-Fan-Tourtagebuch
Euskirchen, 21. Dezember 2002
Fotos von Kerstin Blöcher
Fotos von Thomas Granrath
Ein Bericht von Achim Kaemmerer
Wie ahnungslos
waren wir doch nach dem Tanzbrunnen-Gig im September. Wir hatten uns ja bereits
seelisch auf eine einjährige Abstinenz eingestellt. Da konnte schließlich noch
keiner wissen, dass das geilste Konzert des Jahres noch bevor steht – eben das
x-mas-Spektakel im Bürgerhaus Euskirchen. Nach dem wochenlangen
Weihnachts-Kommerz-Terror in den Innenstädten freuten wir uns jetzt auf den
lautstarken Befreiungsschlag zum Abschalten.
Allerdings: Ohne Tannenbäumsche und bunte Leechter geht auch hier nichts, das
wird bereits beim Opener deutlich. Jetzt wissen wir‘s definitiv: der leeve
Jott höchstpersönlich hat der Kölsch-Combo in den 90ern die „Mehrzweckwaffe“
Jens Streifling zur Verstärkung geschickt. Wie sonst erklären sich die Flügelchen
auf dem Rücken des Saxofon-Virtuosen, die beim „Drei Engel“-Einsteiger (vom Leopardefell-Album)
zum Vorschein kommen?
Schnell verlassen wir die Himmelsphären, um sogleich auf einer bodenständigen
Rock‘n‘Roll-Plattform zu landen. Zwischen gitarrenlastigen Abräumern wie
„Irjenden Rock‘n‘Roll-Band“,
„Ne schöne Jrooß“ und „Alexandra“
macht uns Wolfgang immer wieder darauf aufmerksam, dass wir eigentlich einen
„besinnlichen“ Abend verleben. Zur Untermauerung dieser Behauptung legt die
Band ihren Fans zwischendurch ein paar Kuschel-Kölscher wie „Helfe
kann dir keiner“, „Do kanns
zaubere“ oder „Paar Daach fröher“
unter den Weihnachtsbaum.
Das größte Geschenk ist allerdings der sogenannte „Unplugged“-Part. Hier
zeigt sich wieder einmal: Abwechslung statt stetig gleiche Best-of-Programme
machen jedes BAP-Konzert zu einem einmaligen Erlebnis. Dazu zählt hier die
„Uraufführung“ des verkölschten Dylan-Songs: „Man
gave name to all the animals“. Der Überraschungs-Angriff des Abends ist
die Präsentation des Garagen-Songs „Ens
em Vertraue“ aus dem legendären „für
usszeschnigge“-Album im neuen Gewand. „Das haben wir 21 Jahre lang nicht
live gespielt“, gesteht Wolfgang. Über die Gründe kann man jetzt trefflich
spekulieren, in diesem Rahmen passt der Schrabbel-Chanson jedenfalls wunderbar
ins Gesamtkonzept. Und noch eins erstaunt alle Beteiligten: auch diesen Song können
zahlreiche Fans Wort für Wort mitträllern, was sie anschließend bei „Ruut-wieß-blau-querjestriefte
Frau“ konsequent weiter demonstrieren.
Die Vorberichterstattung zum Auftritt des Polizei-Chores hat keineswegs zuviel
versprochen: „Stille Nacht“ und
„Drink doch eine met“ ist eine
Kombination, die sicherlich mehr als eine Fußnote in den BAP-Annalen wert ist.
Kurz vor der dritten Stunde machen sich allmählich die ersten Verschleißerscheinungen
breit: ramponierte Stimmbänder, taube Häng und platte Fööss. Doch die ersten
Akkorde und Zeilen vom ultimativen Affrocker „Waschsalon“
geben einem gleich einen neuen Schub. Schließlich gilt das Motto: „Diss
Naach ess alles drinn“.
Aber auch die schönste Naach geht irgendwann zu Ende. Für das
Weihnachts-Special hat die Kapelle noch ein altes Schätzchen ausgebuddelt und
entstaubt: „Weißte noch“ vom
ersten Live-Album. Diese Nummer fand ich bisher eigentlich immer doof, aber im
neuen Arrangement kommt sie etwas gefälliger daher. Und wer weiß: Vielleicht
denkt der ein oder andere schon ans bevorstehende Weihnachts-Familientreffen,
wenn er Zeilen vernimmt wie „... singe
huhtoupierte Tant, vun der hä nie bejriffe hätt, wieso jraad die nu jetz met
ihm verwandt“.
