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Emmendingen, 8. Juni 2007
Schlossplatz

Fotos aus der "Badischen Zeitung"

Fotos von Niko Uhrich

Fotos von Michael Marker

Ein Bericht von Thommy Kunz

„Emmendingen ! Nach so vielen Jahren haben wir doch noch eine Steckdose gefunden, an der wir noch nie gespielt haben !“ Mit diesen Worten begrüsste Wolfgang Niedecken das zahlreich erschienene Publikum auf dem Schlosshof von Emmendingen. Der lauschige Hof inmitten der kleinen Stadt gab eine hervorragende Kulisse mit seinen schmucken, reich verzierten und zum Teil mit Türmchen und Giebeln versehenen  Häuser. Die stattliche Bühne und – gegenüber eine respektable Tribüne mit den Sitzplätzen füllte den Platz praktisch aus.  Der ganze Aufwand wurde betrieben für drei Konzerte. Am 7. Juni eröffnete „Orso“ das Openairfestival Emmendingen. Am 8. Juni BAP und am 10. Juni sollte Udo Jürgens mit seinem Soloprogramm den Schlossplatz noch einmal in verzückte Stimmung versetzen. Der Aufwand muss beträchtlich gewesen sein ! Das BAP Konzert war nicht restlos ausverkauft. Dennoch war der Schlosshof gut gefüllt mit einem – von Anfang an gut gelaunten Publikum. Wenn BAP noch nie in Emmendingen spielten, so müssen die Fans in der Umgebung zahlreiche andere Möglichkeiten gefunden haben, BAP in der Vergangenheit live zu hören. Das Publikum machte nämlich von Anfang an einen sehr textsicheren Eindruck ! Selbst in der abgetrennten VIP Lounge sah man die Leute – nicht nur bei „verdamp lang her“ mit singen !

Anfänglich ging die Band keinerlei Risiken ein. „Nix wie bessher“, „Alexandra“ und „Ahl Männer“ waren die bewährten Stücke, die das Publikum sogleich in gute Konzertstimmung versetzten ! Der Sound war auch auf den vorderen Stehplätzen gut abgemischt. Nichts  trübte den Konzertgenuss. Selbst  Wettergott Petrus war an diesem Abend wieder einmal Kölner. Die erwarteten Gewitter blieben aus und es herrschten bis zum Konzertschluss kurz nach 23:30 angenehme Temperaturen. Das Kölschabi bei „Jraaduss“ (im zweiten Zugabenblock) wurde problemlos erteilt. Wenn die Damen auch diesmal wieder deutlich in der Minderheit waren. Vielleicht lag es aber auch daran, dass Wolfgang Niedecken schon bei früheren Stücken gelegentlich darauf aufmerksam machte, wo die Knacknüsse im kölschen Dialekt liegen.

Nach 28 Stücken – drei Zugabenblöcken schien das Konzert nach gut drei Stunden aus zu klingen. Da Stand aber Wolfgang Niedecken noch einmal für eine nachdenkliche Ansprache ans Mikrofon. Er berichtete von seiner vergangenen Afrikareise. Eindrückliche Bilder – in niedeckscher Art vorgetragen. Kleine Seitenhiebe an den G8 Gipfel in Heiligendamm einflechtend berichtete er von seinen Erfahrungen und den unbeschreiblichen Nöten von denen  vor allem die Kleinsten Afrikas – die Kinder betroffen sind. Seine Worte berührten das Publikum und die Premiere des neuen Stücks „Noh Gulu“ bildete dann in der Bandversion den krönenden, wenn auch nachdenklichen Abschluss des Abends.

