"Und zwar geht das alles vom Willi Birgel aus. ... Der Willi Birkel hat 1956 einen Film gemacht und ist aus dreierlei Gründen schuldig: a) als Hauptdarsteller, b) als Drehbuchautor und c) als Regisseur. Der Film hieß "Johannisnacht" und er war voriges Jahr oder vor zwei Jahren am Vatertag im Fernsehen, und da hatte ich nichts zu tun, weil ich ja kein Vater bin. Da habe ich Fernseh geguckt. Der Film ging folgendermaßen: Willi Birgel war Landadliger – das ist noch nichts besonderes, weil das ist der immer! Und da hat der Willi Birgel auf einmal, wie sich das für Landadlige auch gehört, eine Opernsängerin geheiratet – das ist auch nichts besonders, das ist auch ziemlich normal. Das machen die immer! Die Opernsängerin, die hat dann vom Willi auf einmal ein Kind gekriegt, weil der Willi ist ein potenter Willi – das muß man noch dazu sagen. Und eines Tages, wie das Kind – das war übrigens "nur" ein Mädchen – schulpflichtig wurde, hat die Mutter gesagt: "Willi, jetzt gehe ich wieder arbeiten!" Und da hat der Willi gesagt: "Kommt überhaupt nicht in die Frage!" Mutter hat gesagt: "Doch!!" Und der Willi findet Widerworte ätzend und dann ist die Mutter auch gegangen, arbeiten an der nächstliegenden Oper. Das war in dem Fall die "Metropolitan Oper" in New York, und das fand der Willi natürlich schon reichlich herb. ... Und da hat er das Kind in Verbannung geschickt, und zwar mit einem Rehkitz zum Trost und zum Aufpassen eine Amme. Und da das Personal aber nicht zuverlässig war – schon 1956 zu Nierentischzeiten auch .. nicht. ... – fällt das Rehkitz in den reißenden Bergbach hinein. Das Kind will das Rehkitz retten, versäuft auch fast, wenn nicht im letzten Moment die Frau des Willis von der "Oper in der Metropolitan" überlegt hätte, sie muß zum Willi zurück. Und der nächste Weg ... von der Metropolitan Oper zum Willi Birgel geht über die Alm. Sie kommt also an dem reißenden Bergbach vorbei und rettet erst mal das Kind, dann das Rehkitz und entläßt dann die Amme. ... Und das ganze Ding war so daneben, daß ich mir überlegt habe, da muß mal ein Film gemacht werden, wo noch mehr Schwachköpfe drin vorkommen. Das ist ein Drehbuch jetzt:"

Wolfgang Niedecken auf einem Konzert in Bremen am 23.03.1981

 

Das große Schu-bi-du
Von der LP "Wolfgang Niedecken's BAP rockt andere kölsche Leeder", 1979

Ort der Handlung ess ne Waldsee em Tessin
- dat ess steuergünstig un nur deshalb muß dat sinn.
Do hätt hä sing Hezz verlore – nit en Heidelberg
– ahn die allerletzte Jungfrau he om Kontinent
... un hä heiß Fury, doch wie sie heiß, root ihr nie:
Blonde Zöpp un minderjährig – Huch! – Sodomie!
Doch sie verkörpert alles Heile dieser Welt,
un dä Fury spellt dä allerletzte – letzte Held.

Heidi, Heidi, Hei...di!

Heidi weed jespellt vun Silvia Sommerlath
un als Fury weed Ernst Albrecht fein paratjemaht.
Auch die Nebenrollen seien hier noch kurz erwähnt,
denn och he ess die Besetzung unjeheuer prominent:
Kinski heiß die schöne Waldfee uss dämm Knusperhaus,
doch nit wie ihr jetz meint, Natascha, nä, die heiß Klaus.
Un Robert Lemke, der vum Parteienspektrum schwärmt:
"Welche Schweinderl hätten sie denn gern?"

Heidi, Heidi, Hei...di!

Selbstverständlich blieht die Story noch jeheim,
doch verraten sei, et handelt sich öm Sex and Crime daheim.
Met nem joode Schoss vum allerbesten deutschen Geist und Witz
- dat verröht dä Untertitel: "Dalli – Dalli – Klick".
Wissenschaftlich weet et deshalb, weil et spellt dä Grzimek met,
un dä jeht em Selbstversuch met der Lassie en et Bett.
Noh nüng Mond, dat ess Kismet, weil su muß et einfach sinn,
gebiert Grzimek seiner Lassie ihren Sohn – Rin-tin-tin.

Heidi, Heidi, Hei...di!

Auch politisch weet dat Janze höchst brisant,
denn am Waldsee weet e Kernkraftwerk jeplant.
Dä Alp-Öhi, dä plädiert für Kernenergie,
denn dat Alpenglühn, dat strahlt ab dann su schön wie vürher nie.
Su e Kernkraftwerk ess sicher, dat ess garantiert.
Och Ben Cartwright bürgt dofür, dat he nix passiert,
denn bewaffnet, wie se sinn, die Cartwrights, bess ahn de Zäng,
kann die Strahlung nit eraus - unbemerkt vun Hoss, Little Joe un vum Ben.

Heidi, Heidi, Hei...di!

Dramaturgisch – nur suvill verrote ich noch
– ess die Story selbstverständlich unwahrscheinlich ussjekocht,
denn dä Unhold spellt he einer, dä he sicher jeder kennt,
weil er unser bester Freund ist, und weil man ihn Flipper nennt.
Flipper ess et, der ganz nackt durchs Wasser schießt
– döbei kütt et ihm dann mießtens, er ist Exhibitionist.
Un die Tammy mähte ahn, dat ihr Hausboot ungerjeht.
Dä Daktari ess verzweifelt, weil hä bahl de Welt nit mieh versteht.

