-Fan-Tourtagebuch
Köln,
6. Mai 2004
Palladium
Fotos von Frank Reiner
Ein Bericht von Ralf Lukas
„Die
spielen noch ein oder zwei Zugaben und das war´s“ meinte der graumelierte
Mitvierziger zu seinem Begleiter nach dem Ende von „Kristallnaach“. Weit
gefehlt, die beiden Männer, die daraufhin das Kölner Palladium verliessen,
versäumten gut 1/3 der gesamten Spielzeit. Klares Indix davor, dass die
Herrschaften noch nie Chrischi´s Homepage studiert
hatten.
Bei dem ersten der
vier Shows im Kölner Palladium absolvierte die 5 köpfige Marathonband aus der
Domstadt mal wieder ein sattes 195 minütiges Potpourri aus sage und schreibe 32
Songs aus 4 Dekaden Bandgeschichte. Auch wenn es vor der Halle ein Überangebot
von Ticketdealern gab und bei Ebay am Ende Karten zu Kleinstpreisen verhökert
wurden, war das Palladium bestimmt zu 95 % gefüllt. Voller sollte man eine
Halle auch nicht unbedingt machen, damit auch alle Spass haben.
Bewusst hatte die Band das Palladium in der Dommetropole gewählt, da ein
amtlicher Rock´n´Roll Schuppen lt. Aussage des Frontmanns zu dem neuen Album
Sonx eher als die ungeliebte Kölnarena passt. Allerdings ist auch diese
Location nicht unbedingt der Rockolymp. Der Herr am Mischpult hatte einige
Probleme mit dem Sound. Während vorne links eindeutig Michael´s Keyboards zu
dominant erschien, wummerte in Höhe des Mischpults Werner Kopal´s Bassgitarre
überdimensional. Wie gewohnt begann das Programm mit „Jedenfalls Vermess“,
ein textlich schon passender Opener. Der anschliessende „Psycho Rodeo“ hat
degegen einige ungewohnte Samples von Michael Nass erhalten. Die
Programmierarbeit des Tastenmanns zerstört jedoch eher das Arrangement des
Songs. Nichts gegen neue Techniken, aber in dem Fall ist weniger mehr. Deftig
abgerockt dagegen wurde wie bei allen Shows in dem bewährten Part aus Sonx/Salzjebäck
Stücken, der mit „Rövver Noh Tanger“ einen fast grungemässigen Abschluss
fand. Wolfgang zeigte sich bereits zu Beginn sehr erfreut über die formidablen
Textkenntnisse des Publikums. Klar, Köln ist ein Heimspiel für die Band. Somit
waren Erklärungen zu den einzelnen Titeln weniger angesagt. Der musikalische
Ferntrip nach Marokko konnte somit auch nicht mit „Rüber im Tanga“
missverstanden werden . Kurzes Durchschnaufen für Sänger und manch älteren
Konzertbesucher dann mit „Unger Linde Enn Berlin“, der musikalischen
Aufbereitung der gescheiterten DDR Tournee von 1984. Ein alter Bekannter oder
die Geburtsstunde von Wolfgang´s Musikbegeisterung mit der kölschen
Bearbeitung von Dylan´s Meisterwerk „Like A Rolling Stone“ respektive „Wie
´ne Stein“ wurde frenetisch begrüsst. Michael Nass orgelte um sein Leben wie
anno 1965 Al Kooper bei der Originalaufnahme. Die Marien-Trilogie aus alt und
neu folgte und schliesslich unvermeidlich Klatschmarsch Nr. 1, der sagenumwobene
„Müsli Män“. Der Bandoldie, mit Sicherheit einer der missverstandesten
Titel in der Geschichte der BAP, halb geliebt, halb gehasst aber mit einem
enormen Wiedererkennungswert wurde textsicher gefeiert. Aber „wat määht
dänn do dä Wulfgäng“ ? , auch in Kölle wurde das unvermeidliche Schild zur
Auflösung des Müsli Män Rätsels hervorgekramt. Nehmt dem Mann endlich das
Schild weg !!! „Ne Schöne Jroos“ zeigt Saitenartist Helmut Krumminga in
absoluter Hochform , der vorher bei Alexandra solistisch eher auf der Stelle
trat. Sympathisch die Vorstellung der gesamten Truppe, angefangen mit dem „Grössten“
Jürgen Zöller, der beim folgenden Akkustik-Part pausieren durfte. Schade
hierbei, dass beinahe allabendlich beinahe die gleichen Stücke vorgetragen
werden. Am 29. Februar konnte man sich in den WDR Studios oder später durch´s
Radio überzeugen, dass auch auf dem Gebiet BAP kein musikalischer
Grundkursabsolvent mehr ist. Wo bleiben „Hundermohl“, „Die Welt Ess
Jrausam“ oder ähnliche Hinterbänkler ??? Wenn nicht zu Hause, wo dann ?
Unser Herr Niedecken möchte doch mal seine Wunschsetliste spielen. Nur zu
!!!!!!
Rockpart Nr. 2 begann mit „Nemm Mich Mit“ und endete mit dem Klassiker „Kristallnaach“.
Absolut erwähnenswert aber die Weiterentwicklung der neuen Songs, insbesondere
„Einfach Ussortiert“ mit einem krachenden Schlagzeugpart von Jürgen Zöller
, dem düsteren „Wie , Wo un Wann“ und auch die Maria ist nicht mehr so
blass wie zu Beginn der Tour.
Eine Stunde Zugabe oder Party bis zum Umfallen wurde eindrucksvoll zelebriert.
Immer wieder erheiternd welche Wirkung das Intro von „Aff un Zo“ auf die
Menge hat, die nur bei „Verdamp Lang Her“ im gleichen Masse abhebt. Sehr
sympathisch wurde die Biker-Hymne „Born To Be Wild“ als Gedenken an alte
Helden wie Procul Harum Sänger Gary Brooker, Stones Urgestein Bill Wyman, Deep
Purple Keyboarder Jon Lord , die die Band während der 50 Jahre Rock Show
getroffen hat, vorgetragen. Nach „Jraaduss“ dem eigentlichen Ende des
Programms gab die Band nochmal den Anfeuerungen des begeisterten Publikums nach
und beendete die Show standesgemäss mit dem Oldie aller Oldies „Helfe kann
Dir keiner“.
Es war schön es war gut, auf jeden Fall nicht zu kurz. Viel Spass allen
BAP-Maniacs , die bei den
weiteren Palladium-Shows dabei sind !