"Ich ging mit meinem Hund hier beim Clemens in die Kneipe frühstücken. Die Kneipe ist direkt neben dem Pennerasyl "Johanneshaus". Und einer von den Jungs stand ... an der Theke und kriegte eben morgens vom Clemens noch kein Bier. ... Und er suchte irgendwie ein Gespräch. Wollte mit irgendeinem reden, und ich war der einzige, der drin war in der Kneipe und war halt "reif". Um den Einstieg zu finden um mit mir zu reden, wollte er meinem Hund ein Kompliment machen und er erzählte mir – ich habe diesen Satz noch komplett im Kopf: "Der Schäferhund ist der beste Freund des Menschen. Mir hat mal einer in Alaska das Leben gerettet." Mit einer total versoffenen Stimme machte der mir klar, ... er wäre in Alaska gewesen und ihm hätte bei seinem abenteuerlichen Leben irgendwann mal ein Schäferhund das Leben gerettet. Nur mein Hund ist natürlich kein Schäferhund und er war natürlich nie in Alaska, nehme ich mal an. Aber die Story war einfach total gut. Und die ganzen Verdrängungsstorys, weil der Mann hat garantiert eine ganz dicke Scheiße erlebt, sonst stünde der nicht dermaßen "am Schlauch". ... Und dann habe ich mir ausgemalt, was kann da noch alles sein. Wenn der mir von Alaska erzählt, was könnte da noch an Storys sein? Unmögliche Geschichten, die auch während dem Stück, im Verlauf des Stückes, vielleicht da sogar lustig sind. Also, wenn ich mir ein kariertes Zebra vorstelle oder die twistende Kobra oder die blonde Fee in Peking. Das sind immer so Sachen, die eigentlich nicht drin sind. Dann am Schluß, da wo einem das Lachen vergeht, ... die Sache mit Stalingrad."

Wolfgang Niedecken in der Sendung "Von Jupp, Jojo und unserem Globus" von 1985

 

Jupp
Von der LP "Für usszeschnigge", 1981 und dem Live-Album "Zeitreise" 2024

Ahn der Vringspooz triffsten,
met singe Kumpels un dä Mammutfläsch Lambrusco.
Op dä Plastiktüüt
met singe paar Klamotte steiht: »Eduscho«.
Jo, dä Jupp trick jraad sing Sejel huh,
un er nimmp dich met,
jedenfalls meint er et
un er verzällt sich fruh.

Om Projramm steht Weltreis,
- wie jeden Daach verzällte, wat ihm wo passiert ess.
Kokosnöss un Packeis
... un wie er övver dä Aquator balanciert ess.
Un övverhaup, die dausend Fraue
die’e kannt
un die Messerstecherei, sick der dä Duhme fählt,
ahn singer räächte Hand.

Un eez en Katmandu,
wo er met zwei Yetis Skat jeklopp hätt.
Do woot manche Nejer blaß,
vun dämm, wat unsere Jupp och jeistig alles drop hätt.
Un dann die Wahnsinns-Zick als Robinson.
En singer eijene Welt,
janz ob sich selvs jestellt.
Oh Mann, wer kann dat schon?

Jupp verzällt vum Joldrausch
un wie er Twist jedanz hätt met ner Cobra,
vun 'nem karierte Zebra,
dä blonde Fee uss Peking, namens Lola.
Nur vun Stalingraad, verzällt er nie.
»Wo litt dann Stalingrad,
en welchem Land ess dat?»
« Stalingrad pack`e nie, irjendwie.

Jupp
Übersetzt von Chrischi 1998

An der "Vringspooz" (Severinstor) triffst du ihn
mit seinen Kumpeln und der Mammutflasche Lambrusco.
Auf der Plastiktüte
mit seinen paar Klamotten steht "Eduscho".
Ja, der Jupp zieht gerade seine Segel hoch,
und er nimmt dich mit,
jedenfalls meint er es,'
und er erzählt sich froh.

Auf dem Programm steht Weltreise
- wie jeden Tag erzählt er, was ihm wo passiert ist.
Kokosnüsse und Packeis
... und wie er über den Äquator balanciert ist.
Und überhaupt die tausend Frauen,
die er kannte,
und die Messerstecherei, seit der der Daumen fehlt
an seiner rechten Hand.

Und erst in Katmandu,
wo er mit zwei Yetis Skat geklopft hat.
Da wurde mancher Neger blaß,
von dem, was unser Jupp – auch geistig – alles drauf hat.
Und dann die Wahnsinnszeit als Robinson,
in seiner eigenen Welt,
ganz auf sich selbst gestellt
– oh Mann, wer kann das schon?!

Jupp erzählt vom Goldrausch,
und wie er Twist getanzt hat mit einer Kobra,
von einem karierten Zebra,
der blonden Fee aus Peking namens Lola.
Nur von Stalingrad erzählt er nie.
Wo liegt denn Stalingrad?
In welchem Land ist das?
Stalingrad packt er nie, irgendwie.