-Fan-Tourtagebuch
Pahlen,
20. März 2004
Eiderlandhalle
Fotos von Kerstin Blöcher
Fotos von Gilla Vogt
Ein Bericht von Dirk Meyer
Lange haben wir dieser Sache entgegengefiebert, am Ende war es einfach nur super und wirklich, ich hätte mir in den Arsch gebissen, wenn ich nicht dabei gewesen wäre. Morgens um 7.30 Abfahrt von Montabaur aus nach Kölle. Nachdem ich alle ein geladen hatte, gings dann weiter Richtung Norden. Gegen 14.30 Uhr kamen wir dann auch wirklich an. Pahlen ein Kuhdorf, wie man es sich einfach gesagt genau vorstellt. Idyllisch, einfach, ja und ein bisschen verträumt. Schön jedenfalls! Ein paar harte Fans standen auch schon vor noch verschlossener Tür. Nachdem wir was gegessen, nette Leute wie Peter und dessen Frau kennegelernt hatten, konnte es endlich losgehen. BAP, da waren sie endlich wieder live und in Farbe wie man so schön sagt....lach! Der versprochene Soundcheck blieb allerdings aus, nachdem wir erfuhren das BAP ja schon seit Dienstag dort gastierte und alles schon soweit im Kasten war. Es wurden lediglich 4 Sonx vorab gespielt, die wiederum auch hinterher im eigentlich Programm zu hören waren. Die Enttäuschung war gerade bei den jenigen sehr groß, die wie wir eine weite Reise oder auch von noch weiter weg hinter sich hatten. Irgendwie war es nicht ganz das, was sich viele im Vorfeld gedacht, oder besser gesagt mit gerechnet hatten. Man stand sicherlich freiwillig, dann wieder ab ca. 17.15 Uhr da, hatte langweilige Musik vom Band ununterbrochen im Ohr und viele dachten das noch etwas kommt. Doch es kam nichts mehr!!!! Also sind wir insgesamt 1400 km für ein relativ normales Konzert gefahren! Die Grappahuldigung war dann der einzige richtige Knaller wo man sagen kann, das es sich gelohnt hat. Im Vorfeld wurde nur von BAP Seiten so viel Tara gemacht das wirklich sehr viele Fans enttäuscht waren. Ich sage es mal so, BAP hätte können ein bisschen mehr Dankbarkeit dafür zeigen, das wirklich mehr als die hälfte der Anwesenden eine sehr weite Strecke gefahren ist. Wie mir bekannt wurde kamen auch Leute aus der Schweiz und ich denke mal die sehen das genauso. Um 20.00 Uhr ging es dann wie gewohnt los. Und das Konzert fing mit einem Song , den ich in den letzten 15 Jahren noch nicht live gehört habe. " Jung häng de Fahn erruss"! Der Rest läst sehr an die Aff un Zo Tour erinnern, wenn man die ganzen neuen Sonx rausnimmt. Es rockte ununterbrochen! Einfach geil! Besonders gut hat mir der Unplugged Teil gefallen. Do kanns zaubere war wunderschön! Gegen kurz vor Elf war dann Schluß! Fazit: Das Konzert ansich war super, aber der Rest ließ zu wünschen übrig. Schade, aber trotzdem bin ich froh, dabei gewesen zu sein.
Ein Bericht von Ralf Lukas
16.30 Uhr in
der Pahlen Eiderlandhalle : Endlich ist es soweit, die BAP-freie Livezeit ist
zuende. Die inzwischen auf 5 Mitglieder geschrumpfte Kölner Band hatte bereits
zu dem frühen Termin geladen, um die bisher grösste „grappatechnische
Huldigung der heiligen 3 Könige“ im Besein von ca. 500 weit angereisten Fans
in Rahmen ihres Soundchecks vornehmen zu können. Wolfgang Niedecken prostete
gutgelaunt seiner durstigen Fangemeinde zu, dass währenddessen erste Kostproben
von „Paar Dach Früher“ , „Ne Schöne Jroos“ und „Einfach ussurtiert“
vom brandneuen Album zu Gehör bekamen. Schade allerdings, dass sich das
Quintett bereits nach 3 Titeln von seinem Publikum verabeschiedete, um erst 3
Stunden später zum eigentlichen Programm zurückzukehren. So gut die Idee auch
war, die Wartezeit zwischen Soundcheck und regulärer Show war doch extrem lang,
vorallem für einige Fans, die die Zeit durch heftigen Genuss alkoholischer Getränke
nutzten und bereits zu Beginn der Show jenseits von Gut und Böse waren.
