-Fan-Tourtagebuch
Bad Hersfeld,
9.
Mai 2009
Stiftsruine,
Unplugged-Konzert zum Probenauftakt der Festspiele
Ein Bericht und Fotos von Ralf Simon
Im 4- bis 5-Wochen-Takt "verfolgen" mich jetzt die diversen BAP-Ereignisse - manchmal sogar in noch kürzeren Abständen: na ja, es gibt Schlimmeres!
Gestern Abend jedenfalls spielte die Kapelle in der Stiftsruine in Bad Hersfeld auf. Obwohl ich - wie viele andere auch - keine Karte im Vorkauf erstehen konnte (bereits nach 1,5 Stunden war das Kontingent seinerzeit erschöpft), war ich in der glücklichen Lage, das Konzert genießen zu dürfen. Dabei hatte ich exakt 20 Stunden vor Konzertbeginn noch eine gänzlich andere Wochenendplanung vorgesehen! Auf jeden Fall bekam ich genau um Mitternach von Freitag auf Samstag die nette Nachricht, dass noch Tickets in greifbarer Nähe seien: um 0.20 habe ich dann telefonisch zugesagt! Dem edlen Freund O., der in dieser Situation an mich dachte, nochmals einen herzlichen Dank! So machte ich mich dann also am Samstagnachmittag alleine auf den Weg von Aachen nach nach Bad Hersfeld, wo ich in der gebuchten Unterkunft zwei weitere nette "Unheilbare" traf, die einen ähnlich weiten Weg nicht gescheut hatten. So kennen wir sie!
Vor der Stiftsruine in der Altstadt waren wir dann etwa 10-12 Leute aus dem bap.de-Forum, die nicht zu dem überwiegenden einheimischen "Rest" gehörten. Sehr erfreut war ich darüber, endlich mal eine Person aus diesem Forum im "real life" kennen zu lernen, mit der ich über das Forum schon sehr viel kommuniziert habe.
Die musikalische Stimmung ist einfach nicht zu beschreiben! Es war grandios! Die Setliste ließ (fast) keine Wünsche offen, denn einziger wermutstropfen dieses Abends war, dass die Bad Hersfelder nach Ende des ersten Zugabenblocks - es war immerhin schon 23.45 Uhr! - aufstanden und scharenweise die Plätze verließen. So bestand für die Kapelle überhaupt keine Chance mehr noch das wunderbare "Hundertmohl" zu intonieren, dass am Nachmittag im Soundcheck geprobt wurde und eigentlich noch folgen sollte. Die Beleuchtung der Stiftsruine harmonierte sehr gut mit den Liedern und hinterließ eine sehr angenehme Atmosphäre. Diese wurde auch beeinflusst von dem etwa zweistündigen Dauerregen, der Publikum und Band aber dank einer großen Zeltdach-Überspannung nichts anhaben konnte. Wolfgang Niedecken hatte dazu dann auch noch ein passendes Erlebnis aus seiner Zeit Ende der 70er auf Lager. Der Regen hörte übrigens schlagartig mit Ende des Konzertes auf: beim Verlassen des überdachten Bereiches regnete es noch während Willi Ostermanns "Zo Foß noh Kölle" lief, das wie bei den früheren Gigs auch der Opener war. Ich sagte noch laut vor mich hin: "… ävve net bei dämm driss Wedder!", ging durch die Abteimauer ins Freie und schon kamen keine Tropfen mehr vom Himmel.
Der Wettergott meinte es dann im weiteren Verlaufe des Abends dann nur bedingt gut mit uns … wir haben aber zum Glück immer im Trockenen gestanden. Lediglich von innen wurde es etwas nass.
P.S.: Die nächsten Konzertberichte kommen bestimmt!
