BAP-Logo-Fan-Tourtagebuch

Wetzlar, 26. März 2006
Mittelhessenarena

Fotos von Detlef "Krentschman" Krentscher

Ein Bericht von Stephan Bär

Die Mittelhessenarena in Wetzlar ist recht gut gefüllt. Menschen voller Vorfreude lauschen der Musik, die in angenehmer Lautstärke aus den Boxen kommt: Alles Lieder die in irgendeiner Art und Weise mit BAP zu tun haben, die meisten wurden von Wolfgang eingekölscht und dann auch von BAP gespielt. Ein gutes Beispiel hierzu ist ‚Wild thing’, bzw. ‚Wahnsinn’, der auch der Opener der Jubiläumskonzerte ist. Zuvor läuft aber noch (durch ein auf der Bühne angestrahltes Radio angetäuscht) das ‚Radiozappen’, ebenfalls mit Songs die alle etwas mit BAP zu tun haben, bis der Radiomoderator BAP ankündigt.
Und dann erscheinen auch schon fünf Silhouetten im Dunkel der Bühne, das Publikum tobt und es wird vom ersten Ton an in bester Manier abgerockt. Der ‚Wahnsinn’ geht Nahtlos über in die Partynummer ‚Waschsalon’ und wird erst gestoppt durch einen begeisterten Beifallssturm. Die ‚Kölschrocker’ schaffen es mit diesem optimalen Start, auch die zweifelhaftesten ‚mitgeschleppten’ Konzertbesucher, bedingungslos in ihren ‚Rockbann’ zu ziehen. Noch ehe Wolfgang ‚Hallo’ sagt, kommt die dritte Rocknummer ‚Ahl Männer, aalglatt’ und das in der besten Form in der sie je gespielt wurde, was unter anderem am herausragenden Gitarristen Helmut Krumminga liegt. Dann begrüßt der charismatische Frontmann Wolfgang Niedecken in seiner bekannt sympathischen Art die Fans, als ob es gute Freunde wären. Es folgt der Klassiker ‚Diss Naach ess alles drin’, wobei hier wirklich der Titel den Nagel auf den Kopf trifft, wenn man ihn auf die perfekte Songauswahl dieser Tour überträgt. Durch Wolfgangs kumpelhafte Art kommt man sich dabei vor, als würde man neben ihm im ‚69er Ford’ sitzen und auf der linken Spur die ‚Nord-Süd-Fahrt’ rauf und runter flitzen. Auch im nächsten Stück ‚Fortsetzung folgt’ merkt man, was für eine Spielfreude diese tolle Band an den Tag legt und wie förmlich bei jedem Ton, bei jedem Wort der Funke aufs Publikum überspringt. Einen Gang zurückgeschaltet (die Fans müssen ja auch mal verschnaufen…) folgt der Uroldie ‚Helfe kann Dir keiner’. Erinnerungen werden in so manchem wach, Gedanken an die traurigeren Seiten des Lebens und gleichzeitig auch Freude weil man merkt, es geht trotzdem weiter und oftmals geht man sogar gestärkt daraus hervor. Die virtuose Geigerin Anne de Wolf kommt auf die Bühne und verstärkt die Gruppe nicht nur durch ihr musikalisches Können (jedenfalls für die männlichen Konzertbesucher) bei den nächsten vier Stücken: ‚Hurricane (Klassiker von Bob Dylan, wird auch auf englisch von Wolfgang gesungen) - Stell Dir vüür - Medley’, einer originellen Idee/Version, ‚Rita’, ‚Ahnunfürsich’, wieder neu im Programm und das die ganze Halle mitsingt sagt eigentlich alles und ‚Ruut wieß blau, querjestriefte Frau’, einem so leicht und beschwingt daherkommenden Lied, dass man einfach mitgehen muss. Gerade zum Beispiel dieser Song in Verbindung mit seinem herrlichen Text ist das, was BAP von anderen Rockbands unterscheidet. Mit ‚Ne schöne Jrooß’ geht dann wieder ‚die Post ab’. Auch ‚Nix wie bessher’ und das Stück der ‚fliegenden Fan-Schale’ ‚Aff un zo’ sind Stimmungs-/Partyhits par excellence. Es folgt Werners ‚Beinhartes Meisterstück’ ‚Rövver noh Tanger’, einer der ‚härtesten’ Songs des Abends und durchaus geeignet zum ‚headbangen’. Hier kann man besonders die Qualitäten des Drummers Jürgen Zöller bewundern.
