-Fan-Tourtagebuch
Berlin, 20.September'99
Ein Bericht von Thomas P.
Ich bin gerade wieder daheim
von einem - ich will nicht abwertend sagen -- wunderschönen Liederabend aus dem Cinemaxx
. Nachdem ich anfangs etwas unruhig ,auf ein volles Haus wartend, das zögerliche
Füllen des Saals beobachtete, der dann schlussendlich bei schätzungsweise knapp 250
Leuten wohl nur zu 50 % besetzt war, wurde ich mir während des Konzertes bewußt, dass
ich eben Zeuge einer besonderen Darbietung sein durfte,mit 249 anderen Glücklichen
zusammen . Vorhergehende Konzertberichte spiegeln im Prinzip schon alles wieder, was auch
ich erlebte und ich will mich daher nicht wiederholen. Ich kann bestätigen, daß sich ein
neues BAP gefunden zu haben scheint. Die Songs in neuem Gewand passen musikalisch perfekt
zum ganzen Erscheinungsbild der Gruppe. Die Sehnsucht W.N.'s nach alten Zeiten als man
durch kleine Klubs tigerte,sickert ein wenig durch. Ohne irgendwelche schlechten
Untertöne (daß sei allen Zweiflern gesagt) berichtete er trocken , daß unter anderem
der Keyboarder und ein Gittarist die Gruppe verlassen haben. In einem Zwiegespräch mit
dem Publikum stellte er unzweideutig klar, dass auch die bevorstehende Tour "im
Sitzen" stattfindet. In der Tat ertappte auch ich mich selbst dabei, dass ich mich an
den neuen Stil der Live-Gigs gewöhnen muß, und auch dabei, daß ich, als wenn ich
irgendwelche Ahnung vom Gitarrespielen hätte, ständig jede gespielte Note von Helmut
zwecks Weiterverarbeitung in mich aufsog. Letztendlich ist jeder Vergleich mit dem Major
völlig fehl am Platze. Soll er ihn etwa kopieren? Ich denke :Nein! Alle Musiker sind echt
mit Freude und vollem Herzen dabei und man merkt bei ihnen, dass der Name BAP
verpflichtet. Sehr schön fand ich es, alle so greifbar nah zu erleben, wenn auch
dieses Erlebnis niemals 1986
toppen kann, als ich das Glück hatte, als damals 16-jähriger das
Deutschlandhallenkonzert vom Auf- bis zum Abbau, einschließlich Mittagessen und Cool-down
mit den Jungs in den Katakomben ,zu erleben. Aber das nur am Rande... Aufgrund des Todes
von Willy Millowitsch am Tage dieses Konzerts zitierte W.N. eine vom Verstorbenen
1992 bei der "Arsch huh-Zäng usseinander"-Aktion dargebotene Anekdote, die sich
auf ihre ganz eigene Art mit dem Thema Rassismus auseinandersetzt. An Komik fehlte es bei
allem nicht. Für großes Gelächter sorgte W.N.'s kleine Story, in der er davon
berichtete, daß man als Musiker während einer Tournee doch zunehmend eitler würde , was
sich insbesondere dadurch zeige, dass einige Bandmitglieder nach einer Tour von ihren
Familien schon um etwas Applaus bäten, wenn man am Frühstückstisch daheim erscheine, um
die beifallsverwöhnte Seele zu besänftigen. Das Set war -so einfach wie logisch- der
"Tonfilm". Die Zugabe war "Verdamp lang her" , wo Helmut dann auch
spätestens mein BAP-Herz erobert hat. Leute ich saare euch: Ding Bänd doot lävve! Danke
W.N., daß du die Band nicht hast sterben lassen! Mein Traum ist, daß, wenn sich Wolfgang
Niedecken sich einmal so um 2020einhalb zur Ruhe setzen wird, die Band an ein bis dahin
ebenso erfahrenes Mitglied weiterreichen wird und somit BAP wie ein Fußballklub noch
Jahrzehnte überdauern wird. Das wäre wohl einmalig in der deutschen Musikgeschichte.
Aber da könnte mich ja vielleicht sogar jemand aufklären, ob es dass überhaupt schonmal
irgendwo gegeben hat. Ich grüße alle BAPtisten und wünsche uns allen noch viel Spaß
mit der besten deutschen Rockband aller Zeiten! Thomas P. von der Spree
PS: Nach dem Konzert keine Flucht an geheimen Ort oder Hotel, nein, an der
Cafe/Bar-Lokation des CINEMAXX war man schnell mit allen Bandmitgliedern perdu! Klasse!
Ein Bericht von Kerstin "nit..." Westerwelle
Nach dem Konzert in der Kölner
Philharmonie, war dies nun mein 2. BAP-Konzert im Sitzen! Irgendwie ist es schon komisch,
aber nicht schlecht - keinesfalls - nur eben gewöhnungsbedürftig!
