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Karlsruhe, 6. April 2014
Stadthalle

Fotos von Jens

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Fotos von Feli

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Ein Bericht von Hans-Georg

BAP zieht den Stecker in Karlsruhe

Auf den Tag genau 14 Jahre nach ihrem letzten Auftritt im Karlsruher Brahms Saal im Rahmen der Tonfilm-Tour machten BAP auf ihrer aktuellen Tour wieder Halt in diesem Saal. Damals wie heute wollte und will man etwas anderes ausprobieren: BAP im Unplugged-Gewand, auch wenn es aus rechtlichen Gründen so nicht heißen darf und daher den sperrigen Titel "BAP zieht den Stecker" bekam (meine Eintrittskarte stammt noch aus der Zeit bevor MTV die Verwendung des Wortes "unplugged untersagte.) Vor 14 Jahren ging das Konzept nicht so ganz auf - aus verschiedenen Gründen wollte man nach der großen Umbesetzung auch im bestuhlten Ambiente zeigen, dass BAP noch rocken können. Diesmal aber war klar, dass es wirklich ein Unplugged Konzert geben wird.

Der Auftritt in Karlsruhe ist mein erstes Konzert dieser Tour und ich gebe zu, dass ich mit gemischten Gefühlen dem Konzert entgegenfieberte. Klar, BAP unplugged erleben zu können steht schon lange auf meiner Wunschliste, aber Wolfgang Niedeckens Solo Album hat mich trotz mehrfachen Anhörens nicht gerade vom Hocker gerissen. Die Tatsache, dass nach der Umbenennung der Tour es plötzlich wie Ende der Siebziger wieder "Niedeckens BAP" heißt und die Absage des BAP Stammgitarristen Helmut Krumminga aus familiären Gründen an dieser Tour nicht teilzunehmen, führte dazu, dass ich mich fragte, ob ich jetzt wirklich BAP unplugged erleben werde, oder eher Wolfgang Niedecken auf einer Solotour begleitet von BAP und Nicht-BAP Musikern erleben werde (wobei das ja auch nicht schlecht wäre...). Und der mehrfache Hinweis in Niedeckens Logbuch, dass man BAP Drummer Jürgen Zöller immer wieder zähmen müsse, damit er nicht so laut spiele taten ihr Übriges. Aber: letzten Ende (oder "am Ende des Tages" wie es neuerdings heißt) weiß man das nur, wenn man sich darauf einlässt - los geht es also in den Brahms-Saal.

Vor 14 Jahren saß ich auf Platz 6, diesmal auf Platz 7 in derselben Reihe - das Bühnenbild sieht aber ganz anders aus als vor 14 Jahren. Alte Filmlampen stellten den Großteil der Beleuchtung, die PA hängt an der Decke und schaff somit mehr Platz für Musiker, was auch dringend nötig ist, denn schon bei den Proben ist die Devise ausgegeben worden, alles mitzubringen, mit dem man Musik machen könne, was vor allem Anne de Wolf und ihr Ehemann Ulrich Rode, der Helmut Krumminga vertritt, beherzigten.

Pünktlich um 20:00 ging es los: "Noh all dänne Johre" und die "Ruut wiess blau querjestriefte Frau" machen den Anfang und begeistern vor allem mit einem sehr sehr gutem Sound. Schnell wird klar, dass meine Befürchtungen sich im Laufe des Abends in Luft auflösen werden, denn die Arrangements sind gegenüber dem "Zosamme Alt" Album deutlich geändert worden. Allein die Tatsache, dass im Gegensatz zum Soloalbum Drums und Percussion (als Gast zum Glück wieder: Rhani Krija) hinzugefügt worden sind, bringt Leben in die Songs. Bei der Begrüßung erinnert Wolfgang Niedecken daran, dass BAP vor 15 Jahren bei ihrem ersten Versuch, eine Unplugged Tour zu spielen, gescholten worden sind, und meint, wohl im Hinblick darauf, dass nicht nur er, sondern auch das Publikum älter wird, dass sich dies wohl inzwischen relativiert hätte.

Obwohl keine "Greatest Hits" geboten wurden, ließ die Songauswahl nichts zu wünschen übrig: aus allen Schaffensphasen wurde etwas geboten, darunter Lieder, die seit Ewigkeiten (wenn überhaupt) nicht mehr gespielt worden sind: über "Lisa" vom viel gescholtenen "Ahl Männer" Album habe ich mich sehr gefreut und "Neppes, Ihrefeld un Kreuzberg" vom allerersten Album habe ich, so glaube ich jedenfalls", zum ersten Mal live erleben dürfen.

Anne de Wolf brillierte an sovielen Instrumenten, dass ich wahrscheinlich gar nicht alle aufzählen kann (Geige, Bratsche, Mandoline, Posaune, und, und und). Ulrich Rode sah nicht nur vom outfit so aus, als würde er sonst bei "Mumford & Sons" spielen, nein, er teilte auch die Vorliebe dieser Band für die verschiedensten Saiteninstrumente wie z.B. Pedal Steel Gitarre, Mandoline und einige Instrumente, deren Namen ich mich beim besten Willen nicht merken konnte. Die 7 Musiker brachten einen sehr abwechslungsreichen Sound auf die Bühne. Da konnte es auch Mal passieren, dass ein Stück, das zu den "Marokko" Songs gehört musikalisch sich in New Orleans wiederfindet. Trotz teilweise ernsten Momenten ("Noh Gulu") stand der Spaß, den Musiker und Publikum hatten im Vordergrund und wo erlebt man schon, dass die Band nach der Pause Kekse reicht? Viel Neues gab es zu entdecken, auch in Songs, die man schon seit Jahrzehnten kennt.

Highligts gab es viele: besonders genial war die Version von "Nöher zo mir" und neue Intros zu den Songs wie zum Beispiel dass Kontrabass-Intro von "Verdamp lang her". Bei VLH bebete dann auch, wie vor 14 Jahren der Brahms-Saal, genau wie bei "Rita".

Mit einer grandiosen Version von "Sendeschluss" ging ein wunderschönes Konzert zu Ende. Wie gesagt: meine Befürchtungen haben sich in Nichts aufgelöst und ich freue mich auf die weiteren Konzerte dieser "BAP zieht den Stecker" Tour.