BAP-Logo-Fan-Tourtagebuch

Mannheim, 15.September'99

Ein Bericht von Andrea Sinnwell

BAP im Kino – das war wie BAP im Wohnzimmer! Gemütlich im Plüschsessel, viele versorgt mit Getränk und – unvermeidlich im Kino- Popcorn, harren wir der Dinge, die da kommen. Die "Bühne" liegt tiefer als der Zuschauerraum, der stark ansteigt und jedem der ca. 250 Leute einen freien Blick garantiert.
"Gesetztes" Publikum im wahrsten Sinne des Wortes, Gesprächsfetzen, Lachen, Murmeln – wie im Kino. Wir warten auf den Hauptfilm.
Um 2o.3o Uhr betritt Wolfgang Niedecken das Kinorund, und wir freuen uns schon. Auf einem Hocker plaudernd, erläutert er uns das Konzept der Veranstaltung. Dass es sich um die Promo-Tour für die neue CD handele, dass man deshalb hier die CD spielen werde – alles andere später auf Tour- und dass es sich hier keinesfalls um ein "Unplugged"-Projekt handele. Dann kündigt er uns einen Vorfilm zum Hauptfilm an, nämlich die erste Sequenz aus Jim Jarmusch´s "Night On Earth". Vom Unterwegssein, von der Geschichte einer Band und ihrer – oder doch vielleicht Wolfgang Niedeckens – Innenansichten hören wir dann auch im Hauptfilm.
BAP spielt "Tonfilm" von Nr. 1-16 mit ausführlichen Ansagen. Und sie spielen vom ersten Ton an so intensiv, so kompakt, so relaxed, so überrraschend und, schlicht gesagt, so schön, dass es mir unter die Haut geht. Die Atmosphäre des Kinos trägt ihr übriges zu dieser entspannten Stimmung auch beim Publikum bei. Wolfgang Niedecken versichert uns, wir könnten ruhig sitzen bleiben ohne uns dabei blöd vorzukommen; man habe nicht das Ziel, uns spätestens ab dem dritten Song am"Affrocken" zu halten. Und in dieser für BAP wundersam ruhigen Atmosphäre, ohne die Publikumsdreingaben der großen Hallen, spielt sich "Tonfilm" von Szene zu Szene. Ein Wiederhörensfest – ein Zuhörfest, überrraschend, witzig, melancholisch, spielerisch leicht und ganz "direkt ins Blut". Bezeichnend für das Konzept des Albums und der Tour (der neuen Band?), stellvertretend für alle Songs für mich die Zugabe "Verdamp lang her". Die verklatschte und vergröhlte BAP-"Hymne" kommt mit einem wunderbaren Gitarrensolo von Helmut Krumminga (!!) daher – und alle hören zu. So bekommt das Lied tatsächlich seine Würde wieder, wie W.N. es in seiner Ansage zuvor gehofft hat.
Es ist eine andere Band, die da auf der Bühne steht; die Geschichten und Anekdoten, die Wolfgang Niedecken uns von ihr erzählt, haben zugegebenermaßen wenig mit den jetzigen Bandmitgliedern zu tun, aber an diese Band kann ich mich gewöhnen. "Tonfilm" macht Laune! Toi, toi, toi der Band für den nächsten Tourmarathon, vor allem für Helmut Krumminga, der den denkbar schwersten Job in dieser Band beerbt hat: er ist gut!!!
Schade, dass BAP, außer auf meinem CD-Player, nicht immer so schön greifbar nah und relaxed im Wohnzimmer spielen kann. In diesem Sinne einen schönen Gruß von Andrea Sinnwell.