"Das ist eins, was in Marokko entstanden ist - Anfang dieses Jahres - und Helmut hat mir ein Stück mitgegeben...
Zur Text-Erklärung: Es begab sich, dass Anfang des Jahres im Frühjahr in Marokko, ein neuer Thronfolger geboren worden ist und wir waren sehr irritiert, mein Freund Manfred und ich, was da abging an Feierlichkeiten. Wir haben es nicht kapiert. Wir haben immer gefragt, was ist denn hier los? Uns wurde erklärt: "Le jeune roi" würde gefeiert. Das war halt der Prinz. Und wir haben irgendwann ein sehr stark verpixeltes Foto gesehen, wo er drauf war. Und ganz Marokko stand Kopf und viele andere Sachen in dem Stück werdet ihr auch nicht auf Anhieb verstehen, selbst dann nicht, wenn ihr die Kölsch-Grenze überschritten habt.
Es hört auf mit einem Mädchen, das in Essaouira auf der Stadtmauer zwischen den Kanonen die Bilder, die Gemälde ihrer Mutter verkauft."

Wolfgang Niedecken auf dem Unplugged-Konzert bei der "AVO Session" in Basel am 13. November'03

 

Allerdings können kölsche Texte bei Kindern oder bei Menschen, die nur der hochdeutschen Sprache mächtig sind, durchaus zu Missverständnissen führen:  ;-)
"Und als ich das Lied dann meinen zuhause gebliebenen drei Damen vorspielte und meine Töchter waren halt noch entsprechend zehn Jahre jünger, endete das mit der Frage: "Mama, wieso findet der Papa eigentlich Oleander blöd?" 
;-)

Wolfgang Niedecken in Tambach 18.7.2014

 

Ich wünsch mir, du wöhrs he
Von dem Album "SONX", 2004

Dä Oleander blöht, die Uhr ess ömjestellt,
Daach für Daach verjeht, bess mer nit mieh nohzällt.
Klatschmohn em Fahnemeer, jähl, himmelblau un jröön,
dä Prinz weed affjefiert, duhrt noch jet, bess mer`n krönt.

Ich wünsch mir, du wöhrs he, du wöhrs he bei mir.
Drusse en der Naach ne Muezzin.
Ich wünsch mir, du wöhrs he, du hätts längs kapiert,
wieso `ch noch ens hermoot, unbedingk.

Die Strooß litt do wie`n Schlang, ussjestreck enn der Sonn,
su harmlos wie se kann. Saharasand ess blond.
Kaum Wasser mieh em Fluß, dä Sommer steht parat,
ne övverfüllte Bus. Enn Rissani ess Maat.

Ich wünsch mir, du wöhrs he, du wöhrs he bei mir,
he bei mir`n künnts alles selver sinn.
Ich schriev dir`e klei Leed un scheck et heim noh dir.
Pass joot drop op, bess ich et dir sing...

Kanone op`ner Muer, dozwesche Fatima,
mir selver op der Spur, bess demnähx, Inch Allah!  

Ich wünsche mir, du wärst hier
Übersetzt von Chrischi 2004

Der Oleander blüht, die Uhr ist umgestellt,
Tag für Tag vergeht, bis man nicht mehr nachzählt.
Klatschmohn im Fahnenmeer, gelb, himmelblau und grün,
der Prinz wird "abgefeiert", dauert noch etwas, bis man ihn krönt.

Ich wünsche mir, du wärst hier, du wärst hier bei mir.
Draußen in der Nacht ein Muezzin.
Ich wünsche mir, du wärst hier, du hättest längst kapiert,
wieso ich noch einmal hierher mußte, unbedingt.

Die Straße liegt da wie eine Schlange, ausgestreckt in der Sonne,
so harmlos wie sie kann. Saharasand ist blond.
Kaum Wasser mehr im Fluß, der Sommer steht bereit,
ein
überfüllter Bus. In Rissani ist Markt.

Ich wünsche mir, du wärst hier, du wärst hier bei mir,
hier bei mir und könntest alles selber sehen.
Ich schreib
e dir ein kleines Lied und schicke es nach Hause zu dir.
Paß gut darauf auf, bis  ich es dir singe...

Kanonen auf einer Mauer, dazwischen Fatima,
wir selber auf der Spur, bist demnächst, Inch Allah! ("So Gott will")