-Fan-Tourtagebuch
Calw, 2. August 2014
Kloster Hirsau -
"Klostersommer"
Ein Bericht von Hans-Georg K.
BAP in traumhafter Location
Mein voraussichtlich letztes BAP Konzert der "zieht den Stecker Tour" führt mich
diesmal zu einer ganz besonderen Location, zum Kloster Hirsau bei Calw im
Schwarzwald, wo seit ein paar Jahren Open Air Konzerte in der 1000-jährigen
Ruine "St. Peter und Paul" stattfinden.
Diesmal geht es erst um 20:30 mit "Noh all dönne Johre" los, gefolgt von der "Ruut,
wiess blau quergestrieften Frau", bevor Wolfgang Niedecken wie üblich das
Publikum begrüßt und den nicht-Stammgästen grob das Konzept erläutert: eine
Weltreise im unplugged-Gewand auf fliegenden Teppichen, bei der der Schwerpunkt
eben nicht die Greatest Hits seien. Bewußt erinnert die Bühne an ein Wohnzimmer:
jeder der 7 Musiker hat mitgebracht, was nach Akustik-Musikinstrument aussieht
um gemeinsam das große, große BAP Repertoire neu einzukleiden. Besonders hervor
tat sich dabei Anne de Wolf an einer Unzahl von Instrumenten und ihr Gatte
Ulrich Rode an allem, was auch nur im entferntesten nach einer Gitarre aussieht.
Das Konzept der "zieht den Stecker Tour" klappt auch in Calw wunderbar: früh
sorgen die bekannten"Anna" und "Rita" dafür, dass die Stimmung steigt,t um die
Ohren zu öffnen für unbekanntere Songs, die aber definitiv in dieser Fassung mit
zum Besten gehören, was BAP live je auf die Bühne gebracht haben: "Nöher zo mir"
sei hier exemplarisch genannt.
Der etwas spätere Konzertbeginn sorgt auch dafür, dass etwas früher ein weiterer
Trumpf dieser Tour ausgespielt werden kann: die wunderschöne Lichtinszenierung.
Neben der "normalen" Beleuchtung sorgen 6 alte, große Filmlampen für die
passende Atmosphäre.
Höhepunkt des Konzerts war diesmal für mich 3 Songs in der Mitte: zunächst das
bedrückende "Gulu" gefolgt von einer wunderschönen Überleitung von Keyboarder
Michael Nass, dass in "Jupp" mündete. Das anschließende "Kristallnaach", das in
dieser Fassung erst während der Tour erarbeitet wurde, schloss den stärksten
Teil dieses Konzert ab. Leider kam direkt danach der meiner Meinung schwächste
Teil: "Frankie und er", von dem ich bisher verschont geblieben sind, ist ein
Lied, dem ich weder textlich, noch musikalisch etwas abgewinnen kann - ähnlich
geht es mir mit dem darauf folgenden "Prädestiniert". Aber OK, bei insgesamt 25
Songs oder so verkraftet man 2 schwache leicht, zumal Percussion Soli von Rhani
Krija plus ein Percussion / Drums "Battle" zusammen mit Drummer Jürgen Zöller
einen dafür mehr als entschädigen.
Premiere für mich: bei "Verdamp lang her", dass wieder von Werner Kopal mit
einem wunderschönen Bass Solo eingeleitet wurde, blieb die Mehrheit des Publikum
sitzen, ganz anders als in Karlsruhe oder Heilbronn. Erst nachdem BAP zum Ende
des Konzerts die Bühne verließ, gab es "Standing Ovations.
Bei den Zugaben fing es bei "Novembermorje" an zu tröpfeln, bei "Do kanns
zaubre" schüttete es, sodass einige Zuschauer fluchtartig das Konzert verließen.
Für die "Wetterfesten" hingegen gab es noch 2 wunderschöne Songs: "Songs sind
Träume" gefolgt von einem sehr intensiven "Sendeschluss". Damit endet dann die
Erzählung des "Märchen vom gezogenen Stecker" (so der Titel des demnächst
erscheinenden Live-Albums in Calw).
Mein persönliches Fazit (da letztes Konzert dieser Tour für mich): sehr schöne
Tour, freue mich aber darauf, wenn BAP 2016 wieder das "Rock 'n' Roll" Besteck
auspacken. Und als Fan wünscht man sich, dass es keine ausschließliche "Greatest
Hits" Tour zum 40-jährigen Jubiläum wird, sondern dass Niedeckens BAP bei aller
"Schön höösch" Philosophie es schaffen, in den nächsten 2 Jahren ein neues Album
oder zumindest ein paar neue Songs zu schreiben, aufzunehmen, zu publizieren und
dann auch live zu spielen.
Fotos von Michael M.