Ein Bericht von Hans-Georg Krumm

Sehr emotional

Vor einem Jahr - um den 27. MaMit der Open Air Tour 2007 gehen die "Dreimal 10 Jahre" Feierlichkeiten in ihre letzte Runde und mit dem schönen Schlossplatz in Emmendingen haben BAP tatsächlich eine Steckdose gefunden, die ihnen bisher unbekannt war, wie Wolfgang Niedecken zur Begrüßung erläutert. Ein kurzes Wort zum Schlossplatz: dieser ist sehr schön gelegen zwischen alten Gebäuden und bot vor der Bühne einen Stehplatzbereich, dahinter Sitzplätze auf einer Tribühne und neben dem Stehplatzbereich etwas, was einem bei Rockkonzerten immer mehr angeboten wird: ein sogenannter VIP Bereich, in dem man die Wartzeit zwischen Einlaß und Konzertbeginn mit gereichten Hääpchen, Getränken und einem Buffet überbrücken konnte. Sehr gewöhnungsbedürfig!

Egal, nach Walzerklängen vom Band ging es sehr gitarrenlastig mit "Nix wie bessher", "Alexandra, nit nur do" und "Ahl Männer ahlglatt"los. Klar dass auch 2007 BAP auf ihrer Tour das bieten, was die Tour verspricht: "Greatest Hits" aus 3 Jahrzehnten und und ab und zu eine Erläuterung von Wolfgang Niedecken zur der Entstehung der einzelnen Songs. Hier und da wurde neben dem Konzertintro das Programm  gegenüber 2006 überarbeitet: der Müsli Man, in der "Hey Annita"-Version, versteckte sich mal wieder im Schrank, und im "Liebeslieder im Sitzen Block" gab es eine begnadete Version von "Dir allein", wobei Gitarrist
Helmut Krumminga im Duett mit Wolfgang Niedecken sang und somit quasi den Part von Xavier Naidoo vom "Dreimal 10 Jahre" Album übernahm. Neben den Hits, wie Aff un zo" und "Kristallnaach" wurde auch nicht ganz so bekanntes Material vom Sonx Album geboten, wie das geniale "Rövver noh Tanger" und "Unger Krahnebäume", wobei letzteres direkt nach "Tanger" etwas fehlplaziert ist. Irgendwie geht nach dem bombastischen Ende von  "Tanger" das etwas filigranere Intro von "Krahnebäume" soundmäßig  unter.
Ansonsten besonders hervorzuheben diesmal: Helmut Krumminga, der "beidfüßige Flankengott" mit seinen Gitarrensoli wie beispielsweise beim "Müsli Man". Schade dass Anne de Wolf an diesem Abend keine Zeit hatte: wer einmal  "Hurricane/Stell dir vüür" mit ihr gehört hat, hat so seine Probleme mit der "Keyboard-Version" - jedenfalls geht es mir so.
Das von der 2006er Tour bekannte Radio-Intro läutete den Zugabenblock ein: ein kraftvolles "Wahnsinn" im Doppelpack mit "Waschsalon" und natürlich "Verdamp lang her" verwandelten den Schlossplatz in eine riesengroße Party.  Mit "Maat et joot" war dann klar: der Abend neigt sich dem Ende zu. Aber das Ende des Konzerts war für mich das ermotionalste Erlebnis, dass ich in 25 Jahren in einem BAP Konzert erlebt habe. Wolfgang Niedecken lud zur öffentlichen Probe eines neuen Songs ein: "Noh Gulu". Und Wolfgang Niedecken erzählte zunächst, worum es in dem  Song geht: den 8-15 Jährigen "Nachtpendlern" in Uganda, die sich Nacht für Nacht kilometerweit von ihren unsicheren  Flüchtlingslagern kilometerweit in sichere Lager in Gulu aufmachen um am kommenden Tag zurückzukehren, nicht wissend, ob ihre Eltern noch unversehrt sind. Man hätte eine Stecknadel auf den Fußboden fallen hören können, als Wolfgang Niedecken dies erzählte, so ruhig wurde es auf dem Schloßplatz, auf dem Minuten vorher noch ausgelassen gefeiert wurde.Und nicht wenige Besucher hatten Tränen in den Augen, als man sich nach "Noh Gulu" auf den Heimweg machte.