BAP-Logo-Fan-Tourtagebuch

Meersburg, 9. Juli 2009
Schlossplatz

Fotos von Thomas Zimmer

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Ein Bericht und Fotos von Michael Marker

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Für mich ist jedes BAP-Konzert ein neues Erlebnis, denn ich fahre in stets wechselnder Besetzung an stets wechselnde Orte dorthin. Diesmal holte ich meinen Schwager in Radolfzell ab und wir fuhren mit dem Böötchen „rövver“ nach Meersburg – und auch „die Sonne spiegelte sich im Meer“! Die Überfahrt rief plötzlich Bilder aus dem „BAP övver BAP-Buch“ von 1982 in Erinnerung (S. 80), als die Band ebenfalls über das schwäbische Meer zum nächsten Konzert schipperte – ein verheißungsvoller Auftakt unserer kleinen „Tour“. In Meersburg, das an einen steilen Rebhang direkt am Bodensee gebaut mit einer barocken Silhouette, kleinen Gässchen, wunderschönen Plätzen mit herrlichen Aussichtsterrassen und einer prachtvollen Schlossanlage aufwarten kann, bildete sich bereits eine lange Schlange vor dem Einlass, denn am heutigen Tag machten nicht die malerische Lage und die Bauten aus der Vergangenheit das Städtchen zu einem beliebten Ausflugsziel, sondern Deutschlands aktuell beste Live-Rock´n´Roll-Band – und dafür muss man halt auch mal anstehen ! Im Eingangsbereich hielt sich jemand auf, der mit Eintrittskarten wedelte und so aussah wie Klaus, mit dem ich vor über 25 Jahren die Schulbank in Münster/Westfalen gedrückt und den ich seitdem nie mehr gesehen hatte. Was sollte der jetzt hier am genau entgegengesetzten Ende Deutschlands ? Nein, das konnte nicht sein, und ich murmelte im Vorbeigehen nur leise ein schüchterndes „Klaus ??!“ Da dreht der sich um und rastet komplett aus: „Michael, das gibt’s doch nicht, also nein, zwick´ mich mal jemand…etc“. Ihn hatte es vor vielen Jahren in die Bodenseeregion verschlagen und wir tauschten schnell noch die E-Mail-Adressen aus, denn viel Zeit blieb nicht. Ein weiterer Klaus, nämlich der „Major“, sollte ebenfalls noch zu einem Gesprächsthema an diesem Abend werden, denn als wir uns schnell ein Bierchen holten, sagte ein Fremder neben mir: „Sach ma ehrlich, also kennst du noch den alten Gitarristen von BAP, da war die Band doch noch ne richtige Rock´n´Roll-Band !“ Nun ja, also ich find den Helmut aus Ostfriesland, wo „die grandiosen Gitarristen wachsen“, prima, so dass wir uns mit einem höflichen „Et ess wie et ess“ und „Was fott ess ess fott“ auf den Lippen schnell wieder nach vorne zu unserem Platz nahe der Bühne durchwühlten, denn das Konzert begann: „Nemm mich met“ – und das passierte dann auch. Was soll ich sagen: die Band war toll, die Bud´ war voll, alles war so wie es soll… und dann kam die Wahnsinns-Frau rein, nämlich die Anne, die diesmal das „Hurricane“ in einem dermaßen hämmernd-fetzigen Sound auf der Geige intonierte, dass man sich in einem Vanessa Mae-Konzert wähnte. Und bei „Novembermorje“ schien sie wie der orientalische Geist aus der Flasche in der TV-Serie „Bezaubernde Jeannie“ magische Kräfte zu entfalten, der übrigen Band jeden Rock´n´Roll-Wunsch von den Augen abzulesen und dem Publikum nebenbei noch den Kopf zu verdrehen. Kurzum: es war wie immer ein tolles Konzerterlebnis mit nicht minder tollen Begleiterscheinungen ! Und ich bin mir sicher: bestimmt würde sich auch „Major Healey“, und zwar nicht nur der aus der Fernsehserie, diesem Urteil anschliessen…

 