Heidi, Heidi, Hei...di!

Eins steht fest, dat dä Film ne Filmpreis kritt,
denn als Moral erjitt sich logisch: "Laster lohnt sich nit",
weil jesponsert weet dä Film schließlich vun der Bundesbahn.
Lokführer Lukas un Jim Knopf kummen jroos op et Plakat.
Heiße soll dä Film: "Das große Schu-bi-du",
un dä Titelsong singt em Duett met Winnitou,
dä jraad windsurft auf der Suche nach dem Schatz im Silbersee,
jung und strahlend, schön wie immer: Hilde Knef.

Heidi, Heidi, Hei...di!

Zu erwähnen ess, dat Booch zum Film ess alt.
Drissisch Johr su unjefähr, ihr kennt et secher all.
Oft geändert, je nach Lage bess zum Comic deformiert.
En dämm Booch, do woot ursprünglich jet wie Freiheit garantiert.
Demokratisch woor et fröher, jetz weet et zum Wetz.
Schwöre mußte drop un wehe, wehe, Jung, dat deißte nit,
dann ess dat ne Jrund dofür, dat mer Lück wie dich kaltsetz.
Deshalb heiß dat Booch zum Film: Grundgesetz!

Heidi, Heidi, Hei...di!

Das große Schu-bi-du
Übersetzt von Chrischi 1998

Ort der Handlung ist ein Waldsee im Tessin
- das ist steuergünstig und nur deshalb muß das sein.
Da hat er sein Herz verloren – nicht in Heidelberg
– an die allerletzte Jungfrau hier auf dem Kontinent
... und er heißt Fury, doch wie sie heißt, erratet ihr nie:
Blonde Zöpfe un minderjährig – Huch! – Sodomie!
Doch sie verkörpert alles Heile dieser Welt,
und der Fury spielt den allerletzten – letzten Held.

Heidi, Heidi, Hei...di!

Heidi wird gespielt von Silvia Sommerlath
und als Fury wird Ernst Albrecht fein zurecht gemacht.
Auch die Nebenrollen seien hier noch kurz erwähnt,
denn auch hier ist die Besetzung ungeheuer prominent:
Kinski heißt die schöne Waldfee aus dem Knusperhaus,
doch nicht wie ihr jetzt meint, Natascha, nein, die heißt Klaus.
Und Robert Lemke, der vom Parteienspektrum schwärmt:
"Welches Schweinderl hätten sie denn gern?"

Heidi, Heidi, Hei...di!

Selbstverständlich bleibt die Story noch geheim,
doch verraten sei, es handelt sich um Sex and Crime daheim.
Mit einem guten Schuß vom allerbesten deutschen Geist und Witz
- das verrät der Untertitel: "Dalli – Dalli – Klick".
Wissenschaftlich wird es deshalb, weil es spielt der Grzimek mit,
und der geht im Selbstversuch mit der Lassie in das Bett.
Nach neun Monaten, das ist Kismet, weil so muß das einfach sein,
gebiert Grzimek seiner Lassie ihren Sohn – Rin-tin-tin.

Heidi, Heidi, Hei...di!

Auch politisch wird das ganze höchst brisant,
denn am Waldsee wird ein Kernkraftwerk geplant.
Der Alp-Öhi, der plädiert für Kernenergie,
denn das Alpenglühen, das strahlt ab dann so schön wie vorher nie.
So ein Kernkraftwerk ist sicher, das ist garantiert.
Auch Ben Cartwright bürgt dafür, daß hier nichts passiert,
denn bewaffnet, wie sie sind, die Cartwrights, bis an die Zähne,
kann die Strahlung nicht heraus - unbemerkt von Hoss, Little Joe und vom Ben.

Heidi, Heidi, Hei...di!

Dramaturgisch – nur soviel verrate ich noch
– ist die Story selbstverständlich unwahrscheinlich ausgekocht,
denn den Unhold spielt hier einer, den hier sicher jeder kennt,
weil er unser bester Freund ist, und weil man ihn Flipper nennt.
Flipper ist es, der ganz nackt durchs Wasser schießt
– dabei kommt es ihm dann meistens, denn er ist Exhibitionist.
Und die Tammy macht er an, daß ihr Hausboot untergeht.
Der Daktari ist verzweifelt, weil er bald die Welt nicht mehr versteht.

Heidi, Heidi, Hei...di!

Eins steht fest, daß der Film einen Filmpreis kriegt,
denn als Moral ergibt sich logisch: "Laster lohnt sich nicht",
weil gesponsert wird der Film schließlich von der Bundesbahn.
Lokführer Lukas und Jim Knopf kommen groß auf das Plakat.
Heißen soll der Film: "Das große Schu-bi-du",
und den Titelsong singt im Duett mit Winnetou,
der gerade windsurft auf der Suche nach dem Schatz im Silbersee,
jung und strahlend, schön wie immer: Hilde Knef.

Heidi, Heidi, Hei...di!

Zu erwähnen ist, das Buch zum Film ist alt.
Dreißig Jahre so ungefähr, ihr kennt es sicher alle.
Oft geändert, je nach Lage bis zum Comic deformiert.
In dem Buch, da wurde ursprünglich etwas wie Freiheit garantiert.
Demokratisch war es früher, jetzt wird es zum Witz.
Schwören mußt du drauf und wehe, wehe, Junge, das tust du nicht,
dann ist das ein Grund dafür, daß man Leute wie dich kaltsetzt.
Deshalb heißt das Buch zum Film: Grundgesetz!

Heidi, Heidi, Hei...di!