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Bochum, 1. Juli 2007
RuhrCongress, Benefiz-Konzert "Herausforderung Zukunft"

Ein Bericht von Ralf

Visionen für eine bessere Welt.

Am vergangenen Samstag in der Bochumer Jahrhunderthalle trafen Charakterköpfe aus Politik, Musik und Showbusiness unter dem Titel „Herausforderung Zukunft“ aufeinander, die rege Diskussionen über Weltfrieden und besseres Miteinander führten. Um der ganzen Sache mehr Präsenz zu verleihen, durfte das Benefizkonzert einen Tag später im von der Kapazität angemessenerem Ruhr Congress zu Bochum natürlich nicht fehlen. Hauptinitiator Peter Maffay, zusammen mit BAP Frontmann Wolfgang Niedecken im Schlepptau, leitete als Confroncier in seiner für ihn typischen etwas zu ernsten Manier, allerdings sehr freundlich durch einen langen Abend voller Musik und Reden preisgekrönter Berühmtheiten. Friedensnobelpreisträger Desmond Tutu, nach Nelson Mandela wichtigste Figur des neuen Südafrikas eröffnete ungemein witzig den Abend, indem er den 5000 Menschen im Saal hingebungsvoll erklärte, dass sie alle wichtig seien. „Der könnte mühelos im Kölner Karneval auftreten“ kommentierte Niedecken den Auftritt Tutus sichtlich amüsiert. Dann Zeit für Musik. Die junge blonde Dänin Tina Dico zeigte beeindruckende Sangeskunst im Stil einer Joni Mitchell mit verhaltener Gitarre und markanter Stimme. Ein Talent, das es zu beobachten gilt. Schwieriger dann der anschliessende Vortrag der beninisch-französischen Sängerin Angelique Kidjo, die mit ihrer Band wilde Rhythmen im besten Graceland Stil Paul Simon´s fabrizierte. Leider nutzte sich die anfängliche Begeisterung schnell ab, zu fremd die unbekannten Klänge der 47jährigen Dame mit dem blonden Kurzhaarschnitt. Ihre missratene Version des Stones Hits „Gimme Shelter“ möge man schnell zu den Akten legen, auch der Gastauftritt des lässig Kaugummi kauenden Carlos Santanas wurde zwar von diesem ungemein virtuos vorgetragen, blieb aber auch nicht der Rede wert. Beindruckender dagegen die nachfolgende Rede Michail Gorbatschovs, dass auch den immense Aufgebot an Sicherheitskräften und Polizei erklärte. Der mittlerweile 76 jährige erklärte stolz, dass die Deutschen aktuell zum ersten Male in seinem Land zum populärsten Volk in einer Umfrage gewählt worden seien. Heinz Rudolf Kunze sorgte mit einem zweiten Gitarristen für ein kurzes Unplugged Intermezzo, bei dem der Brillenträger durch einen überraschend überzeugenden Kurzauftritt und extrem starkes Schwitzen auffiel. Nur The Who Rocker „Won´t Get Fooled Again“ solltest Du nie nie wieder auf der Akustikgitarre vortragen, lieber HRK, sonst haut dir Pete Townshend in bester Manier mit seinem Instrument die Gläser aus dem Gestell !  Zeit für BAP, die souverän vom einem mit Holzfällerhemd und Dreitagebart recht merkwürdig aussehenden Wolfgang Niedecken angeführt, mit einem kurzen Potpourri aus Gassenhauern die Menschen erstmals von den Sitzen riss. Stop, da war ein brandneues Lied der Kölner Mundartrocker - „Noh Gulu“ , dass das Leiden in dem Bürgerkriegsland Uganda beschreibt. Diesen bemerkenswerten Titel mit einer ungemein raffinierten Gitarre Helmut Krumminga´s, haben BAP bereits zum kostenlosen Download auf ihre Homepage gestellt und wird auf dem nächsten Album erscheinen. Zeit für weitere Reden, aber alles wartete gespannt auf den Auftritt des Mannes überhaupt. Yusuf Islam , besser bekannt als Cat Stevens hatte zur allgemeinen Überraschung sein Kommen zugesagt. Konzerte der Legende sind schliesslich seltener als Palmen auf Island. Dann kam er, würdevoll mit langem Bart, einem Gewand, viel älter, beinahe weise, mit dem Cat Stevens der 70er hat der fromme Mann auf dem ersten Blick kaum noch etwas gemeinsam. Seinen Kurzauftritt kann man mit einem Wort beschreiben, enttäuschend. Denn fast widerwillig sang Yusuf Islam mit gütigem Gesichtsausdruck verhalten leise , beinahe ausdruckslos Giganten wie „Peace Train“. Nein, damit hat der gläubige Herr nichts mehr am Hut, wie ein Wolfgang Niedecken diesen Auftritt flapsig kommentieren würde. Nach 3 Songs war Ende der Vorstellung, dank eines enthusiastischen Publikums folgte eine Zugabe mit „Wild World“ ,halb in Zulu, halb in Englisch. Nicht nur ungeprobt, wie der ehemalige Cat Stevens bemerkte, auch irgendwie emotionslos, Resümee sehr sehr schade. Spät war es bereits, als ein entfesselt auftrumpfender Carlos Santana mit Peter Maffays Band ein kurzes Latinofeuerwerk abzog. Carlos´ Finger glitten filigran über die Saiten seines Instruments. Peter Maffays Combo wurde für eine halbe Stunde zur Latinoband dank des Hutträgers von der amerikanischen Westküste umfunktioniert. Von festen Songstrukturen keine Spur, Dirigent Carlos verwandelt jeden Auftritt in eine amtliche Jamsession. Ein kurzes aufmunterndes Nicken für den Orgelspieler, ein wildes Gestikulieren in Richtung Schlagzeuger, auch mit fast 60 ist Santana ein Instinktmusiker erster Güte. Ein teilweise überforderter Peter Maffay hielt sich gesanglich halbwegs wacker bei „Black Magic Woman“ und „Oye Como Va“, wo Carlos hilfreich zur Seite stand. Höhepunkt des Abends bildete Santanas Gitarrenparforceritt bei „Samba Pa Ti“. Hut ab, genauso für die anschliessende flammende Rede für den Weltfrieden und die fast verachtende Abneigung des ansonsten sehr höflichen Mannes gegenüber George W. Bush. Mitternacht war es, als Peter Maffay mit seinem Set den Abend abschloss. Ein bisschen viel des Guten, das Konzert hätte man eher straffen oder früher beginnen sollen. Denn, liebe Herren Musiker , die darauffolgenden Montage für eure Kundschaft sind oft recht hart, dass weiss man nicht erst seit Bob Geldof´s „I Don´t Like Mondays“.

Programm :

01 Eröffnungsrede Desmond Tutu
02 Auftritt Tina Deco
03 Auftritt Angelique Kidjo mit Special Guest Carlos Santana
04 Rede Michail Gorbatschov
05 Heinz Rudolf Kunze
06 BAP
07 Rede Bochumer Bürgermeisterin, Witwen des Politikers Sadat und Schah von Persien
08 Auftritt Yusuf Islam a.ka. Cat Stevens
09 Carlos Santana mit Peter Maffay & Band
10 Peter Maffay & Band