-Fan-Tourtagebuch
Stuttgart, 15. April 2014
Liederhalle
Ein Bericht von Felix B.
„Willkommen bei uns im Wohnzimmer“, begrüßt
Wolfgang Niedecken die Zuschauer im ausverkauften Beethovensaal der Stuttgarter
Liederhalle und deutet auf die auf dem Bühnenboden liegenenden Teppiche, die
freilich nur „die oben auf der Empore sitzenden“ sehen könnten. Auch die
Komplettbestuhlung des Saals unterstützt die Gemütlichkeit eines Wohnzimmers.
„Noh all dänne Johre“ ist dann der Auftakt einer mit Pause dreieinhalb stündigen
Reise durch inzwischen fast vierzig Jahre BAP-Geschichte. Die Auswahl der Songs,
viele davon würden es bei einem Plugged-Konzert nicht auf die Setliste schaffen,
ist wunderbar. Seit langem nicht mehr gespielte Lieder wie z.B. „Lisa“, das nur
auf der „Ahl Männer“-Tour 1986 gespielt wurde, oder auch das wunderschöne „Nöher
zo mir“, kommen in einem teilweise ganz anderen, neuen, ganz tollen Gewand
daher.
Der fantastische Percussionist Rhani Krija gibt jedem Song seinen eigenen tollen
Groove. Seinen großen Auftritt erhält er am Ende des Liedes „Magdalena (weil
Maria hatt ich schon)“, als er zu einem beeindruckenden Solo auf den
unterschiedlichsten Percussionsinstrumenten ansetzt. Auch Anne de Wolff,
faszinierend wie viele Instrumente sie beherrscht, trägt dazu bei, dass BAP noch
vielfältiger als sonst bereits klingt. Überhaupt bekommt jeder ausreichend Platz
seine Künste zu präsentieren. Werner Kopal, der am Kontrabass „Verdamp lang her“
einen etwas anderen, tollen Anfang beschert. Michael Nass lässt v.a. den Song „Shoeshine“,
dank Ziehharmonika und virtuosem Pianosolo, erstrahlen. Der Krumminga-Ersatz
Ulrich Rode zeigt Fantastisches an den „gefährlichen Instrumenten“ (O-Ton
Wolfgang Niedecken). Jürgen Zöller „Selbst“ zeigt welch großer Schlagzeuger er
ist. Überhaupt spürt man die Freude die die sieben Musiker haben in jedem Song.
Es wird herrlich gemeinsam musiziert.
Ein weiterer Höhepunkt ist der Song „Anna“, den ein Zuschauer während des
Züricher Konzerts gefordert hat, und den die Band in Stuttgart in einem schönen,
neuen Gewand präsentiert. Die obligatorische Frage Niedeckens „Frauenname mit
vier Buchstaben?“, die von den Zuschauern zumeist mit „Anna“ beantwortet wird
leitet „Rita, mir zwei“ ein. Dieses Lied erhält fast den größten Beifall.
Nach 27 Liedern, zwei Zugaben und fast dreieinhalb Stunden geht das Konzert mit
dem wunderschönen „Sendeschluss“ zu Ende. Insbesondere der Zwischenteil, in dem
Ulrich Rode der Pedal-Steel-Guitar ein fantastisches Solo entlockt, erzeugt
Gänsehaut. Als der letzte Ton verklungen ist steht das Publikum! Ein
beeindruckendes Konzert geht zu Ende! „Bleiben sie uns gewogen“, verabschiedet
Niedecken die Stuttgarter. Nach so einem Abend fällt das nicht schwer!