Ein Bericht und Fotos von Kora
Zuhören und beobachten, das Wahrnehmen
anderer und das sich selbst erleben haben meine Person und das kulturelle
Verlangen geschaffen, es entscheidend
geprägt. Deshalb wurde ich wohl auch immer zappeliger und unausstehlicher, je
näher der Termin rückte. Keine 75 Minuten, da war dieses Event schon
ausverkauft. Und inzw. reichten selbst 100 Euro mehr als der ursprüngliche Preis
nichtmal mehr aus, um dabei sein zu dürfen. Da ich aber ziemlich "unheilbar"
scheine, konnte ich mich in diesem Falle niemals von dem Gedanken lösen, hier
nur ein paar km weit entfernt zu hocken, während ca. 1400 Leute einen Tag voller
Spass und guter Laune haben. Der Plan stand fest, diesen Abend verbringe ich da
nebenan im Café und wenn es nicht bis dahin schallt dann eben auf der anderen
Seite des Gemäuer. Aber viell. steht sogar noch jemand davor und hat 'ne Karte
übrig, wäre ja auch nicht 1.mal! Ich war also wild entschlossen, weil, alleine
beim Gedanken an dieses Event war ich schon "Hoffnunglos hin"! "Su kohm et, wie
et kumme moht: ;o) Ich wusste es schon immer, da sitzt einer irgendwo und zieht
an den Fäden, wir Menschlein sind nur kunstvoll gefertigte Marionetten, deren
Bewegungen er (sie?) führt. Irgendwo "da oben" sitzt einer, der das alles lenkt
und die, die es verdienen ;o) nicht vergisst ... auch wenn er sich manchmal doch
ein wenig Zeit damit lässt ... er hat wohl einen ausgeprägten Sinn für Dramatik
... und das kann man ihm nicht verdenken ... er will ja auch seinen Spass dabei
haben ... meinte ein lieber Freund. Also ehrlich mal, da macht der Idiot seine
Spässe mit mir, da amüsiert sich einer, der sich mit Sicherheit schon 2 Monate
über mich und mein Geheule kranklacht und am Ende doch schon am 02. März wusste,
dass ich dabei sein werde? Die Post ist wirklich zuverlässig und stellt Briefe
innerhalb von 24 Stunden zu. *staun* Möchte hier den Freunden danken, die sich
fast die Daumen wundgedrückt haben.... Natürlich liebt er (da oben) das Drama,
genauso gerne wie ich, viell. ist das auch der Grund, warum das bei mir immer so
chaotisch läuft, Neuried war bisher meine letzte Erfahrung diesbezüglich. Schon
ein halbes Jahr her! Aber das war ja ein ganz anderes Klangerlebnis! ;o)
Als musikalischer Auftakt zum offiziellen Probenbeginn der Bad Hersfelder
Festspiele wurde also BAP angekündigt......die zogen die Stecker und spielten
unplugged.......... Na das ist doch genau das richtige für mich!
Kaum eine Stadt kann mit solch einem Ambiente für ihre Festspiele aufwarten, wie
Bad Hersfeld. Die Stadt liefert einen Beweis dafür, dass große Kultur nicht nur
in den Hauptstädten über die Bühnen gehen können. Umso faszinierender war, was
mich am 09. Mai nun erwartete! Ich hatte dank eines im letzten Moment
ergatterten Tickets die einmalige Gelegenheit den bisher einzig geplanten
UNPLUGGED-Gig hautnah (vun drinne ;o) erleben zu dürfen. Allein der Anblick der
Lokation und dann diese intensive musikalische Erfahrung, mit einem speziell für
diesen Abend zusammengestellten Programm und der Unterstützung von Anne de Wolff
(Geige) und Rhani Krija (Percussion) - also ich bin immer noch schwer
beeindruckt... Etwas erschrocken war ich nur, als eine Stunde vor Beginn noch
immer kaum Leute in
dem nett angelegten Grün rundherum und keine BAP-Fans auszumachen waren. Die im
Vorbeischlendern aufgeschnappten Gesprächsfetzen "ich war auch schon mal beiM
BAP (oder PUB? ;o) - von denen kenne ich glaube sogar was" liessen mich kurz
schaudern, nur erstmal soviel zur Mehrzahl des Publikums. Dann endlich doch noch
ein paar bekannte und auch bis dahin zwei noch nie lifehaftig gesehene
Gesichter, was war die Freude gross, Euch endlich mal (wieder) zu sehen! Koot
vüür Aach gingen auch wir in die "heiligen Hallen", nahmen gesittet unsere
Plätze ein und bewunderten erstmal das Ambiente der Ruine vun drinne. Zuerst
begrüsste uns die Intendantin Elke Hesse und dann ging es los, die Jungs und das
Mädel kamen aus dem Bühnenboden und liefen den Gang der Stiftsruine vor auf die
mit einer Zeltplane überdachten Bühne. Wie wichtig diese am Ende noch werden
sollte, war bis dahin garnicht abzusehen. Und da waren sie endlich, Helmut,
Micha, Wolfgang, Rhani, Anne, Werner und Jürgen, die, die mich regelmässig zum
Träumen bringen, die, die ich am liebsten viel öfter live erleben würde. Hühr zo,
Pandora und Songs sinn Dräume liessen mich noch entspannt auf dem Stuhl sitzen,
aber spätestens bei Duude Bloome gefolgt von Rita hatte ich das dringende
Bedürfnis, mir etwas mehr Bewegungsfreiheit zu verschaffen. Ich blieb brav, ich
blieb sitzen, erstmal.... Es gab so viele traumhafte Eindrücke, die ich nun
garnicht alle aufkritzeln kann. Die Setliste war perfekt auf diesen Abend
abgestimmt, enormes Gänsehaut-Feeling gute 3 1/2 Stunden inbegriffen. "Nix
andreres em Kopp" kam so genial, gefolgt von "Chelsea Hotel", ich war am Zittern
vor Freunde. Und ein weiterer lange nicht live gehörter genialer Song im Gepäck
Er handelt von Wolfgangs Freund Michael Buthe, der letztendlich an einer
"Überdosis Lebensfreude" gestorben ist, ein Stück, das mir schon bei der Ansage
die Schauer über meinen Rücken zu jagen vermag.
