BAP-Logo-Fan-Tourtagebuch

Pforzheim, 30. Juli 2005
Kulturhaus Osterfeld

Fotos von Thomas Zimmer

Ein Bericht von Hans-Georg Krumm

Sonne statt Regen

Seltsam: das BAP Logo prangt auf der Bass-Drum aber ansonsten kommt einem das Equipment auf der Bühne seltsam unbekannt vor: Statt Helmuts Engl Verstärker findet man andere Verstärker vor und auch die Keyboards sehen nicht so aus, wie man sie kennt. Wolfgang Niedecken klärt nach den Eröffnungssongs "Jedenfalls Vermess" und "Alexandra" schnell auf: am Vorabend, beim Konzert in Mendig, musste das Konzert wegen eines einsetzenden Unwetters beim 4. oder 5 Song abgebrochen werden - ironischerweise bei "Krahnebäume" und dort bei der Textzeile "Rään un Sonensching un Hagel" und genau diese Kombination führte dazu, dass ein Großteil von Helmuts und Michaels Equipment in der einsetzenden "Brandung" untergingen und am Tag drauf in Pforzheim durch Leihequipment ersetzt werden musste. Dafür war die Band aber überraschend gut drauf, und es wirkte fast so, als ob die Herausforderung "mal-sehen-ob-und-wie-wir-unseren-Sound-auf-unbekannten-Equipment-hinkriegen" die 5 eher beflügelten, als lähmten.
Das Konzert fand im Innenhof des Kulturhaus Osterfeld, mitten in einer Wohngegend, statt und bot eine nette Atmosphäre, sodass neben der Band auch das Publikum von Anfang an gut drauf war. Wegen dieser Lage, mitten im Wohngebiet, war es ein etwas "kürzerer" BAP Auftritt, "nur" 2,5 Stunden statt der "üblichen" 3 Stunden aber trotzdem war die Band für Überraschungen gut, jedenfalls schafften sie es, mich zu verblüffen, obwohl ich sie doch erst vor kurzem in Rheinau gesehen hatte. Da war zum einen der gute alte "Wellenreiter" in einer Reggae (!) Version, der zu etwas zweigeteilten Reaktionen führte: die einen fanden den Reggae Rhythmus etwas unpassend zur Textmeldoie, die anderen genossen einfach den Groove. Die größte Überraschung für mich aber fand während des "Liebeslieder-im-Sitzen" Teil der Show statt: als drittes Liebeslied neben "Paar Daach fröher" und "Do kanns zaubre" gab es nämlich einen Song, den ich mir vorab beim besten Willen nicht unplugged hätte vorstellen können: "Hungry Heart" in einer Super-Version mit Akkordeon und akustischen Gitarren, die wohl nah an die Version herankam, die Springsteen bei seinen kürzlich stattgefunden Solo Shows zum Besten gab, wie Niedecken bemerkte.
Ein paar Überraschungen also plus ein Haufen alter Bekannte wie "Kristallnaach", "Verdamp lang her" (als erste Zugabe) und der "Waschsalon" ließen schnell vergessen, das die Band größtenteils auf unbekannten Equipment spielte. Nur  "Rövver noh Tanger" konnte seinen Zauber an diesem Abend nicht so richtig entfalten. Einziger Wermutstropfen für mich an diesem Abend: das Konzert war mir zu "orgellastig". Zum einen baute Michael Nass alias "Reverend MC Wet" Hammond Orgel Soli ein, wo sie meiner ganz persönlichen Meinung nach nichts zu suchen haben, so etwa bei "Paar Daach fröher". Zum anderen war mir die Orgel permanent zu sehr in den Vordergrund gemischt, meist gegen Ende eines Songs wie etwas bei Heroes/Helden, das herrlich gitarrenlastig anfing und am Ende das Problem hatte, dass man Helmuts Gitarre kaum noch ausmachen konnte unter dem Orgelsound. Aber OK, vielleicht lag es ja auch an dem unbekannten Equipment.
Und zum Ende des Konzerts, bei dem glücklicherweise die Devise galt "Sonne statt Regen", bedankte sich Niedecken noch bei den Anwohnern, die wohl ein großes Herz für Rock 'n' Roll hätten, und von denen einige das Konzert vom Balkon aus verfolgten. Mit einer wunderschönen Version von "Jraaduss", bei der im "Mitsing-Teil" der Publikums-Chor in Männlein und Weiblein unterteilt wurde verabschiedete sich die wirklich auffällig gutgelaunte Band von Pforzheim, 23 Jahre nach ihrem letzten Konzert in dieser Stadt.