BAP-Logo-Fan-Tourtagebuch

Köln, 14. Januar 2006
KölnArena

Fotos von Uli Johannes

 

Fotos von Peter Wafzig

 

Ein Bericht von Stefan Klatt

Der Abend hat sich wirklich gelohnt. Schon lange habe ich diesem Konzert entgegengefiebert und gestern war es endlich so weit! Die Party begann eigentlich schon vor dem Konzert, denn die Einlassmusik bot eigentlich nur bekannte Stücke. Schnell wurde klar, dass dies alles Originale einstiger BAP-Coversongs waren. Dramaturgisch so angelegt, dass die Stimmung kurz vor Acht mit Hungry Heart schon den ersten Höhepunkt erreicht hatte. Und dass, obwohl die Hauptakteure des Abends zu diesem Zeitpunkt sicherlich noch am Altar versammelt waren.
Aber dann ging es los. Sehr originell der Opener mit Radioeinspielungen der Coveroriginale bis hin zur Ansage eines sehr bekannten Radiomoderators (Werner Reinke ?), der BAP dann endlich ankündigte. Und von da an nahm die Party ihren Lauf: Anfängliche Nervositäten in der Band (Fernsehaufzeichnung am Touranfang !!!) wurden geschickt überspielt oder als einfach menschlich abgehakt. Die Songauswahl war wie erwartet – ein Best Of aus dreißig Jahren Bandgeschichte. Neben den erwarteten Songs des Jubiläumsalbums waren auch einige Überraschungen dabei, die sich als besondere „Perlen“ erwiesen, so zum Beispiel Hurricane/Stell dir vüür oder auch Jupp.
Da die Band ja genauso hungrig war auf dieses Konzert wie die Fans, muss man die Jungs nicht einzeln hervorheben. 5 Mann wie aus einem Guss, und jeder gab sein Bestes. Was unbedingt erwähnt sein muss ist der Einsatz von Anne de Wolff, die mit ihrer Geige eine neue und sehr schöne Klangfarbe setzte. Und dann die Gäste: Henning Wehland, der zwar alles gab, aber manchmal nicht deutlich genug zu hören war (zum Sound später), Marta Jandová die – hippelig wie ein Teenager – ihre Sache dennoch blendend machte (Lena ist sowieso mein Lieblingssong des neuen Albums) und zu guter Letzt Thomas D., dem es wohl am wenigsten ausmachte, vor solch einem Publikum zu singen. Er und Wolfgang warfen sich die Einsätze nach Belieben zu – da war Spaß pur angesagt. Nicht zu vergessen Anne de Wolff, die Meret Beckers Gesangspart übernahm – super!
Die Arrangement wurden nochmals livetauglich gemacht, allerdings hätte ich mir die alte Version von Alexandra lieber gewünscht. Der Titel braucht einfach das Rockpiano und funktioniert nicht mit matschigen Keyboards (Sorry, Micha), auch nicht, wenn man ihn etwas zu „latschig“ spielt. Ein wenig mehr Drive und das Piano, und die Nummer zieht wieder. Gleich nach der Pause Für ne Moment bewies mit einem super E-Pianosolo, dass es geht!
Nicht vergessen sei das Publikum. Ich sage nur eins (habe ich mal auf einem Schild gelesen): Mer sinn noch lange nicht BAP-satt !!! 
Verliererin des Abends war die Kölnarena selbst. Der Sound war im ersten Drittel im vorderen Innenraum überladen und undurchsichtig. Erster Lichtblick war Dreimohl...  der, weil leiser, transparenter wirkte. Der Sound wurde besser, was blieb war das nervige Echo aus dem hinteren Teil der Halle – selbst bei den Ansagen. In dieser Beziehung hoffe ich, dass der Sound auf der Tour noch verbessert wird, vielleicht ja schon beim zweiten Konzert in der Arena (Ich glaube nicht, dass es nicht gehen soll).
 Aber das alles tat der Stimmung keinen Abbruch. BAP 2006, das ist Party pur. Allen, die es noch vor sich haben, viel Spaß dabei!!!

