Song-Zeitreise zurück in die
Jahre 1981/82 zu den Songs und Texten der Alben „Für usszeschnigge“ und „Vun drinne noh drusse“
ab 31.10.23:
Seit einigen Tagen
habe ich mich auf meine ganz persönliche Zeitreise zurück in die
Jahre 1981/82 zu den
Songs und Texten der Alben
„Für usszeschnigge“ und
„Vun drinne noh drusse“
begeben…
"Fuhl ahm Strand"
Der Song "Fuhl
ahm Strand" ist auch so ein „Zeitreise
81/82“-Soundtrack … Er hat ganz viel mit Erinnerungen zu tun – und
dass, wenn man älter wird, sehr oft an Vergangenes zurückdenkt und
sich erinnert – ganz ohne Kitsch ….
"Irj'ndwann stonn en dämm
Nebel - och ens ohne Schuld
Ich wöhr met Sicherheit nit ärsch vill anders als dä Rest.
"Verdamp lang her"
In diesem interessanten "SWR3-Podcast" steckt eigentlich alles Wissenswerte zum Thema Instrumentierung des
Songs "Verdamp lang her" ... "Jraaduss"
(Wolfgang Niedecken bei einem Solo-Auftritt im Januar 1982 im "Club Populaire" in Bonn) Die Thematik „Jan un Griet“ hat Wolfgang dann wieder 2001 in dem Song „Die Moritat vun Jan un Griet“ aufgenommem….
Jraaduss (1981) Die abgebildete Karte stammt von Ingo Olbermann vom Tambourcorps „Frei Weg“ ! (abgedruckt in „Honnef heute“
"Do kanns zaubere" „Wir waren gerade dabei, das Material für das „Vun drinne noh drusse“-Album zusammenzustellen, da kam unser damaliger Gitarrist, Klaus Heuser, mit der Melodie von „Do kanns zaubre“ an, die er sogar schonmal verwendet hatte. Das war ursprünglich eine Instrumentalnummer auf der Rückseite der doch eher unsäglichen Beuys-Nummer „Sonne statt Reagan“ – Beuys hatte damals mit einigen Leuten von BAP und Wolf Maahn ein Lied für die Grünen aufgenommen. Die Nummer auf der Rückseite hieß „Kräfte sammeln“ und Klaus Heuser schlug sie zum Betexten vor. Und ich war damals in der Situation, dass ich mich in der Beziehung mit der späteren Mutter meiner Söhne sehr glücklich fühlte. Ich saß dann tatsächlich in der Teutoburger Straße 5, fühlte mich gut aufgehoben, und fragte mich: Was schreibst du jetzt auf die Nummer? Und dann kam wörtlich: „E wieß Blatt Papier, ne Bleisteff, Jedanke bei dir, setz ich …“ Ich sitze dort am Fenster, guck raus und denke: „Schreibst du das am besten schonmal“ – und ich habe es dann bis zur letzten Zeile durchgeschrieben. Das war einer meiner schnellsten Liedtexte.! (Text und Foto aus der POP-Anthologie der FAZ „BAP: „Do kanns zaubre“ – „Verdamp lang her“, 2017
"Ahn 'ner Leitplank"
"Wellenreiter" "Das Stück ist eins, wovon die erste Strophe eigentlich der Refrain ... hätte werden sollen, in dem wir wieder mal die Leute verarschen, die außer nach irgendwelchen Modewellen sich zu orientieren nichts im Kopf haben. Aber irgendwie ist es das auch nicht mehr, immer nur die Leute verarschen. Irgendwie können die einem auch ganz schön leid tun. Davon handelt das Stück." Wolfgang Niedecken bei "Rockpop in Concert" am 7.7.82 in Dortmund Bei einem textsicheren Publikum braucht es nicht viele selbstgesungene Worte... ;-)
N’Abend …
"Wie 'ne Stein"
"Südstadt, verzäll nix" "Wo wir herkommen in Köln, das ist die Südstadt, und da wird momentan ziemlich ... saniert. Und wie wir das finden, wenn die da sanieren, die Art und Weise, wie die sanieren, das finden wir "bedriss"(Scheiße) – in Hochdeutsch heißt das: "Das können wir nicht gutheißen." Wolfgang Niedecken auf einem Konzert in der Hamburger Markthalle am 28.11.81 Video: BAP mit "Südstadt, verzäll nix" in der Jahnhalle in Pforzheim am 23.01.83
"Nit für Kooche" "Dann kommen eben ... genau die Leute, die ich nicht aushalten kann ... , zu mir hin und haben mir gesagt: "Wieso haust du denn als kölscher Junge "auf"(zu) Karneval ab?" ... Dann habe ich versucht, das zu erklären. Vier Strophen Erklärungen habe ich hier jetzt" Wolfgang Niedecken bei einem Soloauftritt am 19. Januar‘82 im "Club Populaire" in Bonn
