"Meine persönliche Lieblingsgeschichte aus dem kölschen Fundus ist die von einem Päärchen, welches nicht zueinander finden sollte zur Zeit des dreißigjährigen Krieges. Diese Geschichte wird jedes Jahr am Severinstor aufgeführt und zwar an Weiberfastnacht. Ich habe mir das Ding tausenmal angeguckt und ich fand es immer wieder klasse. Kurz danach muß ich immer wieder machen, daß ich aus Köln wieder rauskomme, aber die Geschichte muß ich immer noch haben. Um es kurz zu machen: Der Jan war Knecht auf einem Bauernhof innerhalb der Kölner Stadtmauern - da war damals noch Platz - und die Griet war Magd auf diesem Bauernhof, und er war "tierisch verschossen" in die Griet, aber sie war zu "höherem geboren" - dachte sie. ... Jedenfalls, sie hat ihn auflaufen lassen und er ist dann ganz verzweifelt und traurig in den den Krieg gezogen, in den dreißigjährigen. Als er dann wieder nach Köln zurückkam, hatte er auch Karriere gemacht ... - er war der Reitergeneral Jan von Werth. Er kam zurück und auf einer Art Triumphzug ritt er er genau durch besagtes Severinstor und auf der linken Seite, wenn man reinkommt, saß dann Griet mit einem Apfelkorb als Marktfrau, erkannte ihn wieder und natürlich hat sie es bereut: "Jan, "wer hätt et jewoss!?" ... "Tja, wer hätt et jedonn!?" - das heißt soviel wie "Dumm gelaufen!" oder so ähnlich. Und wir sind froh endlich mal ein Stück zu haben, wo eine richtige Moral am Schluß ist. Also, Mädels, zuhören..."

Wolfgang Niedecken beim Konzert in Bern am 7. Juni 2001
 

 

""Die Moritat vun Jan un Griet" basiert auf einer der für meinen Geschmack schönsten Kölner Legenden. Jan war Knecht auf einem Hof innerhalb der Kölner Stadtmauern zur Zeit des 30jährigen Krieges und Griet war eine Magd. Jan war sehr verliebt in sie, aber egal, was er auch anstellt - Griet wollte ihn nicht. Ihr stand der Sinn nach Höherem. Jan zieht verzweifelt in den Krieg und kommt dann viele Jahre später als hochdekorierter Reitergeneral Jan von Werth wieder in die Stadt. Diese Geschichte wird Jahr für Jahr an Weiberfastnacht am Severinstor aufgeführt, in der Gegend, wo ich aufgewachsen bin. Seit meiner frühen Kindheit habe ich diese Aufführungen gesehen und das war für mich immer eine höchst nachdenkenswerte Geschichte. Ich fand die Story nie langweilig. Mich faszinierte vor allem die Tatsache, dass das Ende offen blieb. Es war klar, dass ich eines Tages daraus einen Songtext machen würde. Als wir anfingen, den BAP-Film mit Wim (Wenders) zu drehen, kam mir diese Geschichte wieder in den Sinn. Jan ist dafür ein Filmvorführer und Griet eine Platzanweiserin. Jens (Streifling) hatte glücklicherweise eine Musik, die ironisch genug war, so einen Text zu transportieren, diesen Frage-Antwort-Dialoge - mit einer wirklich ernsten Nummer wäre das nicht gegangen. Es muss schon ein bißchen 'tongue in cheek' sein. Das passt alles sehr schön zusammen. Vor allem wenn man den Titel liest, kommt man nicht auf die Idee, dass es sich um eine derart heftige Uptempo-Nummer handelt. Viel eher würde man an einen Leierkasten, an etwas Getragenes denken. Dabei ist das eine der schnellsten Nummern auf dem Album.

Wolfgang Niedecken auf der Website von "MusikWoche.de",  31. Mai 2001

 

Die Moritat vun Jan un Griet
Von der CD "Aff un zo", 2001

Vüür mieh als vierhundert Johr,
wie't ussieht, ess dat sujar wohr,
do hätt sich he'n dä Stadt e Drama affjespillt.)
Dä Jung heeß Jan un woor verliebt (su verliebt!),
öm't koot ze maache: Sie heeß Griet
(un heelt vun ihrem Kavalier nit allzovill:)

Nä, Jan, du siehs bei mir kei Land,
verjess et, du kriss nie ming Hand,
wat du och deiß, wat du och lööß,
du häss nix ahn de Fööß,
Mann! Et deit mer leid,
du weiß Bescheid,
dat du bei mir nit lande kanns ,
Niete wie du, die hann bei mir kei Changs."

