-Fan-Tourtagebuch
Köln, 16. Dezember 2001
Ein Bericht von Achim Kaemmerer
Beim „Sibbe Jestalte“-Gig in
Dormagen waren wir noch die „Versuchskaninchen“ – und diese Rolle haben
wir gerne gespielt. Jetzt sind wir Teil der „offiziellen“ aff-un-zo-Tour,
noch dazu bei einem Heimspiel in der Kölnarena. Was soll da noch schiefgehen?
Etwa fünf Minuten nach Acht werden wir schon etwas ungeduldig. „Was machen
die so lange dadrin? Kriegen die etwa ihren Altar nicht auf?“ Doch, kriegense,
und das wird sogar auf die riesige Video-Leinwand gebeamt.
Auch wenn ich jetzt vielleicht etwas pingelig, ja ketzerisch gar erscheine: Ich
musste mich dieses Mal ein wenig in die Stimmung eingewöhnen. Das liegt
keineswegs an der Band, und auch nicht am grandiosen Opener „Wellenreiter“
und „Hück ess sind Band en d‘r Stadt“ (eines meiner Lieblingsstücke aus
dem „Spätwerk“ des Ex-Kapellmeisters Klaus H., den offensichtlich niemand
mehr vermisst). Ich glaube einfach, die Kölnarena ist zu groß für so eine
Party. Wollt ich nur mal gesagt haben, ich hoffe, „Andersgläubige“ nehmen
mir das jetzt nicht zu krumm.
Weiter im Text: Das Programm und die Arrangements werden mal wieder zum Anfassen
schön dargeboten: Jens Streifling bringt erneut mit seinen Saxophon-Einlagen
die Gemeinde zum Kochen. Sheryl Hackett (hoffentlich ist sie sich irgendwann
nicht zu schade für diese Combo) gibt vielen Songs mit ihrer gewaltigen Stimme
eine bisher ungeahnte Würze. Zu Helmut Krumminga und seinem Talent ist
eigentlich alles gesagt, deshalb nur soviel an dieser Stelle: Was besseres hätte
der Band wohl nicht passieren können. Michael Nass ist leider leider durch die
unhandliche Beschaffenheit seines Tasteninstruments dazu verdammt, (räumlich
gesehen) ins Hintertreffen zu geraten. Wenn seine Soli anstehen
(„Shoeshine“, „Leopardefellhoot“, aber auch im letzten Drittel von
„Verdamp lang her“), schenken ihm alle Fans die verdiente Aufmerksamkeit. Jürgen
Zöller gibt nicht nur den Takt an, sondern fühlt sich auch für kleine
Clownereien zuständig. Werner Kopal hält sich auch ein wenig bedeckt (muss
eine Angewohnheit der BAP-Bassisten sein), reiht sich aber gerne ein, wenn die
Saiten-Klampfer in einer Reihe postiert um die Wette rocken.
Und der „Chef“ des Ganzen? Der überzeugt heute durch seine gute Laune,
witzige Geschichten und den Verzicht auf Sonntagsreden - selbst bei Themen wie
dem 11. September. Mit der Song-Kette „Bahnhofskino“, „Amerika“ und
„Mayday“ wird dem furchtbaren Ereignis kommentarlos weil selbstredend eine
angemessene Anteilnahme zugedacht. Dass Wolfgang auch mit 50 Jahren noch nicht
reif zum Golfspielen ist, beweist er unter anderem in der ultimativen Affrock-Phase
des Abends: Da reihen sich „Irjend‘n Rock‘n‘Roll Band“ an
„Waschsalon“ und ein „Hang on Sloopy“- und „Twist and Shout“-Medley.
Als Krönung präsentiert sich das BAP-Urgestein als Rapper mit Kapuzenshirt und
Käppi bei „Wahnsinn“ – do jing et aff!! Und zwar unwahrscheinlich!
Besinnlicher geht der doch noch sensationelle BAP-Abend in die letzte Runde: Zum
ersten Male höre ich "Schluss, Aus, O.K.“ (für Wim Wenders). Und beim
Abschluss-Titel „Für‘ne Moment“ (diesmal mit Michael am Akkordeon und
sogar am Bühnenrand stehend) muss man schon fast befürchten, dass sich die
Fans gegenseitig in die Arme fallen, so ergreifend war diese Szenerie.
P.S.: Ein Dankeschön an die Band für die schönste „Jraduss“-Version, der ich jemals live beiwohnen durfte.
Ein Bericht von Ralf Lukas
DVD-Night
in Cologne
Nach
einigen Konzerten in der Provinz in kleinen und mittelgrossen Hallen wollte
ich doch den Unterschied in der BAP-Hauptstadt
hautnah miterleben.Die Atmosphäre war natürlich eine ganz andere in der monströsen,
beinahe vollbesetzten Kölnarena. Ich schätze
16000 erwartensfrohe Fans freuten sich auf einen
heiteren Konzertabend, der auch zur Aufnahme der DVD von dembekannten Produktionsteam
DoRo genutzt wurde.
Niedecken startete wie gewöhnlich mit dem ruhigen „Wellenreiter“ um dann
verstärkt mit der ganzen Band in den
Rockset überzugehen. Positives direkt im ersten Teil des Programms :
Stadionrocker wie „Denn mer sinn widder wer“ erfuhren in der grossen Arena
eine ganz andere Dimension. Alte Bekannte wie „Ne Schöne Jroos“ wurden von
dem textsicheren Publikum natürlich vollkommen anders zelebriert als in den
kleinen Hallen. Aber auch der Showstopper, den Niedecken wiederum den
Geschehnissen des 11. September widmete, tat der Stimmung keinen Abbruch.
