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Hamburg 14. April 2004
Große Freiheit 36

Fotos von Thomas Granrath

Ein Bericht von Detlev Stender

Das war ein Abend, oder treffender beschrieben, eine Nacht nach meinem Geschmack.
Die Verlegung vom "CCH" in die "Große Freiheit 36" war eine richtige
Entscheidung, wenn auch aus anderen Gründen. Angeblich war die Nachfrage zu gering. Die "Freiheit" war auf jeden Fall bis oben gefüllt, im warsten Sinne des Wortes, denn hier gibt es zwei Etagen, und bei einer etwas besseren Werbung, bzw. überhaupt einer, wäre auch das CCH "füllbar" gewesen. Es war aber gut so. Das "CCH" taugt vielleicht als Ballsaal, oder als Tagungsort, aber nicht für Rockkonzerte. Ich durfte damals schon die "Leoparden" in der "Freiheit" erleben. Auch "Lou Reed", "Bad Religion" und "New Model Army" konnte ich hier schon bestaunen. Ein perfekter Ort, eine perfekte Kulisse.
Aufgrund der Verlegung ging es erst um 21:00 Uhr los, damit alle
Nachzügler sich noch notfalls schnell in die U-Bahn oder das Auto schwingen konnten. Die Setliste war größtenteils bekannt, daher von dieser Seite keine großen Überraschungen, wobei ich die große Anzahl aktueller "Sonx" nach wie vor als absolut lobenswert betrachte. Aber wie sie gespielt wurden, die "Sonx", die alten wie die neuen, ich war und bin begeistert. Solch einen Einsatz habe ich schon lange nicht mehr gesehen. Auch das Publikum war immer dabei, "immer am Mann". Ich werde nie die Worte meiner "mitgeschleiften" Langzeitpartnerin vergessen. Im Prinzip meine Frau, nach fast 13 Jahren, es fehlt nur der Trauschein: "Haben sie die (die Fans) aus Köln eingeflogen"? Die Stücke wurden nie übertrieben hart gespielt, nie übertrieben weich, nie zu viele Soli, nie zu wenig. Einfach perfekt, aus meiner Sicht. Auch "Born to be wild" mit sehr viel Druck, und die neue Version von "Met Wolke schwaade" haben mir sehr gut gefallen. Besonders bei "met Wolke schwaade" war ich sehr überrascht, denn die Originalversion hat mir nie sonderlich gefallen, abgesehen vom Text.
Einziger Wermutstropfen: Warum hatte niemand einen "St. Pauli-Schal"
dabei? Hätte ich das gewusst... drückt uns mal die Daumen...
Ein wunderbares Konzert, eines das in meine persönliche
"Langzeithitliste" aufgenommen wird, ganz im Gegensatz zum letzten Konzert im "CCH", da liegen Welten dazwischen.
Mein Urteil zum neuen Album hat sich bei diesem Konzert bestätigt:
"Setzen, 1, versetzt in die nächste Klasse, ohne Probleme"!

Ein Bericht von Lutz Flemming

Man hätte neidisch werden können... Diverse Newsletter von Chrischi verwiesen auf irgendwelche Live-Sachen beim SWR oder HR. Und im Norden, wo diese Sender ohne wilde Faxen nicht zu empfangen sind - nichts. Wir haben dafür die duften Konzeptsender. Entweder "Oldies But Goldies" gepaart mit Informationseinheiten, was ab einem gewissen Alter ganz gut zu ertragen ist, oder die einfältig daher kommenden "Die Hits von heute und das Beste aus den 90ern"-Sender, die alle zwei Stunden das gleiche Zahnspangen-Teenie-Berieselungs-Potpourri vortragen lassen, moderiert von debil anmutenden Nils-Bokelberg-Verschnitten.
BAP hab' ich jedenfalls im Radio schon länger nicht gehört...
Vor die Auswahl gestellt, ob nun Pier 2 in Bremen oder CCH 3 in Hamburg, zog ich persönlich nach beiden Konzerten bei der letzten Tour Hamburg vor, da das CCH 3 diverse Vorteile bietet. Zum einen benötigt man vom Parkhaus zum Konzertsaal nur einen Fahrstuhl und keine Jacke, was schon fast dekadent ist - hängt jedoch mit dem "gewissen Alter" zusammen, andererseits fand ich den Sound dort recht ansprechend, der im Pier 2 in Bremen bei jedem dort gesehenen Konzert eher grausam war...
Dann die Nachricht mit der Konzertverlegung in die Große Freiheit, was dann u. a. doch wohl unmittelbar mit der eingangs beschriebenen Radiosituation zusammen hängen dürfte...
Also, nix Dekadenz, sondern so wie früher! Wie ganz früher! 100 Meter weiter hatte im "Indra" eine eher mittelmäßig bekannte Band aus Liverpool, Beatles oder so, ihr erstes Auslandsengagement...
Was dann um 2100 losging, war vergleichbar mit einem Konzert aus der 91er Clubtour. "Recht kuschelig heut...", wie Herr Niedecken meinte.
Es war nicht nur kuschelig, es war in jeder Weise richtig klasse

