Das Märchen vom gezogenen Stecker
2 CD /29.08.14 / Universal Music
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Hörproben und Videoclips zum Album findet ihr hier:

Die Songs:

CD 1:

Noh all dänne Johre
Für'ne Moment
Zosamme alt
Rääts un links vum Bahndamm
Paar Daach fröher
Do jeht ming Frau
Magdalena (Weil Maria hatt ich schon)
Rhanis Solo
Nöher zo mir
Shoeshine
Ich wünsch mir, du wöhrs he
Souvenirs
Frankie un er
All die Aureblecke
Alles wat ich zo jähn wöhr / Twist And Shout

CD 2:

Morje fröh doheim
Lisa
Noh Gulu
Michas Intermezzo
Jupp
Neppes, Ihrefeld un Kreuzberg
Kristallnaach (Birlikte-Version)
Lena
Verdamp lang her
Prädestiniert
Anna
Du kanns zaubre
Novembermorje
Songs sinn Dräume
Sendeschluss


"Das Märchen vom gezogenen Stecker"
oder
"Alles fügt sich und erfüllt sich. Man muss es nur erwarten können."

"Es war einmal eine tapfere kleine Rock 'n' Roll-Band, die sich vorgenommen hatte, bei Gelegenheit ausnahmsweise einmal mit akustischen Instrumenten auf Tour zu gehen. Aber immer, wenn die Zeitumstände halbwegs günstig schienen, kam dann doch wieder irgendetwas dazwischen und wenn es auch nur die eigene Vernunft war. Eine Unplugged-Tour, wie man ein solches Unterfangen wohl auf Neudeutsch bezeichnen würde, bedeutet nämlich leider nicht, dass alles unkomplizierter wird, sondern vielmehr, dass einem die ganze, in Jahrzehnten erworbene Rock 'n' Roll-Routine nur noch bedingt etwas nützt. Denn sobald man sich mit Instrumenten ohne Tonabnehmer auf die Straße wagen will, stellt man fest, dass so ziemlich sämtliche bühnentechnischen Erfahrungen für die Katz sind. Schließlich wurden die elektronischen Instrumente und Schallverstärker ja nicht zuletzt entwickelt, um das Leben der fahrenden Musikanten zu vereinfachen.
Und wenn man dann auch noch ökonomische Argumente in die Waagschale legt, kommt man schnell dahinter, dass es besser wäre, sich darauf zu beschränken, seine größten Hits lagerfeuermäßig runter zu schrammeln und sich dabei von einem gecasteten, möglichst blonden Streichquartett begleiten zu lassen. Diese einzige Show, die dann möglichst effektvoll abgefilmt und tontechnisch aufgemotzt wird, lässt man auf Silberlinge pressen und sorgt dafür dass sie ihren Weg ins Pantoffelkino findet. So weit, so schlecht.
Aber so war unsere tapfere kleine Rock 'n' Roll-Kapelle nun mal nicht drauf. Ihr ging es vor allem um eine Konzertreise, bei der man Abend für Abend das Publikum in eine andere Welt entführen wollte.
Und so gingen die Jahre ins Land und eigentlich hatten sie sich die Tour mit den akustischen Instrumenten schon abgeschminkt, bis an einem Novembermorgen ein böser Zauberer den Sänger der Band mit einem Fluch belegte, der ihm beinahe das Leben gekostet hätte. Und wenn sein Schutzengel nicht dermaßen clever reagiert hätte, wäre das Märchen vom gezogenen Stecker hier auch schon beendet gewesen, beziehungsweise es hätte erst gar nicht stattgefunden.
Aber Gott sei Dank überlebte der Sänger den Fluch auf wundersame Weise und da er sich vorgenommen hatte, dem bösen Zauberer kein zweites Mal zu begegnen, beschloss er - viele Tagesreisen entfernt von seinem Millionendorf am Rhein - im Land der unbegrenzten Möglichkeiten mit dort ansässigen Musikern ein für seine Verhältnisse eher ruhigeres Solo-Album aufzunehmen, das die Geschichte von ihm und seinem Schutzengel erzählt. Sozusagen als Dankeschön dafür, dass dieser ihm das Leben gerettet hatte .
Und so geschah es.