"Kristallnaach" "Ich habe das Stück 1981 ... geschrieben in Griechenland, an einer Stelle, an der ich schon mal war, wie die Junta noch dran war. Und ich habe mich daran erinnert, wie ich das damals empfunden hatte. ... Ich habe zu der Zeit ein Buch, ein Hörspiel, gelesen von Dylan Thomas "Unter dem Milchwald" und habe dann die Personen dieses Ortes genommen und mein Hörspiel besetzt Und es wurde sehr merkwürdig mit der Zeit. In dieser Stimmung habe ich dieses Stück dann geschrieben. Das war nicht speziell auf Deutschland gemünzt. Das war die Angst vor dieser Spießerideologie, vor dieser sehr, sehr einfachen und simplen Ideologie des Faschismus. Deswegen fallen ja auch so viele Menschen darauf herein. Und die Angst davor hat mich zu diesem Stück gebracht. Das kann man natürlich, wenn man will, jetzt auf die Ausländerfeindlichkeit hier übertragen. Es ist auch manchmal gar nicht so falsch, aber ich habe es nicht geschrieben vor lauter Angst vor Ausländerfeindlichkeit oder vor neuen Tendenzen." Wolfgang Niedecken in der Talk Show "Live", 1988 "Also, wenn ich Sie so höre, ... bin ich erstaunt über die Ausdruckskraft und die gedankliche Tiefe, die das hat, und überlege, aus welcher Ecke das Wort "Kristallnacht" kommt - in diesem Zusammenhang, in die Gegenwart. Und dann beschäftigt sich jemand mit der Geschichte seiner Stadt Köln, die ja auch ihre Kristallnacht gehabt hat, sich nicht nur erfreulich verhalten hat gegenüber ihren jüdischen Mitbürgern. Und in dem Gedicht entdecke ich auch Angst vor der Plötzlichkeit, mit der so etwas passieren kann, vor dem Unvorhersehbaren, das plötzlich ausbrechen kann – in die Gegenwart, auf Ausländer, auf Schwule und auf welche Minderheiten immer bezogen. Das wäre meine Interpretation dieses unerwartet auftretenden Wortes "Kristallnacht" innerhalb des Zusammenhangs."
Heinrich Böll in einem Gespräch
mit Wolfgang Niedecken in der TV-Sendung "Kölner Erinnerungen" im
November 1984 ZDF-Dokumentation: „Kristallnaach“ und die Rockgruppe BAP - Ein Lied sucht seine Geschichte"
Eine spezielle Version von "Kristallnaach"
bei der Veranstaltung "domols, hück & morje...?" am 8. November 1998
"Jupp" "Ich ging mit meinem Hund hier beim Clemens in die Kneipe frühstücken. Die Kneipe ist direkt neben dem Pennerasyl "Johannishaus". Und einer von den Jungs stand ... an der Theke und kriegte eben morgens vom Clemens noch kein Bier. ... Und er suchte irgendwie ein Gespräch. Wollte mit irgendeinem reden, und ich war der einzige, der drin war in der Kneipe und war halt "reif". Um den Einstieg zu finden um mit mir zu reden, wollte er meinem Hund ein Kompliment machen und er erzählte mir – ich habe diesen Satz noch komplett im Kopf: "Der Schäferhund ist der beste Freund des Menschen. Mir hat mal einer in Alaska das Leben gerettet." Mit einer total versoffenen Stimme machte der mir klar, ... er wäre in Alaska gewesen und ihm hätte bei seinem abenteuerlichen Leben irgendwann mal ein Schäferhund das Leben gerettet. Nur mein Hund ist natürlich kein Schäferhund und er war natürlich nie in Alaska, nehme ich mal an. Aber die Story war einfach total gut. Und die ganzen Verdrängungsstorys, weil der Mann hat garantiert eine ganz dicke Scheiße erlebt, sonst stünde der nicht dermaßen "am Schlauch". ... Und dann habe ich mir ausgemalt, was kann da noch alles sein. Wenn der mir von Alaska erzählt, was könnte da noch an Storys sein? Unmögliche Geschichten, die auch während dem Stück, im Verlauf des Stückes, vielleicht da sogar lustig sind. Also, wenn ich mir ein kariertes Zebra vorstelle oder die twistende Kobra oder die blonde Fee in Peking. Das sind immer so Sachen, die eigentlich nicht drin sind. Dann am Schluß, da wo einem das Lachen vergeht, ... die Sache mit Stalingrad." Wolfgang Niedecken in der Sendung "Von Jupp, Jojo und unserem Globus" von 1986 Video: "Jupp" in der Ratiopharm Arena in Neu-Ulm am 9. Juni 2016.
