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Karlsruhe, 19. Mai 2012
Europahalle

Ein Bericht von Hans-Georg Krumm

BAP machen weiter mit Musik

Auf den Tag genau 6 Monate nach dem ursprünglichen Konzerttermin, der wegen Niedeckens Schlaganfall ausfallen musste, war es soweit: um 21 Uhr ertönten die Glocken des Kölner Dom in der Karlsruher Europahalle und nach und nach begaben sich die 5 von BAP an Ihre Instrumente. Zunächst Drummer Jürgen Zöller, diesmal mit Heimvorteil, und als letzter natürlich Wolfgang Niedecken, der so frenetisch gefeiert wurde, dass man vom ersten Song des Abends, "Halv su wild", zunächst wenig hören konnte. Glücklicherweise war aber ab dem 2. Song ("Et Leeve ess en Autobahn") ein fast perfekter Sound zu vernehmen und daran änderte sich an den folgenden knapp 3 Stunden nichts.

Ich glaube jeder war gespannt, wie sich BAP 2012 nach der schweren Erkrankung und der schnellen Genesung des Frontmanns präsentieren würde. So viel sei gleich einmal verraten: BAP 2012 sind in Topform. Erfreulich viel wurde vom aktuellen Studioalbum gespielt und wer ein "Greatest Hits" Programm mit Schwerpunkt 80ger Jahre erwartet hatte, wurde schnell eines besseren belehrt, denn es wurden zunächst überwiegend Songs der letzten 10-12 Jahre gespielt mit Schwerpunkt auf den rockigen Songs. Niedecken ging nur kurz hier und da auf seinen Schlaganfall ein, öfter hörte man vom ihm den Satz "Wir machen weiter mit Musik", und dies fasst das Konzert wunderschön zusammen.

Musikalisch änderte sich etwas, als Dauergast Anne de Wolff hinzukam um zunächst bei "Verjess Babylon", einer akustischen Nummer, mit Geige und Gesang neue Akzente zu setzen. Der guten Anne war es dann später auch zu verdanken, dass ich endlich mal seit gefühlten 25 Jahren wieder in den Genuss kam, "Jupp" mit Cello Begleitung zu hören. Schön war, dass die Stimmung im Publikum auch bei den ruhigeren Nummern nicht nachließ, und dies, obwohl man zeitgleich im Foyer der Europahallen sich über den aktuellen Stand des Champion League Finales informieren konnte. Aber wer will sich schon die Bayern Niederlage im Foyer ansehen, wenn es doch auf der Bühne ein neues Gesangsduett zu bestaunen gibt: Jürgen Zöller und Wolfgang Niedecken mit der Hans Süper Nummer "Mir zwei, mir künnte Fraue han".

Beides, die gute Stimmung im Publikum und die gute Stimmung bei der Band sorgten für ein perfektes Konzert. "Kristallnaach" wurde in einer Fassung geboten, bei der mir der Unterkiefer runterklappte, "Paar Daach fröher" gab es ebenfalls rund erneuert in einer grandiosen Fassung, und Gitarrist Helmut Krumminga und Keyboarder Michael Naas lieferten sich wunderschöne "Duelle". Noch vor der Zugabe lud Niedecken zum "Hochamt" ein und das Keyboard Intro von "Verdamp lang her" ertönte. Auch hier wurde an der Fassung geschraubt (Werner Kopal verzierte das Intro mit wunderschönen Bassfiguren) und ließ dennoch (oder gerade deswegen) die Europahalle erbeben.

Aber irgendwann ist auch das schönste Konzert zu Ende und erst hinterher fiel mir auf, dass ich zum ersten Mal ein BAP Konzert erlebt hatte, bei dem keine (!) der 3 Megaballaden gespielt wurde: weder "Do kanns zaubre", noch "Helfe kann der keiner" noch "Jraaduss".

Fazit: BAP machen zur Zeit in meinen Augen alles richtig und scheinen "nur" das zu spielen, was Ihnen Spaß macht und zwar so, wie sie es für richtig halten. "Wir machen weiter mit Musik" - das Feedback vom Karlsruher Publikum zeigt, dass sie damit nicht falsch liegen.