"Novemberkalt..Novemberleer.."..NEIN!!! Das Wetter machte es nicht ganz so
trostlos, es fiel nicht "dä eezte Schnie", aber der Song ist so wunderschön
tieftraurig, da fing just in dem Moment selbst der Himmel zu weinen an...
Und dann gleich der nächste Knaller: Wolfgang und Anne im Duett bei Paar Daach
fröher, wieder Gänsehaut, gigantisch, diese Zauberfrau hebt nicht nur mit ihrer
Geige sondern auch mit ihrer sanften Stimme geniale Songs noch ein bis zwei
Himmel höher. Es folgte eine Rumba, DIE - weiblich, wie Wolfgang extra nochmal
betonte. Und wenn wir einmal bei "weiblich" sind dann darf die Geschichte um die
Aufnahme von Magdalena (weil Maria hatt ich schon) und das Kennenlernen von
Rhani nicht fehlen. Am Ende der "1. Halbzeit" tönte noch ein wunderbares "Selvs
Souvenirs sinn nix als Spure'm naaße Sand, die noh un noh dä Wind verweht.
Sulang se frisch sinn - alles klar - doch irjendwann ess et vorbei, wie't halt
su jeht." Das war dann gleich die Erinnerung, nicht nur endlich mal aufzustehen,
sondern gleich noch ein paar Fotos von dieser "noch nicht im Wasser versunkenen"
Bühne zu machen. Da haben die Jungs im Hintergrund während der Pause wirklich
"gerudert", uns stellte man das Ensemble der diesjährigen Festspiele, angefangen
bei dem Einlass, der "Putzkolonne", über die Pförtner, Maskenbildner, Techniker,
die Schauspieler und Regisseure kurz vor. Auch der Bürgermeister wurde
persönlich begrüsst, was dann auch meine Frage beantwortete, warum die
"unheilbaren" so schwer an Karten kamen. ;o)
Und dann ging es weiter mit dem Augen- und Ohrenschmaus. "Bewaffnet" mit Jacke,
Mantel und Schirm kam die geliebte Combo mit 3 Buchstaben zurück auf den
immernoch trockenen Bühnenvorbau. Und auch wenn es auf den ersten Blick
unlogisch erscheint, der Wettergott ist trotzdem Kölner. Eine aufgezeichnete
Linie auf dem Boden wurde von den teilweise dicken Regentropfen nicht
übertreten. Dafür tropfte es über mir immer mal, sodass einige Zuschauer ihren
Platz dann unfreiwillig gar nicht wieder einnahmen. Da uns am Ende sowieso
keiner "Helfe" kann passte auch der "Beginn der 2. Halbzeit" wieder absolut
klasse. Prima auch (wieder) die kleine Anekdote von den "ungeliebten
Möbelstücken", die Wolfgang bestimmt nicht nur erzähle, weil morgen Muttertag
ist *ggg*
Achja, Mutter, da gab's ja auch eine Geschichte. Und die bekamen wir natürlich
noch erzählt. Das selbst "Wolf un Skorpion" zu diesen "Lagerfeuertauglichen"
gehören kann, haben die Jungs zum Glück noch bemerkt. Weiter ging's mit "Nix wie
bessher", "Ruut, wiess, blau..." und "Zaubre" um dann endlich mal festzustellen,
das heute "Dä perfekte Daach" ist *zwinker* Anschliessend gleich noch so ein
Song, bei dem mir am liebsten die Tränchen laufen würden, "Für immer jung" -
Wolfgang machte die "entsprechende Ansage".... Überhaupt: Zu fast jedem Stück
hatte unser Frontmann eine kleine Geschichte auf Lager, so auch die Kölner
Legende der Totengräber, dem gestohlenen Schmuck und dieser beiden Pferde. Am
Ende der 2. HZ wurde es mit "Hurricane/Stell Dir vüür" nochmal so richtig
heftig, das kann man schon als "Klanggewitter" bezeichnen. Grosses Kompliment,
sie waren alle gigantisch und mit vollem Herzblut dabei! Und was der Rhani da
den ganzen Abend veranstaltet hat war einfach nur geil, und genau das fand die
Band wohl auch, sie stellten sich ein wenig abseits, damit jeder, wirklich jeder
in der Ruine, im Strahl der Scheinwerfer sein Solo sehen konnte. Jetzt haben
sich alle eine Erfrischung verdient, es goss immernoch wie aus Kübeln, aber das
Gewitter war weggezogen....
