Alptraum eines
Opportunisten
Übersetzt von Chrischi 1998
Ich kam an einen Bauernhof
und ich war unwahrscheinlich müde.
Ich dachte: "Hier hältst du erst mal an, fragst
den Bauern nach einem Bett."
Ich rief: "Hey, da drinnen, ist da irgendeiner
daheim?"
Dabei stand ich auf der Treppe, und ich hatte eiskalte Beine.
Da kam der
Bauer heraus, und ich dachte, ich werde bekloppt,
denn der Kerl, der hatte ein
Schießgewehr, das hielt er mir vor meinen Kopf.
Ich falle auf die Knie und bin am Zittern
vor Angst
und sage: "Bauern finde ich gut, um Gotteswillen, lieber Mann!"
Da
entsichert der sein Schießgewehr und fängt laut zu brüllen an:
"Von "XY"
weiß ich, daß man keinem trauen kann."
Ich sage: "Lieber Mann, mir könnt ihr
trauen. Ich suche nur ein Bett.
Außerdem studiere ich Jura auf der Universität."
Dann kam seine Tochter heraus und sagte: "Gestatten, heiße Rita."
Ich kriegte
direkt rote Ohren von wegen "Dolce vita",
denn so eine "tolle
Frau" hatte ich hier bei den "Kappesbauern" nicht erwartet.
Auch der
Vater von dem Mädchen war überhaupt nicht stattlich.
Um mich einzuschmeicheln, sagte
ich: "Lieber Mann, ihr seid auf Zack.
Euch macht keiner schnell etwas vor von dem
ganzen Rattenpack.
In der "Jungen Union" bin ich" - da schaute er
interessiert.
Darauf habe ich mit dem Bauern eine Viertelstunde politisiert.
Ich sagte:
"Farbentragen bringt es, Mensuren schlagen auch!"
Kurz gesagt, ich kriegte das
Bett, nur versprechen mußte ich noch,
daß seine Tochter für mich Luft wäre, sonst
kriegte ich mit ihm Zoff,
denn schließlich heiratet die den Mattes, dem gehört der
Nachbarhof.
Und seine Kühe sollte ich melken am nächsten Morgen kurz nach vier.
Ich
sagte: "Abgemacht, lieber Bauer, ich verspreche es dir."
Alles klar, wir gingen
pennen und es war schon kurz vor zehn,
da kam die Rita an mein Bett und sagte: "Ich
möchte mit dir gehen!
Nimm mich mit, zeig mir die Welt und ich zeige dir dafür,
was
alles unter meinem Nachthemd los ist." - ich konnte nichts dafür.
Ich denke:
"Scheiße, schnell heraus hier!" Zurück hielt mich dann nur
der gottverdammte
zweite Teil von dem beknackten Schwur.
Denn dem seine Kühe zu melken hatte ich ihm
versprochen vor zwei Stunden,
denn da konnte ich noch nicht wissen, wie jetzt die Rita vor
mir stand:
Hohe Absätze, Strapse, Netzstrümpfe, transparentes Negligé.
Lieber Herrgott, laß den Bauer nichts merken, bitte höre mein Flehen!
Doch das war nichts mit dem Beten,
denn auf einmal wurde es hell
und mein Bauer stand in der Türe und sagte: "Das ist
hier kein Hotel!
Und das Flittchen - Rita meinte er - seit wann ist das schon bei
dir?"
Um ihn abzulenken, sagte ich: "Kohl ist Kappes, Strauß ein Tier,
Alfred
Dregger ein Verbrecher und der Löwental eine Sau.
Lieber Bauer, mach keinen Wind,
schließlich ist das Kind eine Frau!"
Besser hätte ich das gelassen, dann wäre
alles nicht passiert,
denn mein Ablenkungsmanöver war doch arg improvisiert.
In der Eile
hatte ich mich vertan und alles falsch gemacht,
aber clever wie ich war, habe ich dann
noch schnell gesagt:
"Meister Proper finde ich prima! Adenauer, der hat recht!
Inge
Meisel an die Macht!" Dabei wurde es mir dann schlecht.
Und schon fing ich an zu
kotzen. Dabei habe ich noch erwähnt,
daß ich Leutnant der Reserve wäre im
Garderegiment.
GSG 9 hieße der Laden, und da käme nur der herein,
der ein echter
deutscher Kerl ist, wie ich es einer bin.
"Zäh wie Leder, hart wie Kruppstahl, wer
einen Windhund überholt,
und wer blond ist, blaue Augen hat", habe ich dem Bauer
erzählt.
"Wenn das so ist", sagte der Bauer, "Junge, dann will ich nicht
so sein:
Nächsten Sonntag wird geheiratet, solange bleibst du hier drin."
Und so
wurde es auch gemacht. Seit dem liege ich an der Kette,
und die Rita ist meine Frau, und
der Bauer, der ist jetzt nett.
Ich bin Schützenkönig, Bürgermeister,
Kirchenchordirigent,
und das alles nur, weil unsereins nicht gerne im Freien pennt!
|