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Köln, 11. September 2009
"BAP vüürm Dom" auf dem Roncalliplatz

Foto von Marco Zoli

Fotos von Detlef Krentscher, Patrick Dolkens und im "Kölner Stadtanzeiger"

 

Ein Bericht  von Stefan Klatt

BAP vüürm Dom

So war das Motto des Sommernachtskonzertes auf dem Roncalliplatz am 11. September 2009. Es war das vorgezogene Abschlusskonzert der Radio Pandora Tour. Und wieder einmal nahm uns die Band mit auf eine etwas mehr als dreistündige Reise durch Zeit und Musik aus 30 Jahren Bandgeschichte. Die Jungs erschienen gutgelaunt auf der Bühne und legten voller Spielfreude los. Die Setliste war ja schon vorher bekannt, so dass die Überraschungen an diesem Abend durch die Gäste kamen. BASTA bei „Et ess wie et ess“, Klaus der Geiger bei „Für ne Moment“ und Julian Dawson bei „Verdammp lang her / A long time gone“. Der Sound war (in der 8. Reihe) nicht absolut perfekt aber doch überwiegend sehr gut, wenn man von den erheblichen technischen Schwierigkeiten bei Julian Dawsons Auftritt mal absieht. Er schien sich absolut nicht zu hören und nicht zu wissen, welche seiner Harps denn nun die zum Song passende ist. Wenn er dann blies, war es aber dennoch nicht zu hören. Das war sehr schade, weil ich weiß, wie gut der Mann spielt und singt. Aber bei „Verdammp lang her“ hatte er so nichts bewegendes zum Song beizutragen gehabt. Schade...
Ich war überrascht, dass die selbe Geige in verschiedenen Händen so unterschiedlich klingen kann, denn Klaus der Geiger spielte wesentlich aufreibender auf dem Instrument, das er sich vom BAP-Lieblings- und Dauergast Anne de Wolf geliehen hat. Die wiederum legte tollte Soli hin an diesem Abend. Ich glaube, so rockig habe ich „Hurricane“ noch nie gehört. Überhaupt waren die Coverversionen im Programm die Sahnestückchen: „Heroes“ – gesungen, ja aus der Seele geschrieen von Helmut, oder „Millione Meile“ mit dem Maxi-Bass-Solo von Werner. Das ließ keinen kalt an diesem Abend.
Der aus der Mottenkiste entstaubte Zankapfel „Deshalv spill mer he“ machte mir bewusst, dass ich 25 Jahre später BAP nicht nur im (fast) heimischen Erfurt hören kann, sondern die Band bereits mehrfach in Köln und einmal sogar in der Schweiz erlebt habe. Insofern war es toll, den Titel erst mal live zu hören. Allerdings ist er mir in den Strophen zu sehr zertrommelt worden. Das Schlagzeug war in den Strophen zu dominant für meinen Geschmack.
Weitere Highlight für mich waren „Bahndamm“, „Nix wie bessher“ (mit den Erinnerungen an die Domhotelsession), „Duude Bloome“ und „Morje fröh doheim“.
Mein Fazit – es war ein Konzert, aber nicht das beste, was ich von BAP jemals gesehen habe. Dennoch hat es Spaß gemacht – die gute Laune und die Spielfreude auf der Bühne haben sich aufs Publikum übertragen, zumindest in der Truppe, wo ich stand, und die bestand aus etlichen liebgewonnenen Menschen aus dem Forum. Und wenn man wirklich glauben soll, dass es jetzt eine längere Spielpause gibt, dann war es gut, in Köln dabei gewesen zu sein.

BAP vürm Dom – das macht Spaß und ist immer eine Reise Wert.

 

 

Ein Bericht  von Achim Kämmerer

Da wollten doch tatsächlich einige Ratsherren und -damen das Konzert „vüürm Dom“ nicht erlauben, erzählt Wolfgang nach dem Opener „Nemm mich met“ und „Musik, die nit stührt“. Unbegreiflich (müssen wohl vornehmliche Höhner-Fans gewesen sein…). Zum Glück gab es noch eine vernünftige Mehrheit mit gutem Geschmack, die diesem Großereignis zugestimmt hat. Gibt es eine prädestiniertere Location für dieses Heimspiel? Wohl kaum. Die Bühne und die gewaltige Kathedrale im Hintergrund bilden eine himmlische Kulisse für einen unvergesslichen Abend. Das gewährleistet eine gesunde Mischung aus den neuen „Pandora“-Hits (darunter „Wat für’e Booch“, „Duude Blome“ und natürlich das mitreißende „Morje fröh doheim“) und zahlreichen Klassikern von „Nix wie bessher“ über „Alexandra“ bis „Kristallnaach“. Allerdings werden auch einige Knaller einfach unterschlagen, zum Beispiel „Ne schöne Jrooß“ (durfte ja bislang auf keiner Setliste fehlen) oder „Jraaduss“. Aber was soll man auch machen? Das Repertoire ist schließlich mittlerweile so reichhaltig, da reichen selbst über drei Stunden Spielzeit nicht mehr aus.

Als Ausgleich werden dem begeisterten Publikum einige Überraschungen dargeboten. So buddelte die bestens aufgelegte Band zum 20. Jahrestag des Mauerfalls den 84er „Deshalv spille mer he“ (einer der Gründe für die damals geplatzte DDR-Tour) wieder aus. Der Text ist zwar inzwischen mehr als überholt, doch den Song mal wieder live zu hören, das macht einfach Spaß – dass wir das noch erleben dürfen…

Auch Gastmusiker hat die Combo eingeladen, damit es wirklich ein einzigartiger Auftritt wird. Anne de Wolf ist natürlich mit dabei, eigentlich ist sie ja mittlerweile quasi ein festes Bandmitglied. Dass man auch mit einer Geige mächtig abrocken kann, beweist sie bei dem nach wie vor originellen Mix von Dylans „Hurricane“ und dem BAP-Ur-Oldie „Stell dir vüür“. Bei „Für’ne Moment“ macht sie jedoch Platz für einen Altmeister: Klaus „der Geiger“ unterstützt voller Elan das Solospiel von Wolfgang.

Den wohl erstaunlichsten Beitrag zum Programm leistet der gute alte Bekannte Julian Dawson: Er singt bei „Verdamp lang her“ die letzten beiden Strophen – auf Englisch! Vielleicht wird dieser Dauerbrenner nach fast 30 Jahren auf diese Weise endlich auch international ein Hit…?

Das A-Capella-Quintett „Basta“ ist ebenfalls zu sehen, allerdings relativ wenig zu hören. Die Goldkehlchen trällern bei „Et ess wie’t ess“ lediglich den Refrain ein bisschen mit und sind sichtlich unterfordert. Hätte man da nicht einen anderen Song aussuchen können, bei dem die Stimmen mehr zur Geltung kommen? Beim großen Finale mit „Schluss, Aus, Okay“ stehen alle Beteiligten noch einmal auf der Bühne. Und „Basta“ entlässt die Fans mit einem wunderschönen und höchst emotionalen Choral in die Spätsommernacht. Und der stimmungsvoll illuminierte Dom gibt seinen Segen dazu.

Zwei Jahre müssen wir Fans nun ausharren, bevor etwas Neues kommt, kündigt Wolfgang an. Das stimmt ein wenig traurig. Auf der anderen Seite war die Band in den vergangenen zehn Jahren (seit Helmuts und Michaels Einstand) so kontinuierlich wie lange nicht mehr in Bereitschaft. Eine kleine Ruhepause sei ihr daher gegönnt, auch wenn’s schwer fällt.

Bess demnähx!