Und dann ab in die Verlängerung met su manche Liter Wasser....un nit
verjesse...im kölsche jibt et kein jeeeeee ;o) Für'ne Moment woor ich ahm dräume.
Für'ne Moment woor ich wie hypnotisiert. Für'ne Moment woor ich ahm dräume.....
http://www.youtube.com/watch?v=dEiAX3ZaGsQ
Nein, ich sass nicht mehr auf meinem Platz, stand seitlich am Aufgang, nicht,
dass ich mehr gesehen hätte, das war denke ich von allen Plätzen aus gut
möglich. Aber ich hatte sie, diese Beinfreiheit, und dann tönt da gleich "Wat,
usser Rock'n'Roll?" Bei mir zuckte alles, aber immernoch sass fast der
kompllette Zuschauerblock. Dachte so, das gibt's doch garnicht, es müssen doch
wenigstens die geschätzten 50-schon-mehrfach-Bap-Besucher in den Reihen
auszumachen sein. Aber es sollte nicht lange dauern, den Anfang von "Verdamp
lang her" hat wohl nicht gleich jeder erkannt, ich fand ihn grandios, in voller
Erwartung, ihn fast genauso erleben zu dürfen wie damals am 12. März 2004 im
SWR-Funkhaus in Mainz, nur leider hatte ich auch hier die Rechnung ohne das
Publikum gemacht. Mit den ersten Worten des letzten Songs sprang plötzlich
(fast) der ganze Saal auf, klatschte und sang, nur ganz wenige "verweigerten"
sich, innerlich musste ich schon grinsen, als ich bemerkte, wer da alles ausser
mir dabei war ;o) Ich habe ja schon immer gesagt, wenn schon VLH dann bitte nur
unplugged sonst ist das mein "Bierholsong" aber diesmal war es irgendwie weder
das eine noch das andere ävver et hätt sich äch jeloohnt zo blieve. Danach war
nämlich Schluss, nicht wirklich ganz freiwillig.....
Das "Elfmeterschiessen" wurde ausgelassen, weil die Hessen noch vor Mitternacht
zu Hause sein müssen, immerhin hatten sie nur noch 15 Minuten Zeit. Ein paar
einzelne Fans versuchten die Band, die am Rand der Bühne stand und doch etwas
verwundert schaute, zurückzuklatschen, doch ca 1350 verliessen die Stiftsruine
Richtung Ausgang. Die verbliebenen "geschätzten 50" waren mindestens genauso
verdutzt, wollten sie doch lieber gerne noch das wunderbare auf der Setliste
stehende und beim Soundcheck ausprobierte "Hundertmohl" hören. Aber trotzdem war
es sowas von einzigartig, der Sound absolut glockenklar, diese grandiose
Setliste und vorallem die Atmosphäre der Stiftsruine nahmen von Publikum und
Künstlern gleichermaßen Besitz, die Kulisse war echt der Hammer, gab sie dem
ganzen durch ein wenig Licht mal einen zauberhaften, mal einen
geheimnisvollen Rahmen. Wer hohe Ansprüche an Niveau, Musik und allgemeines "drumherum"
hat, war hier genau richtig, meine Erwartungen wurden mit Sicherheit noch weit
übertroffen. So viele tolle Akustikversion. Ich war ja nun schon oft auf ´nem
Bap-Gig, aber kann mir immer wieder nur ganz schwer vorstellen, dass so ein
Konzert noch getoppt werden kann. Diese besondere Atmosphäre, die so beflügelte,
aber auch erschöpfend vereinnahmte, liess mich gegen halb 6 in der Frühe endlich
glücklich in meine Federn fallen....