Positiv fiel mir vorallem die neue Live-Version von „Lena“ auf, dank Jens
Streifling´s wunderbar gespielte Gitarre im Mark Knopfler Stil vom “Brothers
in Arms” Album. Helmut Krumminga hat sich ebenso als würdiger
Major-Nachfolger erwiesen. Sein Gitarrensolo bei „Alexandra...“ , wo der
Mann mit dem Hut auf seiner Gitarre früher regelrecht abhob, wurde vom Publikum
mit frenetischem Beifall bedacht. Alte Klassiker wie „Do kanns zaubere“ und
„Jraduss“ wurden gesangstechnisch schon allein vom Publikum getragen,
was den Wolfgang doch sichtlich freute. Die Band agierte unter der optischen Präsenz
des DVD-Aufnahmeteams wesentlich extrovertierter, Streifling erklomm bei einem
Saxophonsolo die Boxen, selbst der stoisch ruhige Bassist Werner Kopal verliess
von Zeit zu Zeit seinen sonst üblichen Stammplatz neben Jürgen Zöller.
Hervorzuheben ist auch die neue Version von „Kristallnaach“, die längst
ohne die früher so übliche Ansage des Maestros (bitte nicht klatschen zu
Beginn des Stückes...) auskommt. Krumminga auf der Leadgitarre und Streifling
auf der Mundharmonika boten ein furioses Solo zum Ende des Songs.
Niedecken widmete das noch unveröffentlichte Lied „Schluss Aus OK“ seinem
Freund Wim Wenders, den er für den Film „Vill Passiert Sickher“ und seiner
Begeisterung für die Musik im Allgemeinen besonderen Dank aussprach. Passender
Abschluss eines tollen Konzertabends war die Unplugged-Version von „Für ne
Moment“, wo allen BAP-Akteuren von Anfang bis Heute noch musikalisch Tribut
gezollt wurde.
Bleibt zu hoffen, dass dieses Konzert auch entsprechend auf die DVD umgesetzt
wird und nicht allzuviele Songs entfernt werden. (wäre schade, die DVD als
Medium bietet genug Platz !!!)
Einziger Wermutstropfen waren die chaotischen Sicherheitsmassnahmen zu Beginn
des Abends, wo jeder Konzertbesucher vor dem Einlass in den Innenraum sein
Ticket abgeben und sich zeitaufwendigen Kontrollen unterziehen musste.
Sicherheit ja, aber das hätte man auch souveräner lösen können. Nach dem
Konzert wurde ein willkürliches Ticket wieder ausgehändigt, muss das sein ?
Ne Schöne Jroos aus Düsseldorf- Mitte !
Ein Bericht von Ulrike Brunenberg
"Heimspiel"
in der Koeln-Arena
BAP in Koeln ist doch immer wieder etwas Besonderes, egal ob in der
Philharmonie, im Musical Dome oder halt in der Koeln-Arena. Und so machten wir
uns auf den Weg nach Koeln, um BAP dort zu erleben. Fuer mich war es das erste
Konzert in der Koeln-Arena, wie monstroes diese Halle
ist, fiel bei der guten Stimmung kaum auf.
In Dormagen, beim Warm-up, war BAP schon gut gefeiert worden, aber die Koelner
setzten erwartungsgemaeß noch eins drauf. Vor
allem der erste Teil des Konzerts war einfach nur gut, es waren viele alte und
neue(!) Lieblingstitel dabei. Der Zugabenteil ab "Leopardenfellhut"
war nicht so ganz nach meinem Geschmack, denn
besagter "Leopardefellhut", "Irjenden Rock'n'Roll-Band",
"Wahnsinn" und "Waschsalon" gehoeren
nicht gerade zu meinen Favoriten. Vermißt habe ich einige der neuen Stuecke,
z.B. "Souvenirs",
"Istanbul", vor allem aber die ruhigen
Stuecke "Dir allein" und "Wat schriev mer en su enem Fall?",
mit denen die Konzerte in Dormagen und Euskirchen so schoen ausgeklungen waren.
Es ist immer schoen, eins von diesen Stuecken mit auf den Heimweg zu bekommen.
"Wat schriev mer"
ist zur Zeit mein absolutes Lieblingsstueck, obwohl ich normalerweise die
"Eigenproduktionen"
vorziehe. Doch diese Version des
Cohen-Songs ist so ungleich viel besser als das Original, daß ich immer wieder
begeistert bin, was BAP
daraus gemacht hat.
Hervorzuheben ist die Art und Weise, wie Wolfgang und
Co. mit dem 11. September umgehen: es wird nicht auf die Schnelle ein Lied
geschrieben zu einem Thema,
das eigentlich nur noch sprachlos macht, sondern aus dem bestehenden Repertoire
Stuecke herausgesucht, die dazu und zu den Folgen passen:
"Bahnhofskino" (sowieso schon ein "Gaensehaut-Stueck"),
"Amerika" und "Mayday".
Zu Ende ging das Konzert mit "Fuer ne Moment", wie
schon gesagt, es war schade, daß kein ruhiges Stueck mehr folgte. Und obwohl
auch dieses Konzert 3 Stunden
und 15 Minuten gedauert hat, war es das kuerzeste, das ich je miterlebt habe.
Allen, die heute abend
mitfeiern, viel Spaß. Wir freuen uns auf
die Konzerte im naechsten Jahr.
Frohe Weihnachten allerseits und kommt gut rueber!
Ne schoene Jrooss aus der
BAP-Hochburg Duesseldorf-Sued!