-Fan-Tourtagebuch
Mannheim
6. April 2004
Rosengarten - Mozartsaal
Fotos von Hans-Georg Bär
Ein Bericht von Hans-Georg Krumm
6. April 2004,
Mannheim, Mozartsaal - mein erstes Konzert der Sonx Tour - und ich war
megagespannt: kleinste BAP Besetzung aller Zeiten und ein Album, das, auf das
Wesentliche beschränkt, mich restlos überzeugte. Wie würde das Ganze live
umgesetzt werden? Klar, bei den Sonx vom gleichnamigen Album konnte ich mir das
durchaus vorstellen, macht es doch fast den Eindruck, dass es live im Studio
aufgenommen worden sei. Was aber ist mit den Songs aus dem Backkatalog, so ohne
Percussion und ohne Saxophone und ähnliches Gebläse? Wobei ich der Reduzierung
aufs Wesentliche mit freudiger Erwartung entgegenfieberte, denn bei den
Konzerten der "Aff un zo" Tour ging mir bei manchen Liedern das
"Aufblähen" von Songs durch Saxophonsoli hier und da doch schon mal
auf den Keks.
Pünktlich um 20:00 ging's dann los: leider nicht mit "Häng de Fahn eruss",
das ich gerne nach so langer Zeit mal wieder live gehört hätte, sondern -klar-
mit "Jedenfalls vermess" vom aktuellen Album, dem Song, der klar
definiert, was BAP am liebsten macht: live spielen. Danach noch "Psycho
Rodeo" vom 1999er "Comics und Pin-Ups" Album und "Diss Nach
ess alles drin". Dieser Dreierpack zeigte erst mal, wo es lang gehen
sollte: Rock 'n Roll pur mit Helmut Krummingas Gitarre soweit im Vordergrund,
wie bisher noch nie. Helmut selbst zeigte auch kleidungsmässig, wo es lang
gehen soll: ein schwarzes "Iron Maiden" T-Shirt ist auch eine
Botschaft. Wolfgang selbst seit Ewigkeiten wieder mit einer E-Gitarre auf der
Bühne und zumindest im ersten Drittel hatte ich den Eindruck, das diese
Tatsache etwas seine Bewegungsradius einengte - recht statisch wirkte er am
Mikro, allerdings besserte sich das im Laufe des Abends. Wolfgags Botschaft an's
Publikum war auch klar: 1/3 des Konzerts ist dür die neuen "Sonx"
reserviert, 2/3 für auch für die Kundschaft, die sich schon länger kein
aktuelles BAP Album zugelegt hat. Bei diesen 2/3 Dritteln ging man aber
keinesfalls auf Nummer sicher, sondern grub den ein oder anderen Rohdiamanten
aus, denn man schon lange nicht mehr, oder aber selten live, gehört hat:
"Wo bess du hück naach, Marie?" vom "Leopardenfell" Album
beispielsweise, als Teil der "Marientrilogie" zusammen mit "Nix
wie bessher" und "Maria", "Met Wolke schwaade" vom
"Pik Sibbe" Album in einer interresanten renovierten Fassung, oder
aber ein alter Stein, der schon Moos angesetzt hatte, wurde mal wieder ins's
Rollen gebracht: "Wie 'ne Stein".
Der Mittelteil im gut gefüllten Mozartsaal überzeugte mich dann vollends:
"Rövver nach Tanger" und "Wie, Wo und Wann", beide vom
"Sonx" Album waren für mich die Highlights des Abends: Helmut in
Hochform - genial! Und im "unplugged"- Entschuldigung -
"Liebeslieder im Sitzen" Teil kamen die 3 Lieder "Do kanns
zaubre", "Ich wünsch mir, do wöhrs he" und "Chippendale
Desch" genauso überzeugend rüber. Das letzte Drittel war dann der
Partystimmung reserviert: schön zu sehen, dass "Aff un zo" vom
Prublikum schon fast wie einer der Klassiker aufgenommen wird, und der
Fortsetzungssong "Müsli Man" (Teil 1 vom "Usszeschnigge"
Album, Teil 2 vom "Tonfilm" Album und Teil 3, die Auflösung, live im
Konzert) brachte den Saal zum Kochen. Mir persönlich gefiel die viel
gescholtene "Anita/Dieter" Mitsing Aktion samt Mitsing-Plakat recht
gut, denn das erinnerte mich an die frühen BAP Auftritte Anfang der 80iger, als
solch Klamauk an der Tagesordnung bei BAP war. Und damit das Ganze nicht zu
perfekt wurde, ging dann irgendwas an Helmuts Gitarre mitten in "Ne schöne
jrooß" kaputt, sodass er sich sichtlich frustriert für den Rest des Songs
von der Bühne verabschieden musste. Macht nix: Michael Nass sprang souverän
ein.
Bemerkenswert noch, dass Jens Streiflings Abgang Wolfgang noch immer zu
beschäftigen scheint. Nur so lässt sich erklären, dass er in dem BAP Song
überhaupt, "Verdamp lang her" die Textzeile (hochdeutsche Fassung)
"..sich ohne rot zu werden dein Freund nennt und dich tags drauf ganz
einfach ignoriert" in "..sich ohne rot zu werden dein Freund nennt und
tags drauf ganz einfach desertiert" umändert.
Ja gab es denn gar nichts zu kritisieren, mag man sich fragen? Schon, aber das
waren wirklich nur Kleinigkeiten, als da wären:
1. Helmuts Gitarre war machmal zu dominant, gerade bei "Alexandra" und
"Dis Naach" gingen die Keyboards komplett unter, obwohl sie dort
eigentlich wichtig für den Rhythmus sind.
2. "Hungry Heart" als Coverversion sollte so langsam mal ersetzt
werden, oder zumindest sollte ein für allemal geklärt werden, ob am Ende des
Refrains nun "Everybody's got a Ha-Ha-Hungry Heart" oder "Everybody's
got a Hungry Heart" vom Publikum erwartet wird :-)
So, als Chronist der Ereignisse muss man dann nur noch den Hinweis einstreuen,
dass das Konzert mal wieder knapp über 3 Stunden dauerte, wobei das 3
wahnsinnig konzentrierte Stunden waren: kaum Zwischenansagen von Wolfgang und
wenn, dann erfrischend kurz und pointiert und halt kein unnötiges Strecken der
Songs durch Saxophon-Soli. Mit "Jraaduss" ging dann ein BAP Konzert zu
Ende, dass auf meiner sehr persönlichen Skala es locker unter die Top 5 aller
besten Konzerte geschafft hat.