 

Ein Bericht von Ralf Simon

Nicht zum ersten Mal war das vorhin - jetzt kann ich inzwischen “gestern” sagen - eins der besonderen Konzerte! Wenn ich mich recht erinnere, war es - nach 1986 in der Lohmarer Jahbachhalle bei der “ahl Männer, aalglatt”-Tour - mein zweites Konzert, das den offiziellen Auftakt einer Tour bildete.
Den Opener bildete ein Radiosendersuchmix (vergleichbar mit ‘nem Dire
Straits-Song, dessen Name mir allerdings nicht einfällt): hier stimmte die Mischung auf Anspielung des Jahres 1976. Da waren für mich fast alle Ereignisse - hauptsächlich Musikstücke - gleich zuzuorden. Einige Gäste des Doppel-Albums “Dreimohl zehn Johre” waren dabei: dabei stach für mich insbesondere Marta Jandrova mit ihrer hervorragenden Stimme heraus. Das hat was! Wenn ich auch die Setliste etwas überraschend fand - irgendwie kann ich da immer noch nicht so richtig ein Konzept hinter erkennen - so fand ich die drei Songs mit der Violinistin absolut klasse! Kompliment! Bei den Songs, die BAP allein spielte fehlte mir hin und wieder so’n bischen der Drive. Irgendwie waren ein paar Songs im Tempo etwas entschärft. Den Hammer des Abends, was die Stimmung angeht, fand ich “Verdamp lang her” im ersten Zugabenblock (weniger aber wegen Thomas D.). Nervig waren einige ZuschauerInnen, die schräg links hinter mir saßen: Ist ein BAP-Konzert eine Senioren-Veranstaltung? “He, da vorne, setzten, wir können nichts sehen!” Ätzend!!! André Rieu hat seine Weihnachtskonzerte vor etwa einem Monat hier gegeben. Aber jetzt wird hier gerockt, Leute!
Nett fand ich den Abschluss mit “Nähxte Stadt” und “Maat et joot”. Hätte
man - analog zur Marien-Trilogie der SONX-Tour - auch noch mit “Et letzte Leed” erweitern können. ;-) O.k. - das waren nun wirklich nicht die beiden allerletzten Lieder. Mit den verschieden Gästen wurde zum Abschluss noch “Hungry Heart” zum besten gegeben.
Insgesamt ein lohnenswertes Konzert - das übrigens von 20.10 bis 23.40
dauerte - wenngleich es mich beim nächsten BAP-Konzert wieder in den Innenbereich ziehen wird!

 

