Mannheim, 21. Oktober 2018
Rosengarten

Ein Bericht von Felix Böhm

Rock mit Haltung

Es hat etwas von AC/DCs „Hells Bells“: Pünktlich um 20 Uhr läuten die Kirchturmglocken des Kölner Doms ein fast dreieinhalbstündiges BAP-Konzert im gut besuchten Mannheimer Rosengarten ein. Energisch startet die um ein Bläser-Trio erweiterte Band mit „Drei Wünsch frei“ vom 1984 erschienenen „Salzjebäck un Bier“-Album. Natürlich hätte man die Stücke bei denen das Saxofon oder eine Trompete zum Einsatz kommt auch mit Synthesizern live spielen können, erzählt ein gut aufgelegter Wolfgang Niedecken, so mache es aber deutlich mehr Spaß. Die drei Musiker (Trompete, Posaune und Saxofon), die er bei den Aufnahmen zu „Sing meinen Song“ kennengelernt hat, geben vielen Liedern neuen Drive. Das Trompetenintro bei „Diss Naach ess alles drin“ erzeugt Gänsehaut.
Die beiden besten BAP-Songs überhaupt, „Bahnhofskino“ und „Jupp“, spielt eine fantastisch aufgelegte Band im ersten Drittel des Konzerts. Ulrich Rode an der Gitarre lässt sein Instrument singen. Großartig welche Soli er spielt.
Stellung beziehen und Haltung zeigen sind wichtig, mahnt Niedecken das Publikum, gerade in der heutigen Zeit. „Menschen im Mittelmeer ertrinken zu lassen, finde ich nicht in Ordnung.“ Er erinnert an die deutsche Verantwortung für Afrika, deren Kolonialpolitik zu Beginn des 20.Jahrhunderts mit dazu beigetragen hat, dass in vielen Ländern des Kontinents heute so schlechte Lebensbedingungen herrschen und die Menschen die Flucht ergreifen. Recht hat er. Es folgen „Absurdistan“ und „Vision vun Europa“. Letztgenanntes, ein Rock-Walzer mit orientalischen Einflüssen das eine Flüchtlingsgeschichte erzählt, ist eines der druckvollsten Stücke des Abends.
Mit einem weiteren klaren politischen Statement „Arsch huh, Zäng ussenander“ geht nach fast zweieinhalb Stunden der Hauptblock des Konzerts zu Ende.
Wo bei vielen Bands bereits Schluss ist, geht es bei BAP erst richtig los.
„Ruut wieß blau querjestriefte Frau“ heißt der erste Song des 45 minütigen Zugabenblocks. Ein Groove der an Johnny Cash erinnert. „Dieses Lied wurde das erste Mal in Folsom Prison aufgeführt“, scherzt Niedecken in Anlehnung an das gleichnamige Johnny Cash Live-Album.
Kurz vor Schluss feuert die Band „Verdamp lang her“ ab, ohne das kein BAP-Konzert auskommt. Die bereits gute Stimmung erreicht ihren Höhepunkt. Auch die letzten auf der Tribüne sitzenden Zuschauer, hält es nicht mehr auf den Plätzen.
Der Showstopper des Abends, zu dem der langjährige frühere BAP-Drummer Jürgen Zöller auf die Bühne kommt, ist „Jraaduss“. Mit Standing Ovations wird die Band verabschiedet. „Bleiben Sie uns gewogen und empfehlen Sie uns weiter“, meint Niedecken zum Schluss. Nach so einem Abend fällt dies nicht schwer!