BAP begann die Show mit dem Oldie „Häng De Fahn Eruss“ vom Affjetaut Album. Allerdings hing die Fahne
eher auf halbmast, Wolfgang´s Stimme und das zu langsame Arrangements des
Auftaktstückes liessen doch etwas zu wünschen übrig. Besser wurde es dann
aber schlagartig mit „Jedenfalls Vermess“, dem druckvollen Song des neuen
Albums , indem es das erste musikalische Gitarrengewitter von Helmut Krumminga
gab. Auch Band- Oldie Jürgen Zöller an den Fellen scheint bei dem neuen Album
seinen x-ten Frühling zu erleben. Selten hat man ihn so motiviert und vorallem
immens druckvoll am Schlagzeug gehört. „Unger Krangebäume“, „Rövver
Nach Tanger“, eingerahmt von Bandklassiker „Alexandra“ setzten die
ungewohnt rauhe und laute Spielwiese der Kölschrocker fort. Nach dem Abgang von
Jens Streifling hat Helmut Krumminga den überwiegenden Teil der Harmony Vocals
übernommen, allerdings mit tatkräftiger Unterstützung von Michael Nass sowie
Geburtskind Werner Kopal (wurde gestern 48 Jahre alt) , der neuerdings auch ein
eigenes Mikrofon auf der Bühne sein Eigen nennt. Bandleader Niedecken,
inzwischen auf der Bühne auch mit der elekrischen Gitarre bewaffnet, unterstützt
den Gesamtsound nach Kräften. Seine Gitarrenbeiträge bleiben bis auf Ausnahmen
mit der Akkustischen allerdings weit im Hintergrund. Ist aber nicht tragisch,
die Herren Krumminga und Nass füllen mit der seit Jahren eingspielten
Rhythmusgruppe den Gesamtsound einwandfrei. Die ersten 10 Stücke klangen
musikalisch bereits wie aus einem Guss, trotz diverser aber nicht besonders
bemerkenswerter Fehler schien die Sache schon zu perfekt für eine Generalprobe.
Für das zum Teil bierselige Publikum kam es dann zu der ersten musikalischen
Pinkelpause mit dem Oldie „Müsli Män“. Obwohl in neuer Schrank-Version
vorgetragen, Text und das Reggae-Arrangement passten einfach überhaupt nicht zu
den vorherigen Titeln. Richtig peinlich war der Einbau des Songschnipsels
von „Hey Negrita“ vom 76er Rolling Stones Album Black and Blue zum
Ende des Müsli Mäns, bei dem Wolfgang mit „Hey Anita, was macht denn da der
Dieter“ das Publikums zu unterhalten versuchte. Bitte sofort entfernen, das
war einfach nicht witzig !!!
Zur Mitte des Sets wurde die
Geschwindigkeit etwas zurückgefahren und den arg durchgeschwitzten Herrschaften
in der sehr warmen Pahlener Eiderlandhalle
auf der Bühne Barhocker angereicht. Zeit für Unplugged ! Etwas unglücklich
dabei die Songauswahl des 4teiligen Sets. „Do Kanns Zaubere“ bleibt ein
ewiger Klassiker. Der Rumba Song „Ich
wünschte Du Wöhrs He“ mit den künstlichem Schlagzeug vom Band oder Michael
Nass´ Keyboards Trickkiste wirkt furchtbar künstlich und „Chippendale Desch“
ein wenig zu langatmig. Eine richtige Überraschung dann das rockige „Met
Wolke Schwaade“ auf das sicherlich einige erfahrene Konzertbesucher gewartet
hatten. Leider wirkte der Song an dem Teil des Programms ein wenig deplaziert
und ging vollkommen unter. Zum Ende des regulären Sets ein souveräneres „Kristallnaach“
gefolgt von „Einfach ussortiert“, dem ambitionierten Song über
Arbeitslosigkeit, diesmal sicherer als während der Probe. Die Big Points
reihten sich dann während der ersten Zugabe ein . Die erstaunlicherweise
hervorragend gefüllte Eiderlandhalle rockte zu „Verdamp Lang Her“ und
„Wann Immer Du Nit Wiggerweiss“ und schunkelte erfreut zu „Rita“ sowie
„Aff Un Zo“.
Die Band kam zurück für zwei
weitere Zugabenblöcke, indem leider das doch extrem ausgelutschte „Maat Et
Jooot“ neben Klassikern aus der Anfangsphase der Band Berücksichtigung
fanden.
Nach gut 3 Stunden Show und respektablen 30 Songs verliess die Band gegen 23.00
Uhr unter tosendem Beifall die Bühne.
Erstaunliches Fazit : Das war kein Warm-Up oder Generalprobe, die Show war schon
verdammt perfekt. Leider wurde die Gelegenheit versäumt, einige musikalische
Hinterbänkler live aufzuführen. Das klang alles zu sehr auf Nummer sicher.
Schade, wenn nicht hier, wo dann ??? BAP
hat doch mittlerweile ein älteres kultiviertes Publikum, dass über das eine
oder andere musikalische Schmankerl sehr dankbar wäre.
Herr Niedecken, auch Sie erfreuen sich doch immer daran, dass ihr Vorbild Bob
Dylan seine Songs als unfertig ansieht und zu jeder Tournee im anderen Gewand
vorstellt. Die Arrangements der älteren Songs unterschieden sich nicht
wesentlich von denen in der „Sibbe Gestalte“ Formation. Ihr zweites
musikalisches Vorbild Bruce Springsteen hat während seiner Rising-Tour 150
verschiedene Titel gespielt. Ich denke, keiner erwartet ähnliches von BAP, aber
gerade in der kleinen Besetzung mit den unzweifelhaft hervorragenden Musikern
ist viel mehr möglich. Mehr Mut, Wolfgang !!!!