-Fan-Tourtagebuch
Düsseldorf, 6. Juli 2002
Ein Bericht von Ralf Lukas
Samstag Abend
06.07.2002 , 21.08 Uhr MEZ war es endlich soweit. Der für jeden Düsseldorfer
BAP-Fan spannende Moment musste endlich kommen. Nach der berühmten Textzeile
aus Verdamp Lang Her „ob ich jetzt do benn, wo ich hinjewollt hann“ kam doch
tatsächlich der Ausruf des Frontmanns „na klar, in DÜSSELDORF“. Herr
Niedecken, es geht doch !!!
Nach unzähligen Frotzeleien und Unkenrufen des Sängers über die
nordrhein-westfälische Landeshauptstadt während dieser und auch vergangener
Tourneen wurde die Altbiergemeinde
nicht nur mit dieser Feststellung, sondern auch mit einem lebendigen 2 ¾
stündigen Auftritt der Kölner
Mundartrocker „versöhnt“.
Austragungsstätte war das Fabrikgelände der Firma Polo im Düsseldorfer Süden
in unmittelbarer Nähe des Rheins, wo neben BAP als Hauptact auch die Düsseldorfer
Lokalmatadorin Doro Pesch und die Heavy Metalband Bonfire dem Publikum lautstark
einheizten. Einige 1000 Fans hatten sich für den für heutige Zeiten Spottpreis
von knapp über Euro 10,- auf dem Open-Air Gelände eingefunden. Bevor BAP die
imposante Bühne betrat, war vor allem klassischer Heavy-Metal Trumpf. Doro
Pesch und ihre langhaarigen Mitstreiter machten heftigen Lärm, klassische
Heavy-Posen wurden von dem für BAP-Verhältnisse doch zum Teil rein
outfittechnischen fremden Publikum frenetisch gefeiert.
Kurz nach 19.00 Uhr war es dann soweit. Niedecken, mit Wanderklampfe,
Mundharmonika und Sonnenbrille bewaffnet, betrat alleine die Bühne und stimmte
„Für 'ne Moment“ vom Comics & Pin-Ups Album an. Ein breites Grinsen
konnte sich der Wolfgang bei „die mer´n Düsseldorf zwar Rheinisch, doch em
Rest der Welt Kölsch nennt“ natürlich
nicht verkneifen. Es sollte
allerdings die einzige spassige Verunglimpfung in Richtung Düsseldorf bleiben.
Leopardefellband, mittlerweile der
von der Band titulierte Soundchecksong eröffnete dann das Bandprogramm. Mehr
Pfeffer kam natürlich durch das anschliessende „Hück Ess Sing Band En Der
Stadt“ und der Fronteinlage der diesmal langhaarigen Sängerin und
Percussionistin Sheryl Hackett in den Set. Der erste Oldie des Programms folgte
mit „Diss Naach Ess Alles Drin“. Erwähnenswert bei dem Stück die Pianoläufe
von Michael Nass, die teilweise an das Pianospiel des Bruce Springsteen
Keyboarders Roy Bittan erinnern. Der „Klebstoffsong“ Eddie´s Radio Show und
die BAP-Nationalhymne „Denn Mer Sinn Widder Wer“ machte auch bei einigen
Kuttenträgern im Publikum Eindruck. Obwohl der Sound von Beginn an astrein war,
war die Lautstärke doch eher im Bereich von Heavy-Metal Konzerten anzusiedeln.
Man schien sich anscheinend an den beiden Vorgruppen orientiert zu haben.
Nach Rita, Souvenirs und Shoeshine gab es eine weitere
Zweigitarrenbreitseite bei „Irjenden Rock´n´Roll Band“ von Helmut
Krumminga und Jens Streifling. Ein
alter Bekannter mit „Ne Schöne Jroos“ wurde von der Menge durchgeklatscht.
Nach Niedeckens doch etwas verhaltenen Mundharmonikasolo während „We Ne
Stein“ gab es mit „Kristallnaach“ einen der musikalischen Höhepunkte des
gesamten Konzerts. Das furiose Zusammenspiel zwischen Krumminga und Steifling an
Gitarre und Mundharmonika stellt sämtliche frühere Versionen des Songs
eindeutig in den Schatten. Es folgten zwei Raritäten der aktuellen Tour mit
„Sichel vum Mohnd“ und einer akustischen Version von „Paar Daach Fröher“.
Zurück zum Rock´n`Roll fand die Band mit der „Moritat Vun Jan un
Griet“ und einer ausgiebigen Version des Salzjebäck-Songs Alexandra, wo
Krumminga sein Können an der Gitarre erneut unter Beweis stellen konnte. Der
Klatschmarsch „Aff un Zo“ und eine vom Publikum gefeierte Version von
„Wahnsinn“ beendete dann das reguläre Programm. Niedecken
liess es sich bei Wahnsinn nicht nehmen, zu
improvisieren und auch den Veranstaltungsort
in den Text mit einfliessen zu sein. Drei Zugabenblöcke folgten. „Nix Wie
Bessher“ konnte der Frontmann nur unter Mithilfe des FC- und des Band-Schals
vortragen, die Band-Hymne „Verdamp Lang Her“ und das unvermeidliche
„Waschsalon“ heizte dem Publikum nochmal mächtig ein. Musikalisch und
inhaltlich sicher einer der Highlights ist sicher der BAP-Filmtitelsong „Vill
Passiert Sickher“. Die absolut würdige Umsetzung des Dylan-Klassikers My Back
Pages wurde vom Publikum dank der erneuten Gesangeseinlage von Sheryl Hackett
heftigst applaudiert. Nach „Arsch Huh“ und dem alten Byrds-Klassiker „Rock´n´Roll
Star“ verliessen die 7 Musiker erneut die Bühne. „Dir Allein“, „Nemm
Mich Met“ und „Jraaduss“ rundeten ein gelungenes Musikfest ab. Was ist
eigentlich mit Schluss Aus Ok passiert ? Der Song kann sich anscheinend doch
nicht im BAP-Programm etablieren.
Zumindest haben BAP ihr „Auswärtsspiel“ rheinabwärts an diesem Abend
eindeutig schon während der
regulären Spielzeit hochverdient für sich entschieden.