BAP-Logo-Fan-Tourtagebuch

Lingen, 5. August 2006
Markplatz

Fotos von Kalle aus Herfordf

Fotos von Oliver Sewerin

Fotos von Michi Zell

Fotos von Silke Kleeberg

Ein Bericht von Ralf Lukas

„Wir haben einen Riesenspass an der Tour, wir werden über 100 Auftritte absolvieren“ rief ein gutgelaunter Wolfgang Niedecken der zahlenmässig kleinen, aber dennoch begeisterten Anhängerschar entgegen. Denn das Konzert stand lange Zeit auf Messers Schneide, da im Vorverkauf nur wenige hundert Tickets abgesetzt wurden. Gottlob füllten doch noch viele Kurzentschlossene den doch etwas zu gross geratenen Marktplatz in der Mitte der Lingener Innenstadt, so dass das Konzert nicht zu einer überregionalen Familienfeier ausartete. Das Kölner Quintett liess sich davon alles andere als beirren und zeigte einen höchst motivierten Auftritt. Das Publikum bekam wiederum einen Schnellkurs über 30 Jahre BAP Geschichte in 3 Stunden und 8 Minuten serviert. Ein wieder sehr redegewandter Wolfgang Niedecken liess es sich nicht nehmen, diverse heitere Anekdoten zum Besten zu geben. Augenscheinlich immer noch, dass alle Songs, deren Entstehungsdatum von 1984 und früher sind vom sichtlich gereiften Publikum besonders begrüsst wurden. Tourgast Anne de Wolf mit ihrer Geige ist beinahe zum sechsten Bandmitglied geworden. Ihre Begleitung an Stücken wie „Hurricane“ oder auch „Ruut Wiess Blau“ lockerte das BAP Programm doch merklich auf. So verlebten die gut 2000 Besucher einen mehr als angenehmen Sommerabend in Lingen. Immerhin war dies der erste Auftritt der Kölner Band überhaupt in der Emsstadt unweit von Osnabrück. Wolfgang Niedecken erinnerte sich dabei noch lachend an einen missratenen Auftritt in der Nordhorner Eissporthalle anno 1984 als der Begriff „Bodennebel“ neu definiert werden musste. Davon war bei den angenehmen Temperaturen natürlich nichts zu spüren. Das Programm läuft inzwischen mit der Genauigkeit eines Schweizer Uhrwerks. Auch wenn zwischen den Stücken viel gescherzt und geflachst wurde, einige Ecken und Kanten könnten dem Ganzen noch die besondere Würze verleihen, aber die Band scheint sich mit ihrem Greatest Hits Programm sehr wohl zu fühlen. Etwas eigenwillig fiel allerdings die Abmischung der Instrumente und des Gesangs aus. Helmut Krummingas Gitarre bewegte sich bei einigen Stücken selbst hinter Niedecken Akustikgitarre, um dann bei einem Solo wieder wie aus einem Kanonenrohr hinausgeschossen alles zu überlagern. Niedecken´s elektrisches Gitarrenspiel war nur von Menschen mit extrem guten Gehör auszumachen. Dabei spielte er wie bei „Rövver Nah Tanger“ ausnahmsweise hörbar, doch eigentlich ganz passabel. Richtig ärgerlich zuweilen aber Michael Nass´ Keyboardeinsätze, die leider nicht mehr die Qualität wie auf der Aff un Zo Tournee besassen. Der Junior der Band hat sich nunmehr mit einigen Samples angefreundet, die dem Sound der Band eher schaden als nützen. Speziell das Gezirpe zu Beginn bei „Dess Naach“ konnte man nur als störend bezeichnen. Ob die neue Version von „Frau Ich Freu mich“ wirklich mehr vom Fahren als vom Bremsen handelt, wie Niedecken erneut betonte, durfte bezweifelt werden. Aber das sind nur Randerscheinungen eines definitiv gelungenen Auftritts einer Band, die ganz locker über 3 Stunden ohne grössere Ausfälle eine Show absolvierte. Das immer noch als Gruss an alle internationalen Grossmeister, die nach 90 Minuten das Feld räumen.