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Herford, 15. Juli 2004
Rathausplatz

Ein Bericht von Ulrich Klose

"Niedecken angezählt" könnte eine Zeitungsschlagzeile über das BAP-Konzert in Herford lauten. Bei "Wie, wo und wann" fand W.N. zwei Mal den Einsatz für die erste Strophe nicht. Zuerst gab Jürgen Zöller mit den Drumsticks den Takt vor, aber es half nichts. Erst als Michael Nass und Helmut Krumminga in gemeinsamer Anstrengung dem "Meister" den Takt vorzählten, fand der BAP-Chef in das erste Stück des Sonx-Albums, begleitet von Szenen-Applaus des geneigten Publikums. Im wunderschönen Ambiente des Herforder Rathausplatzes spielten BAP ein super-kurzes Konzert. Von 20:15 bis 22:00 Uhr dauerte der Auftritt nach Laith al Deen. Etwas mehr als 1000 Menschen wollten die Kölner Band in der westfälischen Provinz sehen. Geboten wurde ein schnörkelloses Open-Air-Programm. BAP bewies wieder, dass sie mit der aktuellen Besetzung rockig wie nie daherkommen. Nicht eine "richtige" Ballade war in der Setliste enthalten. Anders als bei meinem bis dato einzigen Konzert dieses Jahres in Münster, als Niedecken & Co. einen wirklich grauseligen Konzertbeginn hingelegt hatten, funkte es diesmal von der ersten Note an. Mit "Schöne Jrooß", "Diss Naach" und "Unger Kraahnebäume" als Start-Songs zeigte die Band gleich, was das wenig fachkundige Publikum (Michael Nass konnte vor Konzertbeginn weitgehend unbemerkt über die Bühne spazieren) erwartete: Kölsch-Rock vom feinsten. Alle Stücke waren toll arrangiert und die fünf Musiker bestens aufeinander eingespielt. Das zeigte sich besonders bei "Kristallnaach", dessen neues Intro klasse ist, oder auch bei den beiden Rock-'n'-Roll-Fegern "Wo bess du hück Naach, Marie" und "Waschsalon", die sonst schonmal im Schongang daherkommen, dieses Mal aber schnell und kraftvoll gespielt wurden. Für mich als erfahrenen BAP-Konzertbesucher war das letzte Stück, "Eens em Vertraue", das Erlebnis überhaupt. Ich hörte es zum ersten Mal live - und dann noch in einem mitreißenden Arrangement. Das Programm des Abends war sehr auf die bekannten BAP-Hits zugeschnitten. "Verdamp lang her" kam schon vor dem Zugabenblock, natürlich waren auch "Alexandra" und "Nemm mich met" dabei. Vom Sonx-Album gab es vier Stücke - neben den genannte noch "Rövver noh Tanger" und "Wann immer du net wiggerweiß". Letzteres ist nach meiner Meinung kein Live-Stück. Es war das einzige, dass Sound-mäßig nicht gut rüberkam. Das Volumen des Stückes, das es auf der Platte hat, lässt sich live offenbar nicht umsetzen. Hier zerfällt der Gesamtklang, die einzelnen Instrumente wirken wenig aufeinander abgestimmt, und die Melodiestimme kann das ganze nicht zusammenhalten. Nachdem W.N. bereits mit den Einsatzschwierigkeiten bei "Wie, wo und wann" imer größere Ähnlichkeiten zu seinem goßen Meister Bob Dylan gezeigt hatte, tat er dies ein weiteres Mal bei "Rita, mir zwei", wo er in bester Dylan-Manier in die Blues-Harp tutete. Schön, dass er das in dieser Besetzung wieder "darf". "Heroes" gemeinsam mit Laith al Deen begeisterte, wie auch das letzte Stück des regulären Sets, "Born to be wild". Dass schon nach nicht mal zwei Stunden Schluss war, lag an den Herforder Ordnungsbehörden. Nur bis 22 Uhr war Live-Musik genehmigt. Was schade war: Von den fünf spielfreudigen Herrschaften hätte ich gern noch einige Lieder mehr gehört.