"Wir machen weiter mit dem Stück, das entstanden ist in Costa Rica genau beim Jahreswechsel'99 auf 2000. Und es handelt von einem Hotel, wo das Foyer zweigeteilt ist. Die eine Hälfte des Foyers ist ein klassisches, altes Foyer, so wie man sich das in einem alten Kasten vorstellt. Die andere Hälfte ist ein Spielcasino und es lungern die unglaublichsten Typen da 'rum, und ich bin da eigentlich ziemlich gejetlegt angekommen, aber es hat alles funktioniert, weil ich genau in dem Ryhtmus war, in dem man auf Tour ist, weil vor drei Uhr geht man auf Tour nicht in's Bett und umgerechnet war das genau die Zeit, wo man da dann normalerweise schlafenging und morgens da gesessen auf der Terrasse des Hotels und die Schuhputzer vor allen Dingen gesehen, die Bettler und die Leute, die aus dem Casinio herauskamen. Ich habe das mal alles aufgeschrieben und in Reimform gebracht und entstanden ist ein Stück mit einem Kölsch-Englischen Refrain, welches da heißt: Shoeshine, how about Shoenine? Wie wöhr et mit jet Shoeshine..."

Wolfgang Niedecken beim WDR2-Unplugged-Konzert am 10.Juni 2001

 

""Shoeshine" beschreibt den Jahreswechsel 99 auf 2000, den Milleniums-Wechsel. Ich bin damals meiner Familie nach Costa Rica hinterher gereist und fand mich in Grand Hotel in San Jose wieder. Das Hotel verfügt über ein imposantes Foyer, dessen eine Hälfte ein Spielcasino ist. Die andere Hälfte ist ein klassisches altes Hotel-Foyer mit den nebeneinander aufgereihten Weltzeit-Uhren und allen Dingen, die man dort erwartet. Die Herrschaften aus dem Spielcasino laufen halt morgens, wenn die anderen Gäste bereits zum Frühstück eintrudeln, immer noch im Smoking herum und sehen etwas älter aus als am Abend zuvor und sind immer noch am Zocken. Die ganze Szenerie dort war danach, dass ich mich am ersten Morgen direkt hinsetzte und alle Eindrücke notierte. Im klassischen Teil des Foyers lief halt auch immer ein Schuhputzer herum. Er sah aus wie ein Reptil, ein Chamäleon, das Witterung aufnahm in Richtung der Touristen, die möglicherweise Lederschuhe tragen. Er nuschelte immer "Shoeshine, wanna have some shoeshine..", aber eigentlich schaute er durch jeder hindurch. Ich habe mich schwarz geärgert, dass ich Turnschuhe anhatte, denn deshalb konnte ich mit dem Mann nicht ins Geschäft kommen."

Wolfgang Niedecken auf der Website von "MusikWoche.de",  31. Mai 2001

 

Shoeshine
Von der CD "Aff un zo", 2001

Dä Park vüür'm Grand Hotel wirk wie verwunsche,
vun ir'ndwoher weed et hell.
Nur dä Croupier schwaad met 'nem Kunde,
ahnscheinend jeht et om Jeld.
Dä letzte Daach em Johr hätt ahnjefange
- unfaßbar, wie die Zick wegläuf
- doch Magdalena, die zur Kaateschlääsch jejange, weiß:
"T'jeht alles klar, wemmer't nur fess jenooch jläuv.

Ramon ess mittlerweile Paarunsechzig,
e halv Johrhundert dobei.
Er putz die Schoh he, charmant un lässig,
vüür'm Grand Hotel San José.
"Wer op sich hällt", säht Magdalena,
"dräht Ledderschoh, do blieht et bei.
Dä janze Pumaquatsch ess irjendwann jejesse,
nur't Grand Hotel, dat steht dann noch he".

How'bout Shoeshine?
Wie wöhr et met jet Shoeshine?
Hey let me make your shoe shine.
Shoeshine's all right!

Et patroulliert 'ne Polizeijeep,
zwei Type jonn en't Café.
Senor Delgado sammelt Fläsche uss Plastik,
ne Stricher dealt me'm Portier.
Ramon läuf enn, schon en Erscheinung:
Frisur un Schnäuzer wie lackiert.
Silvester kann, wenn't sinn muß, losjonn
für ihn, dä Lück noh ihre Schoh taxiert.

How'bout Shoeshine?
Wie wöhr et met jet Shoeshine?
Hey let me make your shoe shine.
Shoeshine's all right!

Dä "Local Loser" met dämm Toupet hätt
och diss Naach widder kei Jlöck.
"Joot, wenn beim Spill nit, dann en der Liebe!",
grins'e, bekoks un verröck.
Och Magdalena met ihre Kröcke
weed jetz en ihrer Blechbuud wach.
Op einem Bein mäht sie sich stumm jlich op de Socke
noh'm Grand Hotel, su wie sick Johr un Daach.

How'bout Shoeshine?
Wie wöhr et met jet Shoeshine?
Hey let me make your shoe shine.
Shoeshine's all right!

Shoeshine
Übersetzt von Chrischi 2001

Der Park vor dem Grand Hotel wirkt wie verwunschen,
von irgendwoher wird es hell.
Nur der Croupier redet mit einem Kunden,
anscheinend geht es um Geld.
Der letzte Tag im Jahr hat angefangen
- unfaßbar, wie die Zeit wegläuft
- doch Magdalena, die zur Kartenlegerin gegangen ist, weiß:
"Es geht alles klar, wenn man es nur fest genug glaubt.

Ramon ist mittlerweile paarundsechzig,
ein halbes Jahrhundert dabei.
Er putzt die Schuhe hier, charmant und lässig,
vor dem Grand Hotel San José.
"Wer auf sich hält", sagt Magdalena,
"trägt Lederschuhe, da bleibt es dabei.
Der ganze Pumaquatsch ist irgendwann gegessen,
nur das Grand Hotel, das steht dann noch hier".

How'bout Shoeshine?
Wie wäre es mit etwas Shoeshine?
Hey let me make your shoe shine.
Shoeshine's all right!

Es patrouilliert ein Polizeijeep,
zwei Typen gehen in das Café.
Senor Delgado sammelt Flaschen aus Plastik,
ein Stricher dealt mit dem Portier.
Ramon läuft ein, schon eine Erscheinung:
Frisur und Schnäuzer wie lackiert.
Silvester kann, wenn es sein muß, losgehen
für ihn, der Leute nach ihren Schuhen taxiert.

How'bout Shoeshine?
Wie wäre es mit etwas Shoeshine?
Hey let me make your shoe shine.
Shoeshine's all right!

Der "Local Loser" mit dem Toupet hat
auch diese Nacht wieder kein Glück.
"Gut, wenn beim Spielen nicht, dann in der Liebe!",
grinst er, bekokst und verrückt.
Auch Magdalena mit ihren Krücken
wird jetzt in ihrer Blechbude wach.
Auf einem Bein macht sie sich stumm gleich auf die Socken
zum Grand Hotel, so wie seit Jahr und Tag.

How'bout Shoeshine?
Wie wäre es mit etwas Shoeshine?
Hey let me make your shoe shine.
Shoeshine's all right!