muss behoben. Die Gitarrentechniker sind damit beschäftigt, für einen schnellen und reibungslosen Instrumentenwechsel zu sorgen. Auch an den Mischpulten im Saal ist mehr oder weniger Ruhe eingekehrt. Es sind jetzt nur noch kleine Korrekturen nötig. Das Licht ist programmiert, der Sound in der Grundeinstellung eingepegelt.