Novembermorgen
Übersetzt von Chrischi
1998
Samt und Chinaseide
trägt er, zeigt seine Facetten,
stolz wie ein Pfau.
Tanzt durch Kaleidoskope. Derwische toben.
Spatzen sind grau.
Novembermorgen. Rot ist Blut,
Rot ist Liebe, Rot ist Tod.
Farben explodieren,
Sterne rotieren
im nachtblauen Meer.
Magier, Karawanen, Gaukler, Schamanen,
Silberpapier.
Novemberkalt, Novemberleer.
Wieso gerade jetzt? Wieso gerade der?
Tausendundein
Morgen. Zu hoch geflogen,
zu nahe an der Sonne.
Purpur, Goldlammée-Fahnen, Scherenschnitt-Palmen,
Märchenbuch-Mond.
Novembermorgen. Der erste Schnee.
Der Nachspann läuft. Er lacht nicht mehr.
Eine Federboa,
Henna, Wachs und Wüstensand
und Safran für einen Prinz aus Samarkant.
Rosa-Orange, warum
nicht? Kein Problem,
im Regenbogen ist jede Farbe genehm.
Er war der Muezzin
der Phantasie,
der Anarchie. An Ketten lag er nie.
Ich sehe ihn noch,
wie er mit dem Bowie "Helden" singt,
eine blaue Musikbox und ein Glas mit rotem Wein.
Ein Polaroid in
einem Café in Taroudannt
und eines im Abendlicht.
Er ganz allein am
Strand, der Marrakesch-Express, die rostige Karre und noch eins,
Arm in Arm mit seinem Abdallah.
Er ging von uns und
trotzdem bleibt er hier,
denn jedes kleine Bild von ihm ist ein Stück von seiner Seele.
Novembermorgen. Es
fällt der erste Schnee.
Eine graue Stadt wird wach. Der Zauberer lacht nie mehr.
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