-Fan-Tourtagebuch
Aalen, 8. April 2000
Fotos von Kerstin Westerwelle
Ein Bericht und Fotos von Evi Küchenhoff
Da wir uns erst ziemlich spontan überlegt hatten, dass
Aalen ja gleich bei München um die Eck liegt *grins*, hatten wir natürlich auch noch
keine Karten, was sich aber nicht als schlimm erwies. Zeitig genug losgefahren, nach
ungewollter, amüsanter Stadtrundfahrt zwecks Einbahnstraßen und Baustellen dann endlich
ein Hinweisschild - Greuthalle-, auch den betreffenden Parkplatz gefunden, wo - welch
Zufall, schon ein allseits bekannter grüner Bus mit bekannten Personen davor stand.
Schnell das Auto abgestellt und schon wurde in üblicher Weise ein Schwätzchen gehalten
über Gott und die Welt, was natürlich auch prompt im Foto festgehalten wurde.
An der Abendkasse noch vernünftige Karten bekommen, aber dann doch recht skeptisch die
Turnhalle, die Kerstin kurzerhand in "Greulhalle" umtaufte, betreten. Aber das
tat der Stimmung keinen Abbruch, schon bei der üblichen Bemerkung von Wolfgang, dass die
Stühle nur ein Angebot seien, was man nutzen kann, aber nicht muß, standen die ersten im
Gang. Um aus Reihe 5 noch was zu sehen, stellten wir uns auch gleich hin, und ich muß
sagen, doch ein etwas anderes Gefühl nach meinen mittlerweile 10 Tonfilmkonzerten meist
sitzend. Die Securety hat sich nicht eingemischt, und die Stimmung war super.
Die Setliste ist ja nun mittlerweile jedem bekannt, aber was ich unbedingt mal erwähnen
möchte, ist folgendes: Immer, wenn der Wolfgang in Ansagen etwas vom Clodwigeck oder
Vringsveedel erzählt, heißt das nun seit Stuttgart "der Nabel der Welt". Zum
besseren ´Verständnis, dieser Satz kam in unserer gedichteten Geburtstagsstrophe vor und
scheint den Nagel doch voll auf den Kopf getroffen zu haben (Text ist im Tourbericht von
Stuttgart nachzulesen)
Nach dem Gig sind wir dann in aller Gemütlichkeit zu unseren Autos neben besagtem Bus, wo
nochmal ein Menschenauflauf war. Es wurden die letzten Autogramme eingesammelt oder ganz
locker wurde dann noch mit dem einen oder anderen verzällt, zum Beispiel wie man dem
leidigen Problem des Trockner ausräumen entgehen kann, indem man seine Mädels schnappt
und sich kurzerhand nach Marokko verkrümelt. Alle waren zwar geschafft, aber irgendwie
noch gut drauf.
Leider war Aalen für mich das Ende der Tonfilmtour, und ich hab schon jetzt zwei Tage
später Entzugserscheinungen!!!
Ein Bericht von Thomas Latza
Wir fahren kurz vor Mittag in München los und sind nach über 2
Stunden in Aalen. Kurz noch meine Schwester (sei hiermit gegrüßt !!) in Schwäbisch Hall
abgeholt und dann um ca. 18 Uhr in Aalen.
Die Halle ist eine gewöhnliche Sporthalle !!!!!!! Wenn da die Band nicht wieder einen
Hals bekommt (siehe Bayreuth !!!).
Um 19 Uhr Einlaß und die Halle entpuppt sich nach der Sporthalle auch noch als eine der
größten auf der Tonfilm-Tour.
Die Halle ist aber ausverkauft, ein Trost !!!
Die Band beginnt pünktlich um 20 Uhr. Die Band ist spielfreudig als wäre es erst eines
der ersten Konzerte der Tour. Es ist aber das 51 Konzert im Rahmen von "Tonfilm"
!!!!
Programm wie bekannt ohne nennenswerte Änderungen im Ablauf !!!!!
Die Leute sind hier begeistert, wahrscheinlich auch weil BAP hier in der Ecke noch nicht
so oft gespielt haben !!!
Schon nach 5-6 Stücken stehen die Leute auf , klatschen, sind begeistert . Im Mittelgang
stehen auch von Stück zu Stück mehr Fans.
In der Pause stellen wir fest, daß das Foyer mit seinen Maßen von ungefähr 10 m auf 6 m
nicht genügend Raum für ca. 1400 Leute bietet, außerdem bei so viel Rauch auch früher
oder später die Luft schlecht bzw. knapp wird .
