Straßen wie diese
von Frank Reiner
für Wolfgang Niedecken und Isolde

Durch diese Straße führte unser Weg nach Weimar ins ehemalige Konzentrationslager Buchenwald.
Nicht Goethe oder Schiller haben sich hier verewigt, sondern das Blut der KZ-Häftlinge in Buchenwald, die beim Bau dieser holprigen Pflasterstraße ihr Leben ließen.
Diese Straße ist noch heute so geblieben wie vor siebzig Jahren.
- -Uneben, holprig, rau ---,
das Auto wird wie zum Gedenken viele tausend Male durchgeschüttelt, die
Stoßdämpfer leisten Schwerstarbeit, die Abrollgeräusche der Reifen klingen besorgniserregend.
-- Straßen wie diese --
Wenn man aus Buchenwald wieder rausfährt, wird einem bewußt, was einem
erspart geblieben ist.
Die KZ-Häftlinge nannten ihre selbstgebaue Straße einfach nur:-------------
"Blutstraße"
Ich habe die Bilder der amerikanischen Kriegsreporter in der Ausstellung
gesehen.
Ich habe Ohnmacht, Trauer und Wut empfunden, ich habe gegen die Tränen angekämpft, aber vergeblich.
Ich habe die Haken im Folterkeller gesehen, wo die Häftlinge einfach wie geschlachtetes Vieh aufgehängt wurden.
Ich habe den Kamin und die Verbrennungsöfen gesehen,--- nur, ---der Gestank lag nicht mehr in der Luft.
Und zu guter letzt der Spruch am Eingangstor:
"----Jedem das seine----"
In Ausschwitz war's eben: "---- Arbeit macht frei ----",
--------- die
SS-Schergen hatten wohl für jedes KZ-Lager einen eigenen Spruch parat,
-------- aber überall die gleichen Methoden, um Menschen auszulöschen.
Am 11. April 1945 ist dieses Lager von den Amerikanern befreit worden.
59 Jahre ist das her
---------------- verdamp lang her -------
Dichter und Denker? ---- oder ----- Richter und Henker?,
------ wohl von allem
was.
Bin am gleichen Abend noch der Lehrerin Isolde zufällig begegnet und habe ihr mein "ungutes Gefühl" beim Fotografieren des KZ- Mahnmals geäußert.
Da hat die gleich noch eine Anekdote mit ihrer Schulklasse beim Buchenwaldbesuch nachgelegt.
Nur so am Rande, aber mir hat das Essen dann doch nicht mehr so richtig geschmeckt.
Da haben die Kinder ganz ungeniert ihre "Butterbrote" am "Krematoriumofen" ausgepackt und verspeist.
----- Mahlzeit ----
Drei Tage später zurück in Köln hatte ich zur Krönung der Zufälle wieder
eine Isolde vor mir, aber nur mit gleichem Vornamen und von Beruf Krankenschwester.
Die mußte sich von einem 76jährigen Mann anhören, das diese verdammte
Regierung doch sowieso bloß aus lauter Juden bestehe und die doch.,........... wie damals.........,
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Da ist uns beiden aber die Kinnlade runtergefallen, ------der Isolde----- und mir,---- heute----, im Land der ---------"Dichter und Denker."