Als am Ende des Winters
klar war, dass wohl kein BAP-Konzert in Oberbayern stattfinden wird, sondern nur
ein Festival-Auftritt am Brombachsee, fand ich das nach dem sehr eindrucksvollen
(ersten) Konzert im Circus Krone im letzten Jahr schade. Umso erstaunter und
erfreuter war ich, als mir im März die Ankündigung ins Auge fiel, dass Wolfgang
Niedecken mit dem Bundesjazzorchester in der Münchner Philharmonie auftreten
wird (kurz Gasteig genannt). Meine Erwartungshaltung hatte ich absichtlich in
Grenzen gehalten, weil ich mir unter dem BJO nichts vorstellen konnte. Also
hatte ich mir im Vorfeld die übliche Suche bei Youtube & Co. verkniffen - ich
war gespannt.
Der Gasteig ist eines dieser Konzerthäuser, die zwar in die Jahre gekommen sind,
aber eine hervorragende Akustik bieten. Eigens gebaut für Aufführungen von
Orchestern aller Art. Und "aller Art" war diese Kombination ja nun wirklich.
Es ging los mit einer kleinen Begrüßung durch den Leiter/Geschäftsführer des
Orchesters. Das klingt nüchterner als es tatsächlich war. Aber dann ging es
endlich richtig los, mit einer Aufwärmnummer des Orchesters. Mir sei verziehen,
dass ich mir keine Setliste notiert habe. Ich wollte das einmalige Ereignis
einfach nur genießen. Das konnte ich, denn obwohl Wolfgang und das Orchester
nach eigenem Bekunden nicht viel proben konnten, klang der größte Teil des
Repertoires so, als wären sie mitten in einer gemeinsamen Tour. Die jungen Leute
waren alle durch die Bank Cracks an ihren Instrumenten, so weit ich das
beurteilen kann. Und die Arrangements haben erstaunlich gut mit den kölschen
Liedern zusammengepasst. Wolfgang hatte sichtlich Spaß an dem, was das Orchester
um ihn herum bot.
Was mir auffiel (und was ich schon zu meinen Zeilen zum Konzert in Gersthofen
2016 angemerkt hatte), wie alt das Publikum war. Da waren fast schon mehr
Rentner als junge Leute da. Interessanter Kontrast zu Herbert Grönemeyer, wie
ich finde. Aber der hat vielleicht einfach mehr experimentiert mit seinen
Stücken, wo BAP eben vor allem immer BAP waren. Sie haben sich auch verändert,
aber sind sich treu geblieben. Ich möchte das auch nicht negativ meinen, es ist
einfach so - mehr Grauhaarige, entsprechend gesetzter die Stimmung. Aber es war
natürlich auch kein wildes Rockkonzert. Und als am Ende "Verdamp lang her" kam,
hatte ich das Gefühl, dass jetzt doch einige froh waren, endlich mittanzen zu
können. Ich hatte mich vorher schon mal ganz wild zum Aufstehen entschlossen,
als "Deshalv spill mer he" kam. Das hat für mich eine besondere Bedeutung. Auch
wenn BAP damals vielleicht naiv waren, aber sie haben das gemacht, was ihre
Überzeugung war.
35 Jahre später ist das auf alle Fälle noch immer ein packendes Stück
Geschichte, so wie auch dieser Abend ein Highlight für mich war. Da kann ich
auch verschmerzen, dass ich Wolfgang Niedecken vor dem Konzert scheinbar
übersehen habe - draußen im Restaurant.
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