Jan woss weder enn noch uss,
woss nur: "Uss der Stadt muß ich russ!"
(weshalv'e Söldner wood, Spinola's Legionär.)
Die Zick verjing un et woor schlemm, (Nä, wie schlemm!)
er jing em Feld durch Deck un Dönn
(Noch manche Naach hätt'e em Schloof ihr Stemm jehührt).

Nä, Jan, du siehs bei mir kei Land,
verjess et, du kriss nie ming Hand,
wat du och deiß, wat du och lööß,
du häss nix ahn de Fööß,
Mann! Et deit mer leid,
du weiß Bescheid,
dat du bei mir nit lande kanns ,
Niete wie du, die hann bei mir kei Changs."

Eez als'e Jeneral woor,
kohm ahn der Spetz vun singem Heer
hä huh zo Ross dur't Stadttor.
Do sooch et Griet ihn: Jan von Werth.
"Wer't hätt jedonn!?", saht'e zo ihr.
"Wer't hätt jewoss!?", kohm leis retour.
Hoff, dat ihr Fraulück,
he uss dämm Leed ir'ndjet leliehrt!!!

Nä, Jan, du siehs bei mir kei Land,
verjess et, du kriss nie ming Hand,
wat du och deiß, wat du och lööß,
du häss nix ahn de Fööß,
Mann! Et deit mer leid,
du weiß Bescheid,
dat du bei mir nit lande kanns ,
Niete wie du, die hann bei mir kei Changs."

Die Moritat von Jan un Griet
Übersetzt von Chrischi 2001

Vor mehr als vierhundert Jahren,
wie es aussieht ist das sogar wahr,
(da hat sich hier in der Stadt ein Drama abgespielt.)
Der Junge hieß Jan und war verliebt (so verliebt!),
um es kurz zu machen: Sie hieß Griet
(und hielt von ihrem Kavalier nicht allzuviel:)

Nein, Jan, du siehst bei mir kein Land,
vergiss es, du bekommst nie meine Hand,
was du auch tust, was du auch läßt,
du hast "nichts an den Füßen" (nichts zu bieten),
Mann! Es tut mir leid,
du weißt Bescheid
daß du bei mir nicht landen kannst ,
Nieten wie du, die haben bei mir keine Change."

Jan wußte weder ein noch aus,
wußte nur: "Aus der Stadt muß ich raus!"
(weshalb er Söldner wurde, Spinola's Legionär.)
Die Zeit verging und es war schlimm, (Nein, wie schlimm!)
er ging im Feld durch Dick und Dünn
(Noch manche Nacht hatte er im Schlaf ihre Stimme gehört).

Nein, Jan, du siehst bei mir kein Land,
vergiss es, du bekommst nie meine Hand,
was du auch tust, was du auch läßt,
du hast "nichts an den Füßen" (nichts zu bieten),
Mann! Es tut mir leid,
du weißt Bescheid
daß du bei mir nicht landen kannst ,
Nieten wie du, die haben bei mir keine Change."

Erst als er General war,
kam an der Spitze von seinem Heer
er hoch zu Ross durch das Stadttor.
Da sah Griet ihn: Jan von Werth.
"Wer hätte es getan!?", sagte er zu ihr.
"Wer hätte es gewußt!?", kam leise zurück.
Hoffe, daß ihr Frauen,
hier aus dem Lied irgend etwas gelehrt habt!!!

Nein, Jan, du siehst bei mir kein Land,
vergiss es, du bekommst nie meine Hand,
was du auch tust, was du auch läßt,
du hast "nichts an den Füßen" (nichts zu bieten),
Mann! Es tut mir leid,
du weißt Bescheid
daß du bei mir nicht landen kannst ,
Nieten wie du, die haben bei mir keine Change."