Danach muss fast zwangsläufig eine kleine Verschnaufpause für die Fans (und die Band) kommen: Es folgt der ‚Unplugged/Liebeslieder im Sitzen – Block’ mit den vier Stücken, ‚Dreimohl zehn Johre’, einem ganz neuen Song der eine Art Zeitreise durch dreißig Jahre BAP darstellt, dem wunderschön, melancholischen ‚Jupp’, inklusive einem traumhaften Intro von Helmut, ‚Chippendale Desch’, dem Song mit dem klasse Text über Wolfgangs verstorbene Mutter (nicht zu wehmütig, nicht zu kitschig, aber trotzdem gefühlvoll: Einfach genau so, wie ein guter Text sein sollte) und dem BAP-Klassiker ‚Do kanns zaubere’, zwar nicht mehr in der neu eingespielten Version des letzten Albums, aber gerade in dieser ‚Unplugged-Version’ eine Nummer zum dahin schmelzen und mitträumen, nicht zuletzt erneut dank Helmuts gefühlvollem Einsatzes seines Musikinstrumentes. Wenn man in die Augen der Besucher schaut, ist dieses Lied für viele mit wunderschönen Erinnerungen verbunden, denn sie singen den Text nicht nur mit, sie fühlen ihn auch mit. Dieses Set wird abermals gekrönt durch die charmante Anne de Wolf und ihre Begabung die Geige dermaßen gefühlvoll einzusetzen, dass es wirklich schade ist, dass sie heute ihr vorerst letztes Konzert mit BAP spielt. Dann wird aber wieder ‚volle Kanone’ abgerockt, dass die Bühnenbretter wackeln. Ja nicht zuviel Sentimentalität aufkommen lassen, denn BAP ist eine Rockband und hier wird eine Party gefeiert! Wie gut deutscher Rock sein kann, beweisen dann die Stücke ‚Nemm mich met’, ‚Unger Krahnebäume’, ‚Kristallnaach’, der Klassiker mit dem wohl besten BAP-Text überhaupt und dem ebenfalls textlich sehr aussagekräftigen ‚Widderlich’. Alles in allem ein erstklassiger Abschluss des Hauptblocks.
Die Halle tobt und bebt vor Begeisterung über dieses gelungene Konzert. Die Stimmung ist wirklich auf dem Siedepunkt angekommen und so folgt was folgen muss: Der erste Zugabenblock mit ‚Alexandra, nit nur do’. Auch hier beweist Helmut in einem ‚Erste-Sahne-Solo’, dass er immer besser wird. Aber auch Michael Nass an den Keyboards, Werner Kopal am Bass und Jürgen Zöller an den Drums sind wirklich erstklassige Musiker, ohne die solche Konzerte in dieser Qualitativ hochkarätigen Form nicht möglich wären. Es folgt ‚Frau, ich freu mich’ in der neuen Version (war auch die erste Singleauskopplung vom ‚Drei mal Zehn Jahre’-Album), die auch in dieser Form sehr gut ankommt. Und dann schreibe ich nur drei Wörter, die eigentlich keines Kommentares mehr bedürfen: ‚Verdamp lang her’, die BAP-Hymne schlechthin. Schon lange hält es niemanden mehr auf den Sitzplätzen und die Stimmung ist spätestens jetzt nicht mehr Steigerungsfähig. Wo man auch hinschaut, sieht man zufriedene, hocherfreute und enthusiastische Gesichter.
Selbstverständlich sind BAP selbst schuld dran, dass sie nochmals herausgeschrieen und gesungen werden zum zweiten Zugabenblock. Der beginnt mit der wunderschönen Mitsingnummer ‚Jraaduss’. Auch die Hessen können schön und laut auf kölsch singen, was Wolfgang auch bestätigt. Um aber das ‚Kölsch-Diplom’ zu bekommen, müssen die Anwesenden noch eine letzte Prüfung absolvieren: Den gesamten Text beim darauf folgenden ‚Wellenreiter’ alleine mitsingen. Auch das bewältigen die Hessen bravourös, sodass Wolfgang sehr zufrieden mit uns ist. Es folgt das neue Lied ‚Nähxte Stadt’, eine schöne rockige Nummer für und über die Roadies der Band. Weil’s so schön passt kommt danach ‚Maat et joot’. Weil die Halle einfach nicht ruhiger wird folgt als letzte Zugabe Bruce Springsteens ‚Hungry Heart’ in der ‚Unplugged-Version’. Noch einmal dürfen wir uns an Anne de Wolf erfreuen, die ebenso wie Helmut und Jürgen eine Strophe des Songs singen, einer besser als der andere. Der würdige Schluss eines perfekten, wunderschönen Rockkonzertabends, mit einer der erfolgreichsten deutschen Rockbands. BAP war noch nie so gut! Jeder der dabei war, war ein Gewinner, wer nicht, hat wirklich etwas verpasst!

Prädikat Besonders Unvergesslich!!!