Ein Bericht von Ralf Lukas

Samstag , 14.01.2006, 23.42 Uhr – es ist vollbracht. Wolfgang Niedecken und Schlagzeuger Jürgen Zöller liegen sich abgekämpft, aber dennoch glücklich in den Armen. Ein bewegendes 3 ½ stündiges Konzert ist soeben zuende gegangen. Zelebriert wurden 30 Jahre BAP mit allen Höhen und Tiefen, mit nahezu allen Klassikern und den neuen Arrangements vieler alter Titel, die bereits auf dem neuen Album „Dreimal Zehn Jahre“ zum Besten gegeben wurden. Niedecken hatte in den letzten Wochen und Monaten mit einem unglaublichen Tatendrang die Werbetrommel gerührt. Sei es Frühstücksfernsehen, diverse Talk-Shows , sein Konterfei war in jüngster Vergangenheit präsenter denn je. Mit Erfolg, die monströse und auch wegen der schlechten Akustik eher ungeliebte Kölnarena war zwar nicht ausverkauft, aber sehr gut gefüllt. Die Fünf Recken eröffneten den Reigen mit der alten Troggs Nummer „Wild Thing“ , auf Kölsch „Wahnsinn“ eher ungewohnt schwerfällig. Ein etwas unausgegorener Sound tat sein übriges. Die alte Heulboje „Waschsalon“ im Anschluss zündete, das Publikum setzte schon früh mit einem stimmungsvollen Klatschmarsch ein. Dann ging es Schlag auf Schlag. „Ahl Männer“, live wie auf dem Album wunderbar befreit von dem mächtigem Keyboardteppich erfreute auch Insider , „Diss Naach Ess Alles Drin“, auf dem Best Of Album sehr vermisst, ist immer noch aufgrund seiner zeitlosen Story ein Gassenhauer. Besinnlich natürlich „Helfe Kann Dir Keiner“, der Song mit dem alles begann. Natürlich zu Hause mit stimmlicher Unterstützung des  Publikums. Nachfolger „Dreimohl Zehn Johre“ dagegen entpuppte sich als richtiger Langweiler. Schwamm drüber ! Dafür aber Hut ab für die BAP Version von „Hurricane“ , den legendären Bob Dylan Song mit dem ellenlangen Text über den Boxer Hurricane Carter. Unterstützt wurde das Ganze von der Geigerin Anne de Wolff , die dem Song den nötigen Pepp verlieh. Das Medley mit dem BAP Frühwerk „Stell Dir Vür“ wäre nicht unbedingt nötig gewesen, blieb aber dennoch ein netter Versuch. Niedecken huldigte zischen den Stücken seinen musikalischen Helden. Natürlich allen voran Bob Dylan, der mit seinem Album „Desire“ im Jahre 1976 den Maler Niedecken überhaupt erst wieder motivierte, wieder selbst Musik zu machen. Natürlich durfte die Geschichte zu „Helfe Kann Dir Keiner“, das aufgrund mangelnder solistischer Fähigkeiten entstand, als sich Niedecken an „Cowgirl In The Sand“ versuchte, nicht fehlen. Anne de Wolff veredelte mit ihren hervorragenden Geigenspiel Stücke wie “Chippendale Desch“ und „Jupp“. Bei der Auswahl der anderen Gäste hatte BAP kein glückliches Händchen. Die vollkommen talentfreien gesanglichen Ergüsse von H-Blockx Frontmann Henning Wehland zogen selbst dem Hartgesottensten die Schuhe aus. Auch das dünne Stimmchen von Die Happy Sängerin Marta Jandova bei „Lena“ hatte eher bescheidene Qualität. Dagegen Daumen hoch für Gitarrist Helmut Krumminga , der den Gesangspart von Ray Davies bei „Hollywood Boulevard“ übernahm, da der Kinks Frontmann leider verhindert war. Sicher hatte der eine oder andere insgeheim gehofft, dass ehemalige BAP Mitglieder als Gäste auftauchen würden. Aber nein, weder Schmal. Steve Borg, Effendi, Jens Streifling und schon gar nicht der Major wurden weit und breit gesichtet. Rein technisch ist die aktuelle BAP Besetzung musikalisch vielleicht sogar die stärkste Einheit, aber ein kurzer sentimentaler Rückblick wäre schön gewesen. So rockte das Quintett munter weiter mit grossartigen solistischen Leistungen der Herren Zöller und Krumminga bei „Kristallnaach“ bzw. „Alexandra Nit Nur Do“, wo der lange Ostfriese fingerflink die 6 Saiten seines Instruments bediente. Highlight des Abends bildete das verrückteste „Verdamp Lang Her“, der BAP Historie, der das Henkelmännchen fast aus den Grundmauern katapultierte. Grund dafür war der musikalische Gast Thomas D. von Fanta 4, der dem Song seine eigene Note verlieh. Gegensätzlicher konnten die Kontraste nicht sein, auf der einen Seite der Urrocker Niedecken mit der zerzausten Haarpracht , auf der Anderen der kahlgeschorene tätowierte Ur- Hip Hopper Thomas D. aus dem Schwabenland , der ansonsten mit Rockmusik überhaupt nichts am Hut hat. Aber die Kombination zündete, alle Beteiligten hatten unbeschreiblichen Spass. Das neue Rockarrangement von „Do Kanns Zaubere“ überzeugte bei seiner ersten Reifeprüfung auch Skeptiker, die die neue Albumversion eher mit Kopfschütteln zur Kenntnis genommen hatten. Unfassbar auch die Version von „Wellenreiter“, wo Wolfgang nur das erste Wort der Strophe anstimmte, für den Rest sorgte das ausgelassen feiernde Publikum mit grosser Textsicherheit. Bruce Springsteen´s  „Hungry Heart“ mit allen Beteiligten bildete den Abschluss eines für die Band sehr wichtigen und mit Bravour absolvierten Abends.
Was will man meckern, insgesamt 210 Minuten Spielzeit und 34 Songs, dafür brauchen viele internationale Acts 2 Abende, da sollte man den einen oder anderen musikalischen Tiefschlag schon verschmerzen können.