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Münster, 20. April 2004
Halle Münsterland

Fotos von Jan ter Weele

Ein Bericht von Ulrich Klose

Dass es doch noch ein schöner Abend werden würde, war zu Beginn des BAP-Konzertes am Dienstagabend in der Halle Münsterland nicht zu erwarten. Es begann mit dem von sentimentalen Gefühlen begleiteten Eintritt in die Halle, die BAP früher sogar an zwei Abenden füllen konnte. Diesmal war etwa ein knappes Drittel der Halle abgetrennt und die Bühne entsprechend weiter nach vorn platziert worden. 2000 Menschen hätten vielleicht in den verkleinerten Saal gepasst, 1500 mögen es gewesen sein. Ich hatte also reichlich Platz, mich zwischen die anderen Herrschaften mit inzwischen schütteren Haar zu stellen.
Kurz nach acht kam BAP auf die Bühne. Und dann kam der miserabelste Konzertbeginn, den ich von Niedecken und Co. jemals erlebt habe. "Jedenfalls vermess" und "Psycho Rodeo" wurden mit bis zum Anschlag angezogener Handbremse gespielt. Der Mixer schien noch nicht "auf Arbeit" zu sein, denn der Sound war grottig. Niedecken schaute noch grießgrämiger aus als sein großer Meister Bob Dylan. Michael Nass' Keyboard quäkte, Helmut Krummingas Gitarre schräbbelte, Wolfgang Niedeckens Stimme fehlte jeglicher Bass. Grauenvoll. Auch bei den nächsten drei Stücken wurde es kaum besser. Das Zusammenspiel der fünf verbliebenen Bapisten ließ zu wünschen übrig. Der Band-Sound fiel immer wieder auseinander. Das war der richtige Moment zum Bierholen. Denn das unspektakuläre "Alexandra" ließ einem dazu genügend Zeit.
Doch kommt Zeit, kommt Rat: Ab "Rövver noh Tanger" wurde es besser - und schließlich sogar richtig gut. Auch die Stücke bekamen nach und nach ein flotteres Tempo. Die Minen der BAP-Musiker entspannten sich zusehends, und auch die Stimmung in der Halle stieg.
Einige wirkliche Leckerbissen wurden serviert. Dazu gehören für mich das nett umarrangierte "Nemm mich met", das ich gar nicht auf der Rechnung hatte, obwohl es zum Stamm-Repertoire der Tour gehört. "Met Wolke schwaade" war schon immer eines meiner Lieblingsstücke, deswegen freute ich mich darüber, es live zu hören. Sehr schön auch, "Wo bess du hück Naach, Marie" mit dem "Footlose"-Riff beginnen zu lassen. Und der "Müsli Man" wieder als Reggae gefiel mir ebenfalls sehr gut. Die Blödelei, den Namen des Typen im Schrank zum Schluss zu verraten, störte zumindest nicht.
Ein wirklicher Höhepunkt war "Wie schön dat wöhr", das es laut Niedecken "aus verschiedenen Gründen" nicht aufs Album geschafft hat. Man fragt sich nur, warum. Es ist eine wunderbar entspannte Ballade - gespielt im "Liebeslieder im Sitzen"-Block, die immer wieder den Text von "Imagine" bzw. der Bap-Einkölschung "Stellt üch vüür" zitiert. "Do kanns zaubre" war in diesem Block ein weiteres Erlebnis. Der abschließende Solo-Teil von Helmut Krumminga auf der Akustik-Gitarre war ein Genuss.
Das letzte Lied vor der Zugabe war "Kristallnaach", das ich - obwohl dutzendemale live gehört - erst nicht erkannt hatte, weil es einen schönen, neuen Anfang bekommen hat. In der Zugabe überzeugten besonders das bretthart gespielte "Born to be wild" und das abschließende "Helfe kann dir keiner". Dort durfte Wolfgang Niedecken - wie auch schon bei "Wie 'ne Stein" - in seine Blues-Harp pusten. Auch Bob Dylan hätte es nicht besser hingekriegt. Das Mundharmonika-Spiel sollte sich der BAP-Chef nicht wieder nehmen lassen.
Kurz nach elf war es dann vorbei. Die Band hatte dann doch gezeigt, dass sie auch zu fünft super Musik machen kann. Unerwartet für mich war, dass sich Helmut Krumminga doch etwas zurücknimmt und sein Soli deutlich kürzer, dafür aber besser geworden sind. Die Drums von Jürgen Zöller wummerten mitten aufs Zwerchfell, Werner Kopal machte einen soliden Job, Michael Nass setzte viele Akzente durch dynamische Themen, die er seinen weißen und schwarzen Tasten entlockte. Und von Wolfgang Niedecken lernten wir, dass die Scorpions die "Mauer niedergepfiffen haben". Für seinen neuen Job als Botschafter für "Gemensam für Afrika" muss er noch etwas üben. Denn er stotterte mehr darüber, als dass er erzählte. Allerdings fehlt die Percussion. Sheryl Hacketts Abschied wurde u.a. damit begründet, dass die Percussion so nötig nicht sei. Ich mag aber lieber echte Menschen, die auf irgendwelches Schlagwerk trommeln, als dass die Effekte nun aus irgendwelchen Computerkisten dazugemixt werden.
Nach schlechtem Beginn doch noch ein schöner Abend. Nachdem zu Beginn der Tour schon an den Openern gefeilt worden ist, ist hier dringender Überarbeitungsbedarf gegeben. Mal sehen, wo BAP bei ihrem nächsten Münster-Konzert spielen. Die Halle Münsterland ist wohl leider inzwischen eine Nummer zu groß für sie.