-Fan-Tourtagebuch
Mannheim, 11. November 2001
Ein Bericht von Hans-Georg Krumm
Endlich Tourstart
in Mannheim: nach Warm-Up Konzerten unter falschem Namen, sowie einer öffentlichen
Probe im Karlsruher Tollhaus nun also am 11.11. das Auftaktkonzert im Mannheimer
Mozartsaal, fernab vom Karnevalstrubel des Kölner "Alten Markt", wie
W.N, im neuesten Newsletter anmerkte. Vorab war in Interviews zu lesen, dass
Mannheim bewusst wegen des Publikums und der guten Akustik ausgesucht worden
sei. Für diejenigen, die keines der Warm-Up Konzerte besuchen konnten wurde
verraten, dass natürlich neue Stücke gespielt werden, es immer aber
Greatest-Hits Inseln geben würde für diejenigen, die "nur" der alten
Zeiten wegen kommen.
Los ging es dann gleich mir einer solchen Insel, wobei der Begriff Festland wohl
eher angebracht wäre: "Wellenreiter" hieß die erste Nummer.
Sicherlich ungewohnt mit einem solch ruhigen Titel zu beginnen, allerdings
sorgte dieser Klassiker dazu, dass direkt vom Anfang an mitgesungen wurde. Weg
vom Festland ging es dann in der zweiten Nummer zu einem "neuen" Stück:"Hück
ess sing Band en der Stadt", dass dann nahtlos in befreundetes Ausland führte,
nämlich in den Stones Klassiker "Let's spend the night together", bei
dem dann Sheryl die Lead Vocals übernahm. Ein netter Einstieg in das Konzert,
das Publikum von Anfang an begeistert, egal ob "Insel" oder nicht, und
das obwohl der Sound streckenweise, vor allem während der ersten halben Stunde,
katastrophal war: Bei schnellen Stücken waberte nur ein übersteuerter
Klangbrei aus den Boxen und Wolfgangs Stimme klang, als würden seine Vocals aus
einem gekachelten Bad kommen, im Gegensatz komischerweise zu Helmuts, Sheryl
oder Jens Stimmen, die klar rüberkamen. Glücklicherweise wurde der Sound mit
zunehmender Konzertdauer besser.
Zu Beginn hielt sich WN auch deutlich mit Ansagen zurück, lediglich zu neuen Stücken
vom "Aff un zo" Album gab es ein paar erläuternde Worte. Ausnahme:
der Doppelpack "Amerika"und "Mayday" (das angekündigte
"Bahnhofskino" fehlte), die, exakt 2 Monate nach dem 11. September, in
diesen Kontext gestellt wurden, ohne dass es aber zu ausufernden Erläuterungen
kam. "Amerika" war für mich im übrigen auch einer der Höhepunkte
des Konzerts: hier stimmte einfach alles: Helmuts Gitarrenspiel, der Sound, Jens
Klarinetten- und Saxophon Einsatz: perfekt!
"Aff un zo" Tour steht auf der Karte, logischerweise gab es viele Stücke
von diesem Album: "Wat 'e Johr" relativ am Anfang, "Dir
allein" am Ende, sodass diese beiden Songs wie das Album auch da Konzert
einrahmten, "Eddies Radio Show" und "Irjenden Rock 'n'
Roll-Band" die mit anderen Songs dafür sorgten, dass klar wurde, dass BAP
bei dieser Tour die rockigeren Songs in den Vordergrund stellen, statt der
"leisen" Sachen der Tonfilm Tournee, "Souvenirs" und
"Chippendale Dech" natürlich, einem weiteren Highlight des Programms
und natürlich die bisherigen 2 Singles des Albums, die aktuelle
"Shoeshine" sowie den Titelsong, der zusammen mit "Maat et
joot" einen Reggae Block bildete. Und spätestens ab "Jan un
Griet" merkte man endgültig, wieviel Spass BAP bei diesem Auftritt hatten,
kein Wunder bei der Stimmung. Die Ansagen wurden länger und vor allem witziger,
neben der netten Ansage zu "Jan un Griet" ist mir vor allem die Ansage
zu "Psycho Rodeo" in Erinnerung geblieben. Dieser Song wurde mal
wieder in einem neuen, modernen Gewand geboten, was gut ankam.
Überhaupt lohnte es sich darauf zu achten, was Helmut vor allem aus manche
Klassikern herausholte. Manche klangen "werkgetreu", "Do kanns
zaubre" beispielsweise, bei "Widderlich" wiederum grüßte
deutlich Deep Purple und das Intro von "Verdamp lang her" ging leider
etwas in den erwähnten Soundproblemen unter, war aber trotzdem sehr hörenswert.
Nach 2 Stunden gingen dann BAP zum ersten Mal von der Bühne - klar, dass sie
sich nicht lange bitten ließen und noch einmal über eine Stunde in diversen
Zugabeblöcken anhängten. Und als man dachte, es könnte nicht besser werden,
da drehen sie noch einmal so richtig auf: "Wahnsinn", laut und dreckig
gespielt, das dann in ein Rock 'n' Roll Medley überleitete: "Hang on
Snoop" wurde nach langer Zeit mal wieder aus der Versenkung geholt,
"Twist and Shout" liess Sheryll mal wieder brillieren und das ganze
ging natürlich in "Waschsaloon" über.
Insgesamt ein überaus geglückter Tourstart (mit Ausnahme der Soundprobleme)
und man kann nur zum wiederholten Male über die Spielfreude der Band staunen.
Wenn man bedenkt, dass sich BAP oftmals während einer Tournee noch steigert,
kann man sich bedingungslos auf so ziemlich jedes Konzert dieser Tour freuen.