Ein Bericht von Felix Böhm

Bereits zwei Wochen vor dem Meersburger Konzert vermeldete die „Schwäbische Zeitung“: „BAP-Konzert in Meersburg nahezu ausverkauft!“ Dementsprechend voll war auch der Schlossplatz, der mit 3800 Zuschauern restlos ausverkauft war. Vor dem Einlass bildete sich eine lange Schlange.
Der Schlossplatz, leicht abschüssig in der Innenstadt gelegen, bildete eine schöne Location für ein Open-Air-Konzert. Auch der Wettergott spielte mit und ließ es nur kurz tröpfeln.
Um kurz nach acht ertönte das Intro von Willi Ostermann „Ich möcht zo Fooß noh Kölle jonn“ und schon standen die fünf Musiker von BAP auf der Bühne und eröffneten ein fulminantes, über drei Stunden dauerndes Konzert mit „Nemm mich met“ von 1982. Eine sehr gut aufgelegte Band spielte sich durch 33 Jahre BAP-Geschichte. Die Setliste war im Vergleich zur Hallentour im November 2008 deutlich umgestellt. Der damalige Opener „Wat für e Booch“ kam nun an dritter Stelle, an der vormals „Sonx sinn Dräume“ gespielt wurde, das dort meines Erachtens aber falsch platziert war, und das nun ans Ende des Sets gestellt wurde, wo es deutlich besser passte.
Schön war es „Wie die Sichel vum Mohnd“ zu hören, zu dem es pünktlich wie im Text anfängt zu regnen. Der Regen hielt allerdings nicht lang an, den schon danach ging es „Rövver noh Tanger“ und in Marokko herrscht selbstredend gutes Wetter. „Rövver noh Tanger“ ist ein Song, der immer wieder extrem gut kommt. Diesmal im Dreierpack mit „Booch“ und „Sichel vum Mohnd“.
Der Sound war ab dem vierten Song einwandfrei. Jedes Instrument war deutlich herauszuhören.
In Meersburg, wie auch auf der kompletten Open-Air-Tour, dabei, Anne de Wolf, die bei einigen Songs mitwirkte.
Nach „Souvenirs“ – immer wieder schön zu hören – wurde es mit „Noh Gulu“ nachdenklich. Niedecken bedankte sich bei der Anmoderation des Songs bei der Band, dass sie es stets ertragen, wenn er zu Beginn des Titels etwas über seine Erfahrungen in Norduganda erzählt. Bei „Diego Paz“ lieferten Helmut Krumminga, an der Gitarre und Michael Nass „MC Wet“ an den Keyboards begeisternde Soli ab!!!
Langsam wurde es dunkel und nun kam auch die Lichttechnik zum Zug. Pünktlich zu „Millione Meile“, bei dem Werner Kopal ein fulminantes Bass-Solo hinlegte, und „Kristallnaach“, das wieder mal extrem gut kam, zumal ab der zweiten Strophe, der alt vertraute Synthie-Klang wieder hinzukam.
Den Hauptblock schloss nach rund zwei Stunden „Deshalv spill mer he“ ab. Die neue Version gefiel mir persönlich sehr gut!! Sie rockte ordentlich und hatte Power!
Wie man allerdings weiß gehen BAP-Gigs nicht nach zwei Stunden zu Ende, sondern dauern mindestens drei Stunden. Auch diesmal ließen sich die fünf Musiker nicht lumpen und Wolfgang Niedecken begann den ersten Teil des Zugabenblocks alleine an der Gitarre mit „Für ne Moment“. Abgeschlossen wurde Zugabenblock eins mit „Verdamp lang her“, bei dem der Meersburger Schlossplatz schier platzte. Die Meersburger erwiesen sich als textsicher.
Der zweite Zugabenblock hatte es in sich. Eine Gänsehaut-erzeugende Version von „Novembermorje“ und „Bahnhofskino“, meinem persönlichen BAP-Lieblingslied. Wahnsinn!! Das waren 12 Minuten pure Gänsehaut!! Anschließend zogen BAP das Tempo noch einmal deutlich an und legten mit dem Heavy-Rocker „Rääts un links vom Bahndamm“ einen Song hin, der mit dermaßen viel Energie daher kommt, dass man das Gefühl hat, man wird gegen eine Wand gedrückt.
Abgeschlossen wurde ein mehr als Live-Album-tauglicher Gig mit „Do kanns zaubere“ und „Sonx sinn Dräume“. Die Reise war zu Ende. Drei Stunden und zehn Minuten BAPund 29 Songs vergingen wie im Flug. „Bleiben Sie uns gewogen und empfehlen sie uns weiter“, meinte Wolfgang Niedecken zum Schluss. Sehr gerne!!!!