-Fan-Tourtagebuch
Trier,
15. Januar 2005
Europahalle
Ein Bericht von Stephan Baer
Wenn man
in die erste Reihe möchte, muss man früh vor Ort sein…und wir haben uns auch
ziemlich die Füße blau gefroren (so als ob wir mit Wolfgang auf Marie gewartet
hätten ;-) )! Das schöne am Warten ist, dass man, wenn man so oft bei der
selben Gruppe auf einem Konzert ist, mit der Zeit sehr viele Leute kennen lernt
(sind ja auch zumeist die gleichen) und gerade bei BAP sind das ungeheuer nette
Bekanntschaften die man dadurch macht! Anscheinend hat eine besonders
sympathische Band auch besonders sympathische Fans…könnte ja zumindest eine
Erklärung sein ;-)! Auf jeden Fall ist man zu dieser Jahreszeit besonders froh,
wenn die Türen zur Europahalle sogar eine viertel Stunde früher geöffnet
werden, als auf der Eintrittskarte steht…und das im ‚pünktlich strengen’
Deutschland…Hut ab!!! Blöd nur wenn die Ordner absichtlich die Tür öffnen,
vor denen die wenigsten stehen, also logischerweise nicht die, die auch wirklich
zu allererst vor Ort waren! Dadurch kam es beim ‚Hineinstürmen’ der Massen
fast zu schwereren Stürzen und Zusammenstößen…ich glaube darauf kann jeder
verzichten!
Aber irgendwann vergeht auch die langsamste Stunde und es endlich kurz nach 20
Uhr. Die ‚Neil Young-Einstimmungsmusik’ und das Licht gehen aus…original
Glockengeläut vom Kölner Dom setzt ein…es kribbelt!
Helmut, Werner und Mischa kommen im atmosphärischen blauen Licht auf die Bühne
und der BAP-Gitarrist beginnt uns zu verzaubern. Kurz darauf kommt dann auch der
‚Chef’ auf die Bühne und beginnt mit dem wunderschönen ‚Jupp’, um kurz
darauf auch Mitte Januar so richtige Weihnachtsstimmung mit ‚Weihnachtsnaach’
aufkommen zu lassen. Dann wird erstmal abgerockt mit ‚Jedenfalls vermess’,
‚Nemm mich met’ und zwei der drei besten Sonx der aktuellen Platte: ‚Unger
Krahnebäume’ und ‚Rövver noh Tanger’! Wer jetzt noch nicht schwitzt ist
taub, völlig fehl am Platze, Eiskalt wie ein Kühlschrank, Temperamentvoll wie
ein Eimer Sand oder ganz einfach nicht in der Halle! BAP ist besser denn je, die
Musiker sind allesamt Erstklassig und verstrahlen eine Spiellaune, wie ich sie
lange nicht erlebt habe. Hier wird ‚ehrlich Rock’ gemacht mit Leib und Seele
und dass weiß das weit über durchschnittlich gute und stimmungsvolle Publikum
auch ab der ersten Note zu schätzen und dankt es mit frenetischer Begeisterung:
Es ist während der ganzen drei Stunden ein ‚Geben und Nehmen’ zwischen Band
und Publikum auf allerhöchstem Niveau!!! Hier gibt es wohl spätestens jetzt
niemanden mehr im ganzen Saal, der nicht auf seine Kosten kommt (außer den
vielleicht oben bereits erwähnten Gründen …)!
