BAP-Logo-Fan-Tourtagebuch

Bremen, 05. April 2006
Pier 2

Ein Bericht von Jörn Gattermann

Viel hätte nicht gefehlt und ich wäre in schwere Gewissensnöte geraten: Das dritte mal BAP im PIER 2 in Folge oder Werder Bremen – Arsenal London im Weserstadion? Letzteres wäre als Champions League-Viertelfinale immerhin so etwas wie der größte Erfolg der Vereinsgeschichte gewesen und als stolzer Dauerkartenbesitzer hätte ich sogar eine Karte bekommen können... Doch es kam anders, die Gewissensnöte blieben aus... dazu später mehr.
Meinem Eindruck nach war das PIER 2 schlechter gefüllt als vor bis auf zehn Tage exakt zwei Jahren. Die Stimmung war positiv aber im Vergleich zu anderen Berichten nicht euphorisch. Zumindest lässt sich nicht behaupten, dass bereits während der BAP-historisch begründeten Einlassmusik die Post abging. Trotzdem gefällt mir die Idee und ich muss ja zugeben, dass auch ich lieber norddeutsch unterkühlt beobachte als mitsinge, wild herumtanze und zwischen zwei langen Arbeitstagen übermäßig Party mache J.
Die Toncollage und der Wahnsinn-Waschsalon Anfang gefallen mir sehr. Bekanntermaßen heißt das Pier 2 Halle weil sie hallt, doch der Sound ist klar und auf den Punkt. Die Setliste des Konzerts entspricht dem Ohne-Gäste-Standard und ich komme im Verlauf des Konzerts auch gar nicht dazu Überraschungen zu vermissen. Zu geschickt greifen die Songs thematisch zum Teil ineinander und ich bin fasziniert wie die Anmoderationen der „3 x 10 Sonx“ immer wieder ineinander greifen. Über Ahl Männer lässt sich ein gelungener Spannungsbogen bis hin zu Kristallnaach und Widderlich spannen, Diss Naach verweist auf Fortsetzung folgt (und den Song mag ich erst seit 3 x 10 Jahre) und mit Helfe kann Dir keiner und dem Hurricane-Stell dir vüür-Medley wird deutlich, dass die Greatest Hits-Zeitreise einen Höhepunkt an den nächsten reiht. Einen so schönen Chor wie die Aufnahme auf der ersten Bonus-Cd des Flightcases hat Bremen aber nicht zu bieten.
In den Konzertberichten ist immer mal zu lesen, die Band sei zu keyboardlastig geworden. Dem stimme ich in keiner Weise zu. Helmut Krumminga ist klar der beidfüssige Flankengeber und Michael Nass wird zurecht als Libero vorgestellt. Ich bin ein großer Befürworter neuer Versionen und habe gar keine Lust mich festzulegen, ob mir diese oder jene Version meiner Dauerfavoriten besser gefällt. Durch die neuen Arrangements bleibt der Auftritt spannend und ich sauge beispielsweise jedes Ruut-wiess-blau motivierte Wort in mich hinein. Den Unplugged-Block würde ich eher als Barhocker-Block bezeichnen, richtig Unplugged ist es ja nicht, aber vor allem Für ne Moment ist wunderbar interpretiert und wenn ich diese Version mit der von Comic und Pinups vergleiche, weiß ich was ich an der aktuellen Bandbesetzung habe. Ob Bremen auch das Kölsch-Abitur bestanden hat, kann ich schlecht beurteilen. Klingt für mich allenfalls nach Mittlerer Reife, doch mehr dazu steht sicher bald im Logbuch. Ich jedenfalls habe mir Mühe gegeben J.
Nach Maat er joot wurden alle noch einmal vom beinahe bedeutenden Werder Datum eingeholt. Tim Wiese, ein Kölscher Jung in Torwartdiensten der Mannschaft, die von Zeit zu Zeit in Deutschland den mit Abstand schönsten Fußball spielt, bot im Champions League-Achtelfinale bis zur 88. Minute das Spiel seines Lebens. Dann aber ließ er einmal den Ball vor die Füße eines früheren Leverkusen(auch das noch!)-Brasilianers fallen und nicht Werder Bremen sondern Juventus Turin hatte am 5. April was vor. Zur Ehrenrettung von Tim Wiese ergab sich im PIER 2 die einmalige Gelegenheit 5 x BAP im rosa Trikot (zum Glück ohne Kik-Werbung) zu bestaunen.
Eine wunderbaren Version von Hungry Heart beendet das Konzert (habe ich Jürgen Zöller nicht schon mal bei Wolf Maahns Deserteuren singen hören???). Wolfgang Niedecken sagte er sei schon zu Hause ausgezogen, den diese rosa Mode wolle seine Frau nicht mitmachen. Schade eigentlich, dass anschließend noch erklärt werden musste, dass wir uns nicht einbilden können, dass die Band nun aus Werder-Fans besteht. Am vorletzten Spieltag werden wir sehen was sie davon haben J. 
Ich bin gespannt wo die Trikots demnächst versteigert werden. Mir persönlich würde ein schönes Foto ja schon reichen. Wo sonst treffen meine beiden Leidenschaften denn so originell aufeinander. Na ja, vielleicht am Büdchen, denn das BAP-Kinderfußballshirt musste ich meinem größeren Sohn versprechen („Aber nur wenn da wirklich ein Leopard drauf ist, einen Geißbock will ich nicht“). Und der kleinere passt dann bald in das rote Hemd von der Aff un zo Tour. So ist das mit den kleinen Brüdern, der die Sachen vom größeren auftragen müssen. Doch manchmal lassen sich ja auch Kleidungsstücke erben, die es wert sind...