-Fan-Tourtagebuch
Hachenburg, 23. März 2002
Ein Bericht von Ralf Lukas
Samstag Abend
machte die BAP-Karawane Halt im beschaulichen Hachenburg, in der tiefsten
Rock-Provinz Westerwald gelegen. Wie bereits bei vergangenen Tourneen war die
mittelgrosse Rundsporthalle Austragungsstätte des erneut über 3 stündigen
Rockmarathons.
Zu Beginn musste sich man sich doch wundern, wo die Bühne plaziert war. Im
Gegensatz zu normalen
Veranstaltungen war die Bühne nicht an der Längsseite links oder rechts vom
Eingang sondern an der Querseite aufgebaut. Somit konnten auch die Zuschauer von
der Tribüne das Bühnengeschehen wie vom Fernsehsessel zuhause in Pool-Position
verfolgen.
Die Band begann ihr Programm wie gewohnt mit der Hommage an legendäre Rock´n´Roll
Zeiten aus den 60ern mit „Hück Ess Sing Band En Der Stadt“ und dem
Stones-Klassiker „Let´s Spend Together“. Letzterer Song wurde wiederum von
Sheryl Hackett mit ihrem beeindruckenden Gesang inszeniert. Niedecken hatte zu
Beginn leichte Probleme mit seiner Stimme, er wirkte ein wenig heiser. Doch
Wolfgang ist mittlerweile ein alter Hase im Musikbusiness und überwand die anfänglichen
Schwierigkeiten mühelos. Nach „Diss Naach“
wurde bei „Eddie´s Radio Show“ wieder amtlich abgerockt (heute
endlich ohne die bekannte „Klebstoffansage“ des Frontmanns). „Ne Schöne
Jroos“, ein alter Bekannter für langjährige Fans wurde begeistert
mitgesungen. Leider verlor „Souvenirs“ seinen zurückerkämpfen Stammplatz
zu Beginn der Show, wurde aber durch das ebenfalls selten gespielte „Niemohls
Verstonn“ ersetzt. Mit „Kristallnaach“ und „Widderlich“ wurden bereits
in ersten Teil der Show zwei Hits abgefeuert. „Kristallnaach“ glänzte
wiederum durch die solistischen Leistungen der Herren Krumminga an der Gitarre
und Streifling an der Mundharmonika. Erster Showstopper des bis dato fröhlichen
Programms war „Bahnhofskino“, Wolfgang´s legendäres Wortgewitter vom
Salzjebäck-Album. „Schluss Aus Okay“, die neue Single des Livealbums rückte
in den Mittelteil des regulären Programms. Ein Stück, das wohl auch in Zukunft
einen Stammplatz eines BAP-Konzertes erobern dürfte. Nach dem zweiten Rocker
des Aff Un Zo Albums „Die Moritat Vun Jan Un Griet“ durfte
Gitarrenflinkfinger Helmut Krumminga bei „Alexandra“ zeigen, wo der Hammer hängt.
Auffällig im Vergleich zu vergangenen Gigs war dabei, dass Helmut nicht
versucht seinen Vorgänger zu kopieren, sondern jeweils sein Gitarrensoli von
Auftritt zu Auftritt variiert. Zurecht gab es Sonderapplaus für den langen
Gitarrero aus dem Norden nach dem Stück. Auch Drummer Jürgen Zöller hielt es
kaum hinter seinem Schlagzeug. Es schien mehrfach, dass der alte Haudegen fast
über seine Drums vor Spielfreude springen wollte. Die alten Klassiker
„Verdamp Lang Her“ und „Waschsalon“ läuteten den Schlussgong des regulären
Sets der inzwischen vor Begeisterung kochenden Rundsporthalle ein. BAP begann
den ersten Zugabenteil mit dem doch ein wenig deplazierten „Wat ´e Johr“.
Einen Song , der meiner Meinung nach eher in den Anfangsbereich des Programms
gehört. Doch die euphorische Stimmung im Publikum wurde durch den Stadionrocker
„Denn Wir Sind Widder Wer“ anschliessend schnell wieder hergestellt. Ein
Highlight war wiederum „Vill Passiert Sickher“, eine glänzende kölsche
Umsetzung des Dylan Klassikers „My Back Pages“ von dessen Album „Another
Side Of Bob Dylan“ aus dem Jahre 1964. Sonderbeifall wiederum für Sheryl
Hackett für ihre Gesangsleistung im Schlussteil zu dem Titelsong des BAP-Films,
für den Niedecken während des Konzertes mehrfach eifrig Werbung betrieb.
Die Band rockte sich nach dem musikalischen Ausfall „Leopardefellhoot“ noch
einmal durch den zweiten Zugabenteil mit „Irjenden Rock´n´Roll Band“ und
vor allem mit der Crossover-Version von „Wahnsinn“. Wolfgang veränderte
dabei den Originaltext des Oldies und sprintete mehrfach über die Bühne wie
ein junger Grunge-Rocker. „Aff Un Zo“, erneut begeistert gefeiert und
mitgesungen, beendete den zweiten Zugabenteil.
BAP beendete den Gig wie bei vielen Konzerten zuvor mit den nachdenklichen Stücken
„Dir Allein“ (lt. Niedecken das „Let It Be“ seiner Combo) und den
Klassikern „Helfe Kann Dir Keiner“ (mit der einzigen Mundharmonikaeinlage
des Sängers) und „Jraaduss“.
Fazit erneut : ein glänzendes Konzert einer Band mit unglaublicher Spielfreude.
Schade ist lediglich für Fans , die mehrfach dem Septett aus der Domstadt
hinterher reisen, dass die Setlist nicht ein wenig mehr variiert wird. Die Combo
hat aktuell ca. 55 Titel, die sie locker aus dem Ärmel schütteln könnte. Da wäre
noch ein wenig mehr möglich.