Sound (ich stand etwa in Höhe des Mischpults): Mag einigen vielleicht Herr Niedecken zeitweilig zu leise gewesen sein, so ist für mich eher relevant, ob die einzelnen Komponenten des Schlagzeugs zu unterscheiden sind. Hört sich jedes Becken gleich an? Sind Nuancen auf der HiHat oder dem Ride-Becken wahrnehmbar? Hallt die Snare noch nach, wenn schon wieder drauf geschlagen wird? Schleimen etwaige Tasteninstrumente alles zu? Helfen gar Gitarre und Bass dabei mit?
Fazit: Klares Lob an den Mixer, auch wenn mein Brustbein wohl noch einige Tage braucht, um, ob des druckvoll daher kommenden Basses, die Grundstellung wieder zu erreichen.

Atmosphäre: Wenn Leute, die man sich aufgrund ihres Alter und ihres Erscheinungsbildes in den biedersten Jobs und in ganz anderen Konzerten vorstellen könnte, über drei Stunden mitgehen, als hinge ihr Leben davon ab und sich nahtlos in die Gruppe einreihen, die man von vornherein als "Mitmacher" zu erkennen glaubt, dann muß von dieser Band mehr als eine gewisse Faszination ausgehen. Und, zur Erinnerung, wir befinden uns im hohen Norden.

Songauswahl: Man schaue in die Setlisten der vorangegangenen Konzerte, d. h. wir haben keine wilden Neuerungen erfahren oder wurden um nichts "betrogen", as you like it

Ansagen: Die waren m. E. auf den Punkt kommend, ganz spaßig war "... ja, genau, mit den Leoparden war ich schon hier. Und irgendwann denk' ich, der Schlagzeuger schleppt aber, ich dreh' mich um, da sitzt da Udo Lindenberg! Also Jürgen, wo auch immer du sitzt, bleib' da!..." Dann war da noch die Geschichte mit dem acht Stunden lang gefilmten Oleander für die DVD, wobei mich mehr interessiert hätte, wie die Ziegen alle in den Baum gekommen sind...

Keyboards: Es fiel auf, wieviel Platz durch Jens Streiflings Weggang für Michael Nass frei wurde. Und, man muß schon ein ziemlich fanatischer Saxophon-Fan sein, um keinen Spaß an den nun zahlreicheren Klaviersoli zu haben, die mich persönlich an einen gewissen Roy Bittan erinnern. Wer das als Kompliment versteht, ist auf dem richtigen Weg...

Gitarre: Ich hatte nie den Eindruck, daß Herr Krumminga bei länger angelegten Solopassagen wie bei "Alexandra" mit einer "Platz-da-für-fünf-Minuten-komm-nur-ich"-Mentalität ans Werk ging, obwohl die momentane Besetzung dazu verleiten könnte. Ein Gitarrist, der seine Freiräume nutzt, ohne sie zu Orgien verkommen zu lassen, spielt "songdienlich". Auch das ist ein Kompliment!

Bass & Schlagzeug: Kurz, eine Klasse für sich!

Es war ein tolles "Auswärts-Club-Konzert" mit Heimspielcharakter, vorgetragen von einer Band, die in der Lage ist, jeden, der sich auf sie einlassen mag, mitzureißen.
Und, mit einem Blick auf das mittlerweile erreichte Niveau der Eintrittspreise, besucht man hier einen der Acts, bei dem man nie den Eindruck hat, abgezockt worden zu sein. Danke!

Ein Bericht von Oliver Dattner

Hamburg war super !!! Kleiner Laden und die Mucke war ziemlich laut (kam mir vielleicht aufgrund meines fortgeschrittenen Alters auch nur so vor), aber die Leute und die Band waren super drauf. Man merkte, dass die Band ein paar Tage Pause hatte, sehr viel Spielfreude !!! Die Setliste war genauso wie in Offenbach, also auch mit "Born to be wild", voll das Brett !! Unger Linde enn Berlin => das Lied ist sehr schön, aber auf einem Konzert für mich ein "Stimmungstod" Wie 'ne Stein => supergeil, dass das mal wieder dabei ist, sehr schöne Version Wo bess du hück Naach, Marie? => fand ich von den Leoparden besser vorgetragen Müsli Män (Schrank-Version) => die "Fortsetzung" ist echt witzig !! Met Wolke schwaade => der HAMMER !!! McWet mit grandiosem Getaste !!!! Ansonsten ein sehr schönes Konzert, Wolfgang war gut drauf und fand die "optimale" Ansagelänge :) Witzig auch, dass die Aufforderung zum Mitklatschen durch die Bitte um "Mitarbeit" ersetzt wurde :))) einziges Manko (für mich persönlich): von vielen Liedern hat man mittlerweile schon die unterschiedlichsten Versionen gehört und ich muss sagen, bei einigen alten Stücken sind meine Lieblingsversionen doch die mit dem Major oder auch mit Jens Streifling Aber da ich auch nicht immer wieder das gleiche Konzert hören will und die Band immer noch in der Lage ist, so klasse "Neuversionen" wie von "Met Wolke schwaade" rauszutun, hab ich immer noch viel Spass :)