Ob nun mit oder ohne buckelige Verwandtschaft: am Ende wünscht sich die
BAP-Familie im Saal „a merry x-mas and a
happy new year“ – hoffentlich wieder eins mit ganz vielen
Live-Konzerten.
Ein Bericht von Dirk Meyer
Hallöle
zusammen, das war wirklich mal was gaaaaaaaaaanz anderes!!!! Dieser Gig zählt
für mich zu einer der besten, die ich bislang gesehen habe. Nicht alleine, das
die Bühne supergeil aussah, sondern das ganze Programm war wirklich der Bringer!!!
Beim ersten Song, dachte meine Frau zuerst, dass Jens wohl nicht dabei sei, doch
auf einmal kam Streifling als Engel verkleidet hinzu und es lies den Abend erst
richtig anfangen. Toll fanden wir ( mein Kumpel, meine Frau und ich), dass
endlich mal Songs gespielt wurden, die ich nur ganz selten und auch mache noch
gar nicht live gehört haben. Ich bin nun mehr seit 21 Jahren BAP Fan und kann
sagen, dass ich eigentlich alles über " meine Band" kenne, aber
gestern brachten sie sogar uns zum verblüffen. Der Song " Der Herrgott gov
all Tiere ene Name" war nicht nur lustig, sondern wirklich so
"leicht", dass einige im Publikum wirklich wußten um was für ein
Tier es sich handelt. Das 40- minütige Unplugged-Set war ebenfalls ein Volltreffer,
doch das Finale, worauf ja manch einer durch den Kölner Express vorgewarnt war,
sollte ja noch kommen. Mir persönlich hat ein bisschen Nina Hagen gefehlt, die
wirklich sehr gut dazu gepasst hat. Und anfangs dachten wir auch sie würde da
sein, doch dem war nicht so, aber egal. Der absolute Höhepunkt war als ca. 20
Polizisten die Bühne betraten. Ich weiß nicht wie es am Tag zuvor gewesen ist,
doch sogar Wolfgang stand plötzlich ratlos und geplättet da, als wir alle
zusammen ein ca. 5 minütiges Standing ovation gaben. In diesen 5 Minuten ergab
es sich dann auch, dass wir aus "Oh, wie ist das schön"
plötzlich "Oh, wie ist das Gröön" getextet haben. Man wollte die Herren
der Polizei gar nicht mehr gehen lassen. Der ganze Abend war ein voller Erfolg
bis auf zwei Kleinigkeiten: Zum einen standen vor uns Leute die, irgendwie
besser zuhause geblieben wären, denn wenn ich auf ein Konzert gehe, fiebere ich
auch mit und stelle mich nicht den ganzen Abend einfach nur stur hin und gebe
noch nicht mal Beifall!!! Sowas ist mir bislang noch nicht widerfahren. Es wäre
ja nicht schlimm gewesen, wenn er einfach ruhig dort gestanden hätte, aber uns
alle - und er hat nicht nur uns drei gemeint - pöbbelte er plötzlich an, ob
wir nicht mal ruhig sein könnten. Ja wo sind wir denn hier, wenn ihm das nicht
gefällt, soll er zuhause bleiben. Die zweite Sache war, als Wolfgang "
Weißte noch?" ankündigte und es ein bisschen ernster wurde bzzgl. einem
evtl., aber hoffentlich nicht anstehenden Krieg gegen den Irak, fing aus der hinteren
Reihe einer an irgendwelchen Stuß von sich zu geben, so dass Wolfgang wohl doch
ein wenig sauer darüber war, da es bestimmt 2 Minuten gedauert hat, bis er
ruhig war.
Jetzt ist erst mal Schluß mit Konzerten, aber wir freuen uns auf 2003, wo die
neue CD kommen soll und auf die anstehende Tour.
"We wish you a merry christmas and a happy new Yeahr!!!!!!!!!!!"