Weiter geht es etwas ruhiger, aber nicht weniger intensiv mit dem Klassiker ‚Helfe
kann dir keiner’. Es folgt das wunderschön, melodische ‚Souvenirs’, das
eingekölschte Lied des vergangenen Jahrhunderts ‚Wie ´ne Stein’
(natürlich ‚Like a rolling stone’ von Dylan) und dem Lied des kommenden
Jahrhunderts (=O-Ton Wolfgang) ‚Wann immer du nit wiggerweiß’. Ebenfalls
zwei Stücke die einfach schön sind und wie schon oben erwähnt von einer sehr
gut eingespielten Band aufs Beste zelebriert werden. ‚Rita, mir zwei’ kommt
irgendwie immer gut an und geht wie gewohnt gut ab. Dann eines der Highlights
des Abends (wahrscheinlich der ganzen Tour, bzw. seit dem es wieder im Programm
ist): Das ‚oberaffengeil-dahingroovende’ ‚Ens em vertraue’ , eine Nummer
bei der man einfach mitgehen muss, selbst wenn man sich dagegen wehren wollte,
es würde wohl nichts nützen ;-)! Und bei der Gelegenheit muss ich kurz auf
diesen charismatischen Sänger der Gruppe (der mit dem ‚Elfenstimmchen’=
O-Ton Jürgen Zöller) Namens Wolfgang zu schreiben kommen: Dieser Mensch
schreibt nicht nur so ziemlich die besten deutschen Texte, sondern ist ganz
bestimmt auch eine der sympathischsten ‚Rockfiguren’ Deutschlands, was nicht
nur seine positive Präsenz auf der Bühne ausmacht (wie z.B. die netten
Blickkontakte mit den Fans), sondern auch ganz besonders sein Auftreten nach den
Shows, wenn er sämtlichen Fans Rede und Antwort steht und jeden
Autogrammwunsch, ohne auch nur einem Anzeichen von Murren, gerne erfüllt!!!
Es folgt der Hit des vorletzten Studioalbums ‚Aff un zo’ und nach den ersten
Tönen eine ‚Armada’ von Schals jedweglicher Herkunft, die sich der ‚Chef’
wie immer um den Hals hängt und mit seinem Schweiß beehrt, um sie
anschließend wieder zu den beglückten Fans zurück zu werfen. Anschließend
das neueste Lied des Konzertes vom ‚NiedeckenKoeln’-Album ‚ Zwei
Päädsköpp ahm Nümaat’, mit einer sehr interessanten und lustigen
Voraberzählung zum Stück, wo der Hintergrund dieser kölschen Legende von
Wolfgang erklärt wird. Bei diesem Stück halte endlich (werden wohl meine
Nachbarn gedacht haben) auch ich mal den Mund, denn hier bin ich weiß Gott
nicht textfest…und ich glaube es ist für jeden im Saal eine echte ‚kölsche
Herausforderung’ ;-)!
Dann gibt es ‚Erholung’ für die müde getanzten Knochen, denn es folgt der
‚Liebeslieder im Sitzen’-Block mit den beiden zauberhaften Balladen ‚Paar
Daach fröher’ und dem BAP-Liebeslied-Klassiker ‚Do kanns zaubere’: Zum
dahinschwelgen (…und Wunderkerzen schwenken)!!! Dann (zum Glück) noch das
wunderschöne ‚Chippendale Desch’, in der Version mit dem ‚Schlussgesang’
von Mischa!
So, genug ausgeruht, jetzt wird wieder abgerockt…und wie!!! Mit ‚Alexandra,
nit nur do’ folgt die Rock-Abgeh-Nummer schlechthin, gekrönt von einem mehr
als beeindruckenden Soli von einem der besten deutschen Rockgitarristen
schlechthin: Natürlich von unserem Helmut! Danach das umwerfende ‚Kristallnaach’,
mit einem der besten deutschen Songtexte überhaupt, gefolgt vom dritten der
drei besten Lieder des letzten Albums: Dem ‚Rockbrett’ ‚Wie, wo und wann?’,
hier zucken ebenfalls alle noch lebenden Körperteile im Takt mit! Mit ‚Ne
schöne Jrooß’ gönnt uns (und sich selbst) die Band auch weiterhin keine
Verschnaufpause, es bleibt alles am höchsten Limit in jeder Hinsicht!!! Bei ‚Heroes/Helden’
(im Original natürlich von Bowie) singt dann sogar Helmut einen Großteil der
Leadvocals und das sehr gut. Dieses ganz erstklassig dargebotene Stück bildet
einen würdigen Abschluss des Hauptsets und hinterlässt eine sich vor
Begeisterung die Seele aus dem Leib schreiende Fangemeinde…!
