BAP-Logo-Fan-Tourtagebuch

Lohmar, 16. März 2002

Ein Bericht von Ulrike Brunenberg

BAP in Lohmar - oder wie Kreise sich schließen:
Drei Jahre ist es jetzt schon fast her, daß BAP in Lohmar gespielt haben, damals noch mit dem Major. Obwohl ich BAP schon seit 20 Jahren kenne und auch die ersten LPs in meinem Regal stehen, war es vor drei Jahren das erste Konzert, das ich besucht habe, ein Warm-up mit toller Stimmung. Und so war es besonders schön, am Samstag wieder an einem Frühlingsabend vor der Halle zu stehen und auf den Einlaß zu warten.
Die Halle war gerammelt voll; daß die Akustik zu Anfang und zwischendurch nicht immer so gut war, hat mich wenig gestört. Ich fand es einfach schön, dort zu sein. Es gibt Fans, die es bemängeln, wenn Wolfgang "zu viel" erzählt zwischen den Songs, ich fand, es hätte am Samstag ruhig ein bißchen mehr sein dürfen. Die Stimmung in der Halle war gut, das Publikum ging gut mit. Für uns war es schön, daß es viele unserer Lieblingsstücke zu hören gab, wie z.B. "Vill passiert sickher" und "Dir allein". Auch das in der Kölnarena für Wim Wenders gespielte "Schluß, aus, okay" gefällt uns ausgesprochen gut; ich habe es zum ersten Mal in Xanten gehört. Schade war es wiederum, daß "Wat schriev mer en su enem Fall?" nicht gespielt wurde und auch das "Bahnhofskino" fehlte mir.
Im Zugabenteil gefielen mir auch dieses Mal, wie schon in Köln, die Stücke "Leopardenfellhoot", "Waschsalon" und "Rock'n'Roll-Band" nicht so gut. Es gibt so viele andere, bessere und schönere Stücke im Repertoire, schade.
Den Schluß des Konzerts bildeten u.a. das o.g. "Dir allein" und die Stücke "Helfe kann dir keiner" und "Jraaduss". Ein schöner Abschluß für das Konzert. Gut, daß man mit der neuen Live-CD ein Stück Konzert-Stimmung mit nach Hause nehmen kann.
Ich freue mich auf die Open-Airs, die Karten Für Bonn sind schon gekauft. Vielleicht ..., ja, vielleicht habe ich ja Glück und kann dort "Wat schriev mer en su enem Fall?" wieder live hören. Unter freiem Himmel wäre es sicher ein besonderes Erlebnis.

Ein Bericht von Ralf Lukas

3. Abend – 3. Auftritt. Wolfgang Niedecken und seine Combo hatten sich direkt wieder ein beinhartes Tourprogramm aufgehalst. Ort des erneut heiteren Rock´n´Roll Marathons war die Jabachhalle in Lohmar unweit der BAP-Hauptstadt Köln. Im Gegensatz zur muffigen Heinz-Gerlach-Halle in Bad Münstreifel hatte das BAP Management diesmal eine etwas komfortablere Halle ausgewählt. Diemal stellte sich die Frage, wie die Band den 3 Tage-Marathon mit jeweils 3 ½ Stunden-Programm verkraften würde.
Wolfgang und Co. begannen den Set wiederum nach dem doch ziemlich bizarr wirkenden
Aff Und Zo Remix vom Band und wirren Lichterkombinationen (passt irgendwie eher zu Garbage oder U2) mit dem konventionellen Rocker  Hück ess sing Ban en der Stadt". Die Band präsentierte sich erneut in grosser Spiellaune, lediglich der Frontmann selber gab sich diesmal etwas wortkarger als gewohnt und verbreitete zu den Aff un Zo Stücken die mittlerweile doch bekannten Randnotizen. Die Aussage „damals als Musik noch kein Klebstoff zwischen 2 Werbeblöcken war“ bei Eddie´s Radio Show ist langsam auch dem letzten BAP-Anhänger geläufig. Nichtsdestrotrotz wurde wieder eine begeisterte Version mit dem berühmt berüchtigten Gitarren/Mundharmonikaduell zwischen Krumminga/Streifling bei „Kristallnaach“ zelebriert. Sonderbeifall auch für den Sachsen an der Rhythmusgitarre, der bei „Amerika“ sein Können an zwei Saxophonen zeigte. Auch Michael Nass ist mittlerweile nicht nur der Mann am Piano-Grande, sondern ist auch ein Meister an der Orgel und anderen Tasteninstrumenten. Niedecken kann sich stimmlich einfach mehr zurücknehmen als früher, da Krumminga, Streifling, Nass und vorallem Sheryl Hackett ihn vokaltechnisch bei höheren und schwierigeren Parts sehr entlasten. „Niemohls Verstonn“ – nach jahrelanger Abstinenz wieder ins Programm zurückgekehrt leitete nach „Alexandra, Nit Nur Do“ den fröhlichsten Teil des Programms mit Rita, Nix Wie Bessher, Verdamp Lang Her und dem unvermeidlichen Waschsalon ein. Highlight des ersten Zugabenblocks war natürlich „Denn wir sind widder wer“, von der treuen Anhängerschaft lautstark und textsicher unterstützt. Sheryl Hackett hatte bei der kölschen Umsetzung der frühen Dylan-Weisheit „My Back Pages“ in „Vill Passiert Sickher“ ihren zweiten grossen Solopart. Unverständlich meiner Meinung nach, warum die Band an dem doch zweitklassigen „Leopardefellhoot“ einen Narren gefressen hat. Der Hut steht der Queen Of The World wirklich gut, musikalisch bleibt der Song eher fad. Das Leopardefellalbum bietet doch zahlreiche Glanzlichter aus Dylan´s Schaffen, der Hut kann langsam eingemottet werden. Der unerwartete Hit und Titelsong des Aff Un Zo Albums rundete den zweiten Zugabenteil ab und die Band kam noch einmal zurück für 3 weitere Songs. Klasse wiederum war „Helfe Kann Dir Keiner“ , eine gelungene Reminiszenz an glorreiche BAP-Tage mit einem Herrn Niedecken, der sein Können an der Mundharmonika eindrucksvoll bewies. „Jraaduss“ rundete eine begeisterndes Rock´n´Roll Party ab. Auch wenn die Band nichts Neues gezeigt hatte, kann man nur sagen, Hut ab und Respekt für 3 sehr lange Konzerte an 3 hintereinanderfolgenden Abenden. Mir fällt spontan keine deutsch- oder englischsprachige Combo ein, die so lange spielt. Selbst ein Bruce Springsteen in glorreichen Tagen hat so ein Programm an mehreren Abenden hintereinander in dieser Länge nicht absolviert, von den heute angesagten Bands ganz zu schweigen.
Ein besonderes Dankeschön an den freundlichen Herrn am Mischpult, der es sich nach dem Konzert nicht nehmen liess, ganz spontan quer durch die Halle zu sprinten um die Setliste von der Bühne rauszurücken.