In der zweiten Hälfte sei besonders "Schluß, aus, O.K." und "Lechterkette
locke" erwähnt . Kommen sehr gut beim Publikum an !!!
Nach dem Konzert wird noch kurz ein "Die Kreissparkasse Ostalb grüßt BAP" -
Schild zweckentfremdet und vor den Tourbus gestellt (klasse Idee Sascha !!!).
Nun ist es bald soweit ------ morgen das Letzte Konzert der "Tonfilm-Hallentour"
!!!
Ein Bericht von Andrea H.-Reichenberger
Endlich geht im Saal das Licht aus. Herzklopfen. Nie
wird ein BAP-Konzert für mich zur Routine werden. Meine Hände zittern leicht vor
Aufregung, hoffentlich kann ich die Kamera ruhig halten. Traurig werde ich bei dem
Gedanken, dass ich heute "Vum donnernde Lääve" zum letzten Mal höre, denn
nach diesem Konzert ist für mich "Schicht".
Die Greuthalle in Aalen ist alles andere als ein Palast der hohen Kultur, normalerweise
treffen sich hier schwitzende Sportler. Die Turnhalle wurde einfach für den Tonfilm
bestuhlt. Doch Wolfgang nimmt es locker, reißt in seinen Ansagen mehrmals Witze über das
"wunderschöne Opernhaus zu Aalen". Die zahlreichen Besucher sind gut drauf und
voller freudiger Erwartung. So mancher ignoriert von Anfang an seinen ihm zugedachten
Stuhl und setzt sich einfach vor der Bühne auf den Boden.
Die kölschen Texte werden fleißig mitgesungen, leider manchmal auchunsensibel
mitgegrölt. Bei "Diss Nach ess alles drin" steht bereits die halbe Halle und
rockt ab. Die Stimmung ist hervorragend.
Ich möchte jede einzelne Sekunde genießen, sie festhalten, damit sie sich einprägt.
Drei Stunden ein Leben weit weg von Alltagstristesse, Ärger und unzugänglichen Menschen.
BAP nimmt mich bei jedem Konzert mit auf eine emotionale Reise mit ausdrucksstarken
Bildern, einem Wirrwarr an Gefühlen und natürlich den verschiedensten Erinnerungen.
Daran haben auch 18 Jahre nichts geändert, doch gerade die Tonfilmkonzerte machen dies
wieder deutlich. Ich brauche BAP, brauche die gemalten Texte von Wolfgang Niedecken.
Dann steht der Gitarrist allein im lila Scheinwerferlicht: Absolut in sein Spiel vertieft,
verschmilzt er mit seinem Instrument zu einer Einheit. Die ersten Töne von "Wat,
usser Rock'n'Roll" erklingen. Für mich stets der Höhepunkt des Gigs. Ich will genau
diesen Moment festhalten, mitnehmen, für miese Zeiten aufsparen. Den Liedtext beziehe ich
auch auf mein Leben und überlege, wie viel mir Rockmusik bedeutet, wie wichtig sie für
mich ist.
In der Pause lerne ich einen Rollstuhlfahrer kennen, der neben mir vor der Bühne sitzt
und auch schon seit vielen Jahren BAP gut findet. Als Olaf aus meinen Erzählungen
heraushört, dass ich bei den Touren, wenn irgendwie möglich, "dabei bin", ist
er begeistert und will alles genau wissen. "Was macht denn jetzt der Major?",
"spielen sie noch Jupp?", fragt er. So entsteht eine neue Freundschaft und Frau
vertreibt sich die Halbzeitpause, ohne die Nase zu pudern oder den Lidstrich
nachzuziehen...
"Bleifooß", der absolute Song für alle, die noch mindestens drei Stunden
Autobahn vor sich haben, bevor sie müde in ihr Bett kriechen können. Die Ansage über
Blondie, dem "Bonsai-Schäferhund", kommt auch in Aalen gut an. Bei
"Jupp" zeigt Helmut erneut, welch herausragender Gitarrist er ist und wie er in
seiner Musik aufgeht. Ein nagelneues Lied einfach ins Tourprogramm aufzunehmen, zeugt von
der Spontaneität der neuen BAP-Truppe. Der wunderschöne, gefühlvolle Song
"Schluß, Aus, O.K." kommt beim Publikum in jeder Stadt sehr gut an.
"Amerika", "Waterloo-Sunset", "Ewje Affhängerei" und
"Vill passiert", meine Lieblingstitel ziehen viel zu schnell an mir vorbei. Noch
einmal Gänsehaut bei Sheryls Gesangspart "But I was so much younger then...".
