-Fan-Tourtagebuch
München, 4. Dezember 2001
Ein Bericht von Ludger Egen-Gödde
Der Abend fing schon
gut an: Am Eingang zum „Colosseum“ ließ der Kartenabreißer mein schäbiges
Computer-München-Ticket wortlos in einer großen Tonne verschwinden und überreichte
im Gegenzug eine „richtige“ Konzertkarte mit dem Tourmotiv. Drinnen war
schon 30 Minuten vor Beginn viel los, beim Start war die Halle dann richtig
voll. Die Stützenkonstruktion der alten Fabrik ließen auf den ersten Blick
Schlimmes für die Akustik ahnen, was sich zum Glück im Verlauf des Abends aber
nicht bestätigte, im Gegenteil: von unserem Platz aus war der Sound in Ordnung,
die Songs kamen für uns in absolut angenehmer Lautstärke rüber, auch bei den
Heavy-Mitklatschnummern. Die Stimmung war ausgezeichnet, eigentlich von Beginn
an. Wolfgang’s Einschätzung, das Auditorium sei eine Ansammlung von
Exil-Rheinländern respektive –Kölnern mag wohl zutreffen. Dieses schon bei
vielen BAP-Konzerten in München sich einstellende
„Wir-sind-unter-uns“-Feeling war selten so deutlich spürbar wie in der
engen Atmosphäre des „Colosseum“. Rockig ging’s zu, und mit einer
ausgewogenen Dramaturgie, die immer wieder echte Song-Highlights hervorbrachte.
Für mich sind das weniger Stücke wie „Kristallnaach“ etc., sondern eher
„Bahnhofskino“ oder das unglaublich gute „Nix wie bessher“. Herausragend
auch „Do kanns zaubere“, „Lena“ und „Psycho-Rodeo“. Sehr gut
angekommen ist bei uns die betroffenheitsfreie Anmoderation des
„Amerika-Blocks“ und der Verzicht auf weitere Ansagen bzw. Kommentare. Damit
wird auch ein elementares Charakteristikum des Konzerts deutlich: Wolfgang &
Co. ließen einfach die Musik sprechen. Kein Firlefanz mit übertriebener
Lichttechnik, Diashow etc., einfach Rock pur. Vom neuen Album fehlten mir ganz
besonders „Dir allein“ und „Suwiesu“, stattdessen hätte man auf den
Titelsong gut verzichten können. Zu den Bandmitgliedern ist vorweg schon alles
geschrieben worden, ergänzen möchte ich hier nur, dass Helmut Krumminga immer
besser wird, sein Sound und die Art zu spielen repräsentieren inzwischen
wichtige Teile der BAP-Performance, ohne sie zu dominieren. Der Mann ist klasse,
und dazu gehört für mich auch mal das (effektive) Spiel im Hintergrund.
Nach 3 Stunden 15 Minuten war Schluss, die Unplugged-Version von „Für ne
Moment“ als letztes Stück kam wunderbar. Fazit des Abends: Begeisterung, und
die Hoffnung, dass die Band im kommenden Frühjahr noch mal südlich des Mains
auftaucht.