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Bremen 15. April 2004
Pier 2

Fotos von Maren

Ein Bericht von Jörn Gattermann

Wieder mal VILL PASSIERT seit dem letzten BAP-Konzert an gleicher Stelle im November 2001. Die Bandbesetzung verweist in der neuen Fünferbesetzung auf das wesentliche. BAP hat jede Menge neue SONX im Gepäck. Die Umgebung des Pier 2 ist keine Baustelle mehr, so dass durch die Nähe des Space-Parks auch für Konzertbesucher der eine oder andere Parkplatz abfällt . Und die ganze Stadt trägt grün-weiss, die Sehnsucht in Sachen Meisterschaft ist unendlich und die Chance diesbezüglich historisch.
Der Termin für das Konzert erweist sich als etwas unglücklich. Zum gleichen Zeitpunkt spielten die Furien im Schlachtehause im den Berichten nach völlig überfüllten Aladin und die Veranstalter konnten im Vorfeld wohl nicht so richtig einschätzen wie voll das Pier 2 werden würde. Es wurde erst nach dem Soundcheck entschieden, den Balkon doch zu öffnen, so dass der Sound auf diesen Teil der Halle nicht abgestimmt war. Vermutlich wurde während der ersten Songs hieran noch eifrig gearbeitet, leider war der Sound mal einfach nur laut, mal zu laut, viel zu häufig breiig und kaum differenzierbar (zumindestens da wo ich stand, rechts von der Bühne etwa auf halber Höhe vom Mischpult)
Der Beginn des Konzertes verlief leider etwas hölzern. Okay die Band hat ihr Publikum VERMESS, hält PSYCHO RODEO ja schon lange für den Opener schlechthin und natürlich ist auch DISS NAACH ALLES DRIN... Eine erste Ansage vor UNGER KRAHNEBÄUME holt uns Bremer, die wir zur Zeit überwiegend an Fußball denken, mit der Prophezeiung, dass "wir" zum Ende der Tour ja längst Meister sind, da ab wo wir stehen und wie bei jedem anderen BAP-Konzert fehlt natürlich ALEXANDRA, NIT NIT NUR DO nicht (und ich wünsche mir mehr Mut auch mal den einen oder anderen Klassiker gegen einen anderen auszutauschen...). Zwei neue SONX folgen (ich liebe die Zeilen: "sich  widder selvs jespürt, „Blood on the Tracks“ jehührt") und dann wo der erste Dylan-Bezug gerade da war WIE 'NE STEIN, der Song seit dem für Herrn Niedecken NIX WIE BESSHER ("Werder hat 'n Packung vum FC kräät, ja ja schon klar :-) ) mehr ist.
Bei WIE 'NE STEIN springt der Funken über (zumindestens für mich), nichts ist mehr hölzern (und ich freue mich über einen älteren Song, den ich auf den letzten Konzerten nicht gehört habe), die Atmosphäre entspannter und es geht richtig los. Die Marien-Trilogie ist eine nette Erfindung (hoppla schon wieder Dylan), Müsli-Man als Reggae mal musikalisch was anderes, NE SCHÖNE JROSS interessant arrangiert (obwohl... siehe Alexandra...) und "Drei Liebeslieder im Sitzen" ein wenig Entspannung für die strapazierten Trommelfelle. NIMM MICH MET nimmt wieder Fahrt auf, MET WOLKE SCHWADDE ein willkommenes Comeback und nach drei weiteren Songs ist erstmal Pause.
Was nun kommt scheint klar, doch Herr Niedecken überrascht durch "ob ich jetzt do benn, wo ich hin jewollt hann, KLAR AUF DER MEISTERFEIER" und verwandelt das PIER 2 ins WESERSTADION (ich denke VERDAMP LANG HER brauch ich nun wirklich nicht, aber irgendwie zündet der "BAP-Signature-Song" plötzlich auch für mich). Dem "Song für meinen Vater", folgen ein Song für "meine Söhne" (und ich bekomme eine Gänsehaut, denke an meinen kleinen Sohn und unterschreibe im Blick auf das was kommt innerlich jedes Wort!) und RITA (ein anderer persönlicher Favorit meinerseits und ich denke wehmütig mehr als zehn Jahre zurück, Hamburg, DIE Nacht nach dem Dylan-Konzert 1991 (... dat ess schon en Ewigkeit her, dat ess Johre vorbei. ... Et jeht mich nix ahn, wat du jetz mähß, met wämm un wo du jetz läävs, ob du ding Hoor noch su lang wie domohls drähß un ob du immer noch nur ding Meinung sähß. ... ich jööv jet drömm, wenn ich et wöss, ob du mich och manchmohl vermess). Vor der zweiten kleinen Pause noch AFF UN ZO, FC-Schal, ach ja Mathias Scherz (der mit der 8 auf dem Trikot) am Bass. Klasse Stimmung doch es wurde noch besser!
Nächste Überraschung: WASCHSALON (das erste Mal auf der Tour?), ein kurzes Tribut an die Stones (von SONX), ein bewährtes Springsteen-Cover (eingekölscht, Refrain Original) und MAAT ET JOOT. Doch es folgte nicht wohl üblich ein ruhiger Song als allerletzter Rausschmeisser, die Köpfe wurden kurz zusammengesteckt, ein Mitglied der Crew auf die Bühne "genötigt", zum Geburtstag gratuliert und "für unseren Ohrenarzt" BORN TO BE WILD abgefeiert. Grandiose Version, ROCK 'N ROLL, was für ein Ereigniss. Der "Rausschmeisser" war dann wie vor zweieinhalb Jahren JRAADUSS, mit zwei E-Gitarren, natürlich ohne Sax, wesentlich rockiger als in den letzten Jahren und damit sehr passend für dieses Konzert. Ein weiterer Versuch des Publikums nach einer weiteren Zugabe scheiterte am Hinweis, die Band müsse sich am nächsten Tag in Schwerin "beim weiteren Aufbau Ost" (ich dachte das Thema wäre mittlerweile dem Abbau West gewichten, sorry...) in guter Verfassung präsentieren. Okay aus der PA kam nicht minder großartig WE'LL MEET AGAIN von Johnny Cash (schon wieder Gänsehaut).
Alles in allem nach verhaltenem Beginn ein großartiger Abend. Mir gefällt die auf das wesentliche reduzierte Band (THE WHO wie es heißt) besser als die E-STREET Variante (was bei den Vorlagen für mich schließlich nicht so zutrifft :-) ). Ich hoffe die Band würfelt das Set noch ein wenig mehr durcheinander, wagt sich an noch mehr neu arrangierte Klassiker, so dass der Anfang nicht so steif gerät und kann allen empfehlen: Wenn Ihr die Gelegenheit im Laufe des Jahres habt: GEHT HIN!!!
Ach ja: Und hoffentlich behält Herr Niedecken Recht und wir sind gegen Ende der Tour schon längst deutscher Meister und Pokalsieger :-). Nicht das alles so kommt wie 1986, als BAP In SENDESCHLUSS "das immer nur der FC Bayern München Meister wird" einbaute...