Bei "Hundertmohl" weiß ich, dass die Tour für mich unwiderruflich zu Ende ist.
Ganz wehmütig wird mir ums Herz. Melancholie macht sich breit, als sich die sieben
Bandmitglieder verbeugen, der Applaus nicht mehr enden will.
Im Auto dann läuft wieder Musik von der "merkwürdigen Band", die mich so lange
schon bewegt und die mir soviel bedeutet. Ich sehe Bilder vom Konzert, erinnere mich an
die Momente, die so wichtig für mich sind. Und ich denke an einen Gitarristen, der im
lila Scheinwerferlicht sein Instrument so gefühlvoll spielt, wie ich es vorher noch nie
erlebt habe.
Ein Bericht von Alfred Gatzweiler
Man war ja schon gespannt, wie ne kölsche Band im
Ländle ankommen würde. Zumal Wolfgang zu Beginn des Konzerts beinahe schon gleich ins
Fettnäpfchen trat und sich über die "gute Stube Aalens" ein wenig ablässig
äußerte. Das "erhabene Stuckwerk" ihrer Turnhalle quittierten die Aalener aber
mit Applaus - die Schwaben verstehen also doch auch mal ein Spässle - das Eis war
gebrochen. Und BAP konnte froh sein, daß das Konzert nicht in der Stadthalle stattfand,
denn dort hätten die Besucher wohl nicht alle reingepaßt. Und schließlich habe Wolfang
während der Tour schon in wesentlich schlimmeren Lokalitäten gespielt.
Also konnte es losgehen. Und Wolfgang plauderte locker drauf los. Kam bei den Schwaben
wohl ganz gut an und war eine gute Sache, da man ein wenig Hintergrund erfahren und dann
die Songs auch verstehen konnte ohne sie zu verstehen. Was wohl nur mir als (vielleicht)
einzigem Rheinländer außer Wolfgang und Jürgen gelingen konnte. Dat tat jut, noch ens
kölsche Tön ze höre.
Das Programm, mal balladig, mal rockig, mal gecovert, mal nachdenklich, mal heiter, war
gut durchmischt zusammengestellt. Und alle Achtung an alle Bandmitglieder. Zumindest in
der zweiten Reihe, gleich an den Boxen kam der Sound in bester Qualität rüber. Einfach
gutes Handwerk - Diverse Soli kamen Spitze rüber, sei es Gitarre, Sax, Vokal ... - und
Glückwunsch an Wolfgang der mit der neuen Bandzusammenstellung wohl Grundlage für noch
viele neu BAP-Songs gelegt haben dürfte. Wohl in der hinteren Rängen war die Akustik
allerdings bescheiden. Was aber nicht der Band anzulasten wäre sondern eher dem Eingangs
erwähnten Stuckwerk.
Danke an Jürgen, der an diesem Abend wohl hochfiebrig hinter seinen Drums saß und laut
Wolfgang um sein Leben trommelte - tolle Leistung. Hoffentlich haben ihn die angedrohten
Wadenwickel nach dem Konzert wieder auf die Beine gebracht.
Überraschend die neuen Versionen bekannter Songs. Wobei mir persönlich nach wie vor der
Musli-Man als Punk wesentlich besser gefällt. Aber verblüffend, wie auch diese neuen
Versionen gut ankommen, obwohl man sich so an die Originale gewöhnt hat.
Alles in allem ein gelungener Auftritt - und am Ende standen selbst die Schwaben auf und
neben den Stühlen, die eigentlich gar nicht störten. Wie Wolfgang zu Beginn des
Konzertes sagte. Er versteht die Stühle als Angebot. Wer sitzen wollte konnte das tun.
Was aber am Ende nur noch die wenigsten Taten. War wohl das beste Zeichen.
Am nächsten Morgen dann noch eine persönliche Überraschung die das BAP-Wochenende für
mich vollends abrundete. Gehen wir doch morgens zum Brunch in ein nahegelegenes Hotel und
wer steht unvermittelt vor der Tür: Der BAP-Tourbus mit einem locker per Handy
telefonierendem Wolfgang davor. Total ungezwungen und wohl auch unerkannt. Man selber ist
da so überrascht, daß man nicht mal auf die Idee kommt, ihn anzuquatschen. Da künnt ich
jetz noch dröver heule, dat ich minge Arsch nit huh un ming zäng nit ussenander jekreet
han.
Ne schöne Jrooss an alle BAP-FANS - und Ulrike, Rosi, Michael und Paole,
ALF, Königsbronn