"Von Jupp, Jojo und unserem
Globus" von 1986:
"Wo mer endlich Sommer hann"
„Peter Rüchel lädt uns ein, die
Rocknacht mit „Who“ und „Greatful Dead“ vor Ort zu gucken. W.N. im Beilage-Poster zum „Für usszeschnigge“-Album
"Frau, ich freu mich" "Wenn wir einen Auftritt haben, von dem wir bis nach Köln nach Hause fahren können - am Abend nach dem Auftritt - dann machen wir das auch meistens. ... Und wenn wir das können, dann kann es passieren, daß es regnet, daß vor einem einer fährt mit einem "Let’s go frisch"-Sticker oder "Alles West", oder irgendein "Energiesparer" oder so Typen, oder Typen mit Sofakissen, wo Autonummern draufgestickt sind oder Klopapierrollen mit Bommeln, wo alles drumherum rein, schön sauber gehalten wird. Und dann kann es passieren, daß einem die Typen irgendwie nur noch nerven, weil man will nach Hause und man ist müde und es regnet..." Wolfgang Niedecken auf einem Konzert in der Hamburger Markthalle am 28.11.81 "Ein Stück aus vergangenen Zeiten. ... Ein Stück aus der Zeit, als unsere Tourneen noch ein kleines bißchen anders ausgesehen haben. Es waren meistens Dreitagestourneen im Fünfzigkilometerradius um Köln rum, manchmal auch Sechzigkilometerradius bis hundert Kilometer – Freitag, Samstag, Sonntag. Es war eine Zeit der Entbehrungen, wie ihr euch denken könnt, denn wir waren höchst romantisch "on the road", auf den "Highways". Wir hörten diese Kassette, wo auf der einen Seite "Born to run", auf der anderen Seite "Darkness on the edge of town" drauf war. Bloß manchmal kamen wir nicht mal zum Umdrehen, weil das war so nah an Köln, das ging dann nicht mehr. Aber trotzdem, wir haben meistens unsere Schlafsäcke mitgenommen, wurden dann nach dem Auftritt, nach dem Abbau, auf verschiedene WG’s verteilt, wo wir dann unter größten Entbehrungen nächtigten. ... Jedenfalls, es war eine entbehrungsreiche Zeit, weil wir mußten ja auf alles verzichten – unsere Mädels zuhause übrigens auch. Klar, logisch, auf uns zum Beispiel. Und genau in der Zeit muß der Groschen gefallen sein für diese Nummer." Wolfgang Niedecken auf einem Konzert in Karlsruhe am 22.11.1988
„Koot vüür Aach“
Wolfgang Niedecken im Beiheft zur "Vun
drinne noh drusse"-LP (1982)
Koot vüür Aach ess et, jlich ess et widder su wigg.
Op die Bühn, et jeht loss. - et ess voll.
„Zehnter Juni“ "Ehe wir die Platte aufgenommen hatten, hatten wir so eine Art "Gipfelkonferenz" in Bonn, und da war unter anderem auch der Ronald Reagan angereist aus Amerika. Da war eine große Demonstration. ... Das war am 10.Juni, und wir haben auf der Abschlußkundgebung gespielt. Und da hatte ich die Idee zu einem Text und das Stück ist pünktlich zur Platte fertig geworden, und wir haben es "10.Juni" genannt – damit wir immer mehr werden!" Wolfgang Niedecken beim Lorelei Konzert im August 1982
„Waschsalon“
„Wer meine Phobie in Sachen
Technik kennt, der weiß, dass zumindest diese Stelle im Refrain
nicht übertrieben ist. Wolfgang Niedecken im Beilage-Poster zum „Für usszeschnigge“-Album „EXPRESS“: Presse-Artikel mit einem Foto des auf Papier niedergeschriebenen Song-Textes von „Waschsalon“. Den Zettel hatte Wolfgang Niedecken genutzt, als er das Lied im Proberaum eingesungen hatte.
„Wenn et Bedde sich lohne däät“ DOMRADIO: „Der Song "Wenn et Bedde sich lohne däät" endet mit den Worten: "Wir sind alle zusammen auf dem Kreuzweg, ungefähr da, wo man das dritte Mal fällt." Leider aktueller denn je, 40 Jahre später.“
Wolfgang Niedecken: „Dieses
Stück haben wir nach 35 Jahren zum ersten Mal wieder auf der letzten
Tour gespielt. Da habe ich auch schlucken müssen, mein lieber Mann.
Da wurde es dann ganz still und anschließend gab es einen riesen
Applaus. Ich bin nicht der einzige, der nicht versteht, warum die
Menschen so bescheuert sind. Wolfgang Niedecken 2023 im Interview mit „Domradio“
„Müsli Män“
„Müsli Män“, 1982
„Ens em Vertraue“
„Ziemlich einmalig in BAPs
Œuvre ist der wenig gepriesene Song „ Ens em Vertraue“ vom Album
„Für usszeschnigge!“. Musikalisch eine Variante von Dylans „Rainy
Day Women ist das Lied eine angetrunkene Absage an Vereinnahmungen
jeglicher Art, ein „Fuck Off“ in Richtung aller alternativen
Bedenkenträger, medialen Schulterklopfer und unterhaltungsgeilen
Mitklatscher.
von Eric Pfeil / „Rolling
Stone“
Video von dem Song aus dem Jahr
2008 in Neuried / BaWü |