In allen Gesichtern, wo man auch hinschaut, sieht man ein zufriedenes,
beglücktes Lächeln, das sich noch verstärkt, als die fünf ‚Haudegen’
nach einigen Minuten Verschnaufpause zurück auf die Bühne kommen, bereit zum
ersten Zugabenblock. Kaum einer traut sich in der kurzen Zeit zur Toilette, an
den Bierstand oder geschweige denn schon nach Hause zu gehen, bei dieser
Rockband ist wirklich jede Sekunde erlebenswert!
Weiter geht es mit dem ‚Live-Klassiker’ (weil er einfach immer und überall
‚funktioniert’) ‚Diss Naach ess alles drin’ und dem BAP-Hit schlechthin
(natürlich) ‚Verdamp lang her’, das ‚Satisfaction’ der Kölschrocker’!
Ich schätze mal es gibt bei diesem Lied keinen einzigen in der Halle mehr, der
nun nicht voller Inbrunst mitsingt, was wir auch gleich ‚im Auftrag des Chefs’
gegen Ende des Liedes noch mal beweisen dürfen! Erneut wird uns keine ‚Abrockpause’
gegönnt, denn es folgt die ‚Abgehnummer’ ‚Waschsalon’ und ‚Absolut
ziellos’, das ‚Keith-Riff-Stück’ vom Sonx Album.
Erneut verabschiedet sich BAP vom Publikum, hat aber (wie sollte es bei solch
einer geballten Rockklasse auch anders sein?!) natürlich ‚die Rechnung ohne
den Wirt gemacht’, bzw. war es völlig klar, dass sie noch einmal zum zweiten
Zugabenblock ‚herausgebrüllt’ werden! Mir schmerzen zwar mittlerweile
wirklich alle Knochen, aber wer würde sich schon freiwillig solche
Rockschmankerl entgehen lassen???
Mit ‚Nix wie bessher’ geht es dann minimal ruhiger los, aber natürlich ist
die ‚Fanschaft’ deswegen nicht weniger begeistert. Und sofort wird auch mit
‚Wo bess du hück naach, Marie?’ (=im Original von Dylan) wieder einen Gang
höher geschaltet und abgerockt, dass die ‚Fetzen fliegen’: Diese Band gibt
wirklich alles für ihre Fans!!! Fast ist man ein wenig dankbar dafür, dass man
sich nach guten drei Stunden am Ende des Gigs etwas bei ‚Maat et joot’ ‚ausruhen’
kann, was nicht negativ gemeint sein soll! Es folgt eine der schönsten Melodien
des großen ‚BAP-Repertoires’: ‚Jraaduss’, wirklich ein wunderschöner
Song, wo das verehrte Publikum beweisen darf, wie schön es wirklich singen
kann. Originell finde ich die Idee dabei auch einmal ‚Männlein’ und ‚Weiblein’
getrennt ‚abzuhören’! Ich glaube der ‚Chef’ ist sehr zufrieden mit dem
Ergebnis ;-)!!! Zu guter Letzt folgt die ‚Nagelprobe’ in Form von ‚Wellenreiter’:
Es kam bisher in der Geschichte der Live-Events von BAP sehr selten vor, dass
Lieder komplett nur alleine vom Publikum gesungen wurden. Trier hat die Probe
perfekt bestanden und den Wellenreiter ohne Wolfgangs Beihilfe gesungen, aber
das war auch nicht anders zu erwarten bei diesem tollen Publikum!!!