Als die Kollegen seiner tapferen kleinen Rock 'n' Roll-Band in den Monaten danach hörten, was ihr Sänger da jenseits des großen Wassers aufgenommen hatte, waren sie recht angetan und prompt drängelte sich die Idee der Akustik-Tournee wieder nach vorne:
Mit Material dieser Art könnte man es wagen. Unbewusst und ungeplant war auf einmal eine Blaupause entstanden, an der man sich orientieren konnte. Und so lud man als Erstes den Trommler aus dem Morgenland ein, auf dass er mit all seinen Zymbalen, Glöckchen und Tambourinen das wackere Rock 'n' Roll-Orchester auf ihren fliegenden Teppichen tatsächlich zum Abheben bringe. Eine musikalische Weltreise sollte es werden, sowohl was die Instrumentierung wie auch die zu erzählende Geschichte betraf. Schließlich hatte es der ungekrönte König aller Troubadoure einmal folgendermaßen formuliert: "Songs sind wie Träume, die man wahr zu machen versucht. Sie sind wie fremde Länder, die man bereist."
Die Spielregeln waren schnell aufgestellt und übersichtlich:
Erstens kam jedes halbwegs akustische Instrument in Frage, auch wenn es noch so exotisch war, zweitens sollte alles möglichst "höösch" (in aller Ruhe) vonstattengehen und drittens wollte man sich auf keinen Fall irgendeiner wie auch immer gearteten reinen Lehre verpflichtet fühlen. Nachdem der Sänger eine Songfolge aus dem opulenten Repertoire der Band zusammengestellt hatte, von der er hoffte, dass sie der eben zitierten Definition entsprächen, begannen die Instrumentalisten damit, sich Gedanken zu machen, wie man die ausgewählten Songs denn wohl möglichst schlüssig und in filigraner Form arrangieren könnte.
Es verstrich der Winter, so langsam begann das Frühjahr und man traf sich hoch über einem sich durch Berge schlängelnden Fluss, inmitten von Weinbergen bei zwei freundlichen Brüdern, deren Gastfreundschaft längst legendär war, um das Ausgedachte in die Tat umzusetzen. Und siehe da: Auch wenn es gar nicht so einfach war, all diese unterschiedlich lauten und leisen Instrumente ins optimale Verhältnis zu setzen, so entfaltete sich doch nach und nach ein Wohlklang ungeahnter Natur. Schließlich wagte man sich, nachdem alle Lieder zufriedenstellend eingeprobt waren, in die Metropole des Landes, um dort die Konzertreise zu starten.
Die Menschen strömten förmlich in die Opernhäuser, Theater, Philharmonien, Burghöfe und Zirkuszelte, wo ihnen diesmal sogar Sitzplätze angeboten wurden. Einmal spielten sie überdies unter Tage in einem Salzbergwerk. Sie traten auf einer Insel im hohen Norden auf und zweimal erstaunlicherweise in ehemaligen Eisenbahn-Depots. Von dreien dieser Konzerte fertigten sie im Schatten eines riesigen, zweitürmigen Doms Schallaufzeichnungen an, um sie später als Tonkonserve feilzubieten. Das Schunkelverbot wurde allabendlich aufgehoben, es wurden Kekse verteilt, neue Künstlernamen ergaben sich wie von selbst und irgendwann im Verlauf eines jeden Abends, spätestens am Ende des jeweiligen Konzerts, wurden sich die Musikanten erneut darüber bewusst, wie großartig es doch ist, sein Leben mit Musik verbringen zu dürfen.
Tja, und wenn sie nicht gestorben sind, dann touren sie vermutlich immer noch. Wahrscheinlich mit irgendeinem Programm, das sich - schön höösch - aus dem Märchen vom gezogenen Stecker entwickelt hat, selbst wenn hier und da auch schon mal wieder die eine oder andere arbeitserleichternde Stromgitarre zum Einsatz kommt.

Merke: Alles fügt sich und erfüllt sich. Man muss es nur erwarten können

von der "Niedeckens BAP"-Künstlerseite auf der Homepage von "Universal Music"