Leider war dieses Konzert nur knapp zur Hälfte gefüllt (also ca. 250 Leute) ! - Schade
eigentlich! Ich hatte wirklich mit mehr gerechnet, zumal das Konzert vor knapp 3 Monaten
ja zeimlich gut gewesen sein soll! Selbst Schuld kann ich da nur sagen! Der Programmablauf
entsprach den schon beschriebenen CinemaxX-Konzerten. Heute aber, aus gegebenen Anlass,
mit einer kleinen Änderung. Bei den einleitenden Worten zu "Jupp", die
"Reise", die dieser im Laufe der Zeit gemacht hat und wie er dann am 09.11.1992
wieder an der "Vringspooz" angekommen sei, wiess Wolfgang auf den am morgen
verstorbenen Willy Millowitsch hin, und dass Willy eben auch bei diesem
"lägenderen" Konzert am 9. Nov. anwesend war. W. N. fragte, ob wir Lust
hätten, seinen damals rezitierten Text, die Passage aus Carl Zuckmeyers "Des
Teufels General" noch einmal zu hören. Hatten wir. Und so wurde auch an der Spree
der "kölsche Jung vum Rhing" ein letztes Mal geehrt. Dann "ging es weiter
mit Musik"! Es gab nur eine Zugabe und das war "Verdamp lang her".
Gegen 22:45 h war dann dieses Promotion-Konzert zu Ende.
Noch einige Randnotizen:
Der Sound war erstklassig, die Band wirkte gutgelaunt und spielfreudig, Wolfgang war
redselig (wie meistens *grins*), das Publikum war auch gut drauf, die fehlende Geige wurde
durch den "Tausendsassa" Jens wunderbar kompensiert und überhaupt, Helmut und
Michael beherrschen ihre Instrumente hervorragend!
Fazit: Die "Bahnhofs-Promotion" war ja schon toll, aber diese Kino-Tour doch um
längen besser! Es hat Spass gemacht!
Ein Bericht von Dietmar Witt
Ich war ganz schön gespannt auf diesen Auftritt in der neuen Besetzung. Die CD hatte ich mir sofort am 13. 09. zugelegt und wußte also schon in etwa, was ich erwarten konnte. Um 20.30 Uhr ging es pünktlich los mit einem Auschnitt aus dem Film "Night on earth". Was danach folgte, war einfach anders als die vielen BAP-Konzerte, die ich seit 1988 gesehen hatte. Die CD wurde Stück für Stück nacheinander vorgespielt, unterbrochen von einem gut aufgelegten und plaudernden Wolfgang Niedecken. Der Klang im Kino war ausgesprochen gut und aus der vierten Reihe hatte ich einen tollen Überblick über die Band. Es ist schon etwas außergewöhnlich, die Musiker so nahe zu sehen und jede Mimik erkennen zu können. Die ganze Darstellung des Albums fand ich ausgesprochen gut gelungen und durch die Erläuterungen von Wolfgang kam der Tenor der CD besser zur Geltung, als wenn man sich nur die CD anhört. Alle Bandmitglieder hatten ihre Soloauftritte, wie auch insgesamt alle recht ausgewogen an den Stücken beteiligt waren. Kleinere Patzer waren auch dabei, wurden aber gut tuschiert. Insgesamt machte die Band einen sehr homogenen Eindruck und man merkte ihnen die Spielfreude an. Ob ich Major vermißt habe? Eigentlich nicht. Die Stücke sind ja ganz anders arrangiert und gewinnen eher noch an Wert durch diese Form der Darbietung, wobei sich die beiden "Neuen" gut einpassen. Und wenn man dann auch noch in einem gemütlichen und bequemen Kinosessel in aller Ruhe die Musik genießen kann, ist das nicht leicht zu toppen. Für mich war's auf jeden Fall ein Top-Konzert, allerdings nicht Nr. 1, da es nur eine Zugabe gab: "Verdamp lang her" in einer wunderschönen Fassung, prädestiniert für eine "Single" (sollte man wirklich mal in Erwägung ziehen). Woran es gelegen hat, dass es nur die eine Zugabe gab? Lag wahrscheinlich an der Stimmung. die war zwar insgesamt gut, aber nicht überschäumend sondern eher freundlich reserviert. Und außerdem war der Kinosaal nur etwa zu 50% mit ca. 250 Fans gefüllt, was natürlich einen gewissen Stimmungsverlust bedeutet. Gibt's in Berlin nur so wenig echte Fans? BAP hat eben bei den Berliner Radio-Sendern leider keine Lobby - so wenig BAP wie hier hört man nirgendwo - also gab's auch nicht den kleinsten Hinweis auf das Konzert. Eigentlich schade, denn alle die nicht da waren haben wirklich ein perfektes Konzert versäumt. Und deshalb blicke ich auch mit Freude dem 1. Dezember entgegen, dann ist die Band wieder in der Stadt zum sitzenden Affrocke.