Ich glaube ich kann mit Sicherheit behaupten, dass an diesem Abend keiner
enttäuscht nach diesem Konzert nach Hause gegangen ist und sich ganz bestimmt
bei der nächsten Möglichkeit diese Band wieder live ansehen wird!!! Wer
verzichtet schon gerne freiwillig auf solche geilen,
glückshormonausschüttenden Erlebnisse???
Ich kann jedem nur raten sich BAP mal live anzuschauen, ihr werdet es nicht
bereuen!!! Diese Gruppe macht wahrhaft süchtig…
Fotos von Hans-Georg Bär
Ein Bericht von Hans-Georg Krumm
Trier,
Europahalle kurz nach 20 Uhr: 3 große, verschiedenfarbige Wunderbäume mit
"X-Mas Tour 2004" Logo prangen im Bühnenhintergrund. Das Licht geht
aus, vom Band ertönt Glockengeläut sowie das Intro von "Weihnachtsnaach",
die Band kommt auf die Bühne: das in den Januar verschobene BAP
Weihnachtskonzert in Trier startet. Helmut Krumminga und Michael Nass ersetzen
die Klänge aus der Konserve und leiten nicht aber in die "Weihnachtsnaach"
über, sondern in den lange vermissten "Jupp", der in einer neuen
Fassung mal wieder zu Ehren kommt. Das "fingerbrechende"
Konzertgitarrenintro wurde durch eine gefühlvolle E-Gitarreneinleitung ersetzt,
und das "Outro" (leider) komplett gestrichen - trotzdem ein
wundervoller Einstieg ins Konzert, der in der sehr gut gefülten Europahalle
auch gleich frenetisch bejubelt wurde, genau wie die darauf dann doch folgende
"Weihnachtsnaach".
Lange hätten sie überlegt, so Wolfgang Niedecken in seiner Begrüßung, ob man
das machen könnte, die Weihnachtsshows in den Januar zu verschieben, aber zum
Glück sei die katholische Liturgie auf ihrer Seite gewesen: dort endet die
Weihnachtszeit dieses Jahr erst am 2. Februar. Den meisten Besuchern war er
wahrscheinlich sowieso egal - Hauptsache BAP gibt mal wieder ein Konzert, aus
welchem Grund auch immer. Und so waren sich Band und Publikum schnell einig:
eine Rock 'n' Roll Show soll es letzen Endes werden und wurde es auch. Wie schon
bei den Open Airs im letzten Sommer gab es eine gute und ausgewogene Mischung
aus alten und neuen Sonx, allerdings hier und da mit ein paar netten Neuerungen:
neben dem schon erwähnten "Jupp" wurde im "Liebeslieder im
Sitzen" Teil der Show "Paar Daach fröher" gespielt und vom
"Niedecken Köln" Album gab es später noch "Zwei Päädsköpp
ahm Nümaat".
Klar, die Klassiker durften nicht fehlen: "Verdamp lang her" oder
"Kristallnaach" z.B. aber auch die neuen Sonx ("Tanger" und
"Wie, wo und wann?") kamen gut an. So gut, dass das Konzert mal wieder
über 3 Stunden ging. Und da Trier samt der angereisten Saarländer und
Luxemburger sich als ungemein textsicher erwies, gab es nach dem Rausschmeißer
Song "maat et jot" dann doch noch eine Zugabe:
"Wellenreiter" in der Wolfgang-testest-das-Publikum-Version, d.h. von
Wolfgang Niedecken kam maximal das erste Wort der jeweiligen Strophe - der Rest
vom Publikum.
Fazit: Weihnachten geht auch im Januar. Meine persönlichen Highlights waren
diesmal: "Alexandra", "Tanger" und "Paar daach fröher"
und für die hoffentlich diesen Sommer kommenden Open Airs wünsche ich mir,
dass der "Waschsalon" mal für eine Saison zumacht - es droht die
Gefahr, dass er totgespielt wird.