BAP-Logo-Fan-Tourtagebuch

Wiesbaden, 25.November'99

Ein Bericht von Petra Reichhardt

Dieses Tourtagebuch ist eine prima Sache, um Konzerteindrücke zu verarbeiten. Deswegen lasse ich mich wohl immer wieder dazu hinreißen, einen Beitrag zu  formulieren. Und wenn man sich schon die Mühe macht, warum soll man's dann für sich behalten. Das war also nach dem Wiesbaden Openair mein erstes richtiges Tonfilm-Konzert. Eigentlich wollte ich ja gar nicht hin, nur nach Offenbach, wofür ich die Karten schon lange habe.  Aber ein paar Faktoren haben mich bewogen, mich doch kurz vor Toresschluß zu einem Konzertbesuch durchzuringen. Da hab' ich wohl Glück gehabt, daß ich am Montag noch eine Karte bekommen habe, denn am Donnerstag stand am Kurhaus, daß das Konzert ausverkauft ist. Und: Wat soll ich saache, et hätt sich echt rentiert. Live sind sie halt - trotz anderer Besetzung - unschlagbar.
Ich kann zwar nicht wie nach meinen beiden C&P-Konzerten in Euphorie ausbrechen und Wörter wie gigantisch und super benutzen, aber trotz meiner Vorbehalte gegen das Tonfilm-Album und trotz meines Gitarristenvorbehaltes war es im doppelten Sinne einfach schön. Und das wird wohl der sitzenden Konzertvariante auch eher gerecht. Apropos sitzen - es war doch recht gewöhnungsbedürftig. (Man muß Wolfgang recht geben, man kommt sich doof vor.) Trotzdem stand das Publikum wenig. Das war auch sehr schwer durchzuhalten, weil Wolfgang in absoluter Laberlaune war. (Hat sich im Eifer dann auch manchmal verhaspelt.) In der ersten Reihe ist es auch sehr komisch zu stehen, wenn da was zum "Festhalten" fehlt.
Ob das Konzert pünktlich begonnen hat, weiß ich nicht, hab' mal wieder nicht auf die Uhr geschaut. Übrigens, auf den Eintrittskarten stand Beginn 20.02 h! Ist das noch jemandem aufgefallen? Wie es sich für ein Konzert in bestuhlten Häusern gehört, gab's auch ein gedrucktes Programm, an das sie sich aber nicht ganz gehalten haben. Asphaltpirate fiel raus, ebenso Vüür Joor un Daach und Wo bess du jetz?. Dafür kamen Novembermorje und als Abschluß vom Hauptteil Maat et joot dazu. Ein Wort zu Novembermorje: Das ist ein Song, den ich sehr mag, der mir immer eine Gänsehaut gemacht hat. Die wollte aber bei der Interpretation nicht recht aufkommen, denn mir fehlte der Spannungsbogen. Zugaben waren Vill passiert sickher, wie gehabt Hungry Heart mit kölschem Text und mit der obligatorischen - sehr ausführlichen - Bandvorstellung inklusive "Schmunzelfotos" der Protagonisten, Ahn 'ner Leitplank, Hück ess sing Bänd in der Stadt, Et letzte Leed - das es nicht war - und zuletzt Helfe kann dir keiner, nur Wolfgang mit Gitarre und Mundharmonika.
Die Änderungen am Programm waren aber nicht die einizigen Änderungen. Wir hatten glücklicherweise einen Platz in der ersten Reihe ergattert und saßen - wie wir dachten - erfreulicherweise etwas links. Aber Jens und Helmut hatten die Plätze getauscht (ich glaube wegen der Platzverhältnisse auf der Bühne). An dieser Stelle sei ein Kommentar vermerkt: "Das macht mich jetzt aber ganz unausgeglichen."(nach Mutter Beimer). Ansonsten ist noch folgendes zu vermerken:
- Die Band war gut gelaunt, aber nicht wie beim Wiesbaden Openair so - wie ich es empfunden hatte - übertrieben fröhlich. Aber vielleicht hängt das auch mit dem zusammen, was Wolfgang zum Openair gesagt hat. Weil sie sich schon so an die Tonfilm-Konzertvariante mit kleinem, sitzendem Publikum gewöhnt hatten, seien sie sich beim Openair komisch vorgekommen, denn sie mußten wieder "große Gesten" machen, damit man auch ganz hinten was sieht.
- Wolfgangs Einleitungsworte: Das Kurhaus sei sehr schön. Wie im Wohnzimmer. <Naja>   Wenn er gewußt hätte, wie schön das Kurhaus ist, hätten sie die Tour hier angefangen. Und der Soundcheck habe heute 2 Stunden länger gedauert, weil er mit seinen Lateinkenntnissen versucht habe, die Inschrift unter der Decke zu übersetzen - mit wenig Erfolg.
- Bei Kommentar zu "Affhängerei" hat Wolfgang das mit dem Frühstücksklatschen jetzt auf Effendi bezogen. (Von wegen: Wie er das nach seinem Ausstieg jetzt aushalten würde.)
- Für ne Moment hatte den C&P-Text.
- Schön war die Story mit dem Typ, der in der Herseler Kiesgrube für die Waage zuständig war, den Jungs damals das "Probenbier" weggetrunken hat und sie ermuntert hat, mit dem kölschen Texten weiterzumachen.
- Wolfgang hat noch ein kleines "Bandgeheimnis" verraten: Wenn alle Gitarrenspieler nebeneinander stehen, heißt das bandintern "Schrankwand".
- Interessanter Kommentar bei "Mayday": Wolfgang hatte von einer Redakteurin beim HR erfahren, warum Bilder vom Kosovokonflikt, wenn überhaupt, nur noch bei den Öffentlich-rechtlichen zu sehen sind: Ist ein echter Quotenkiller. Erschreckend!
Das ist nur eine Auswahl dessen, was passiert ist und gesagt wurde, das was mir auf Anhieb einfällt. Es war so viel. Aber, wie ich in anderen Berichten gesehen habe, wiederholen sich einige Kommentare sowieso. Schluß war, glaube ich, wie angekündigt gegen 23.15 h. Hab' wieder nicht auf die Uhr geschaut. Zum Schluß sei noch gesagt: Ein schöner Abend, nicht zuletzt auch weil ein lieber ´Mailpartner "ein Gesicht bekommen" hat. Danke an Sabine und Sascha! Ihr seid u. a. daran "Schuld", daß ich da war.

Ein Bericht von Corinna Schuck

Das Konzert am Donnerstag, den 25.11.1999 war einfach genial, das gleich mal vorneweg.
Die Band war super gut drauf (bis auf Jens, wie ich fand, aber es kann ja nicht immer jeder gut drauf sein!) Wir waren schon so gegen sechs da (waren aber sicher nicht die ersten!). BAP waren gerade beim Sound-Check. Hätte ich gekonnt, hätte ich die Tür eingeschlagen, nur um beim Sound-Check dabei zu sein. Der Thiersch-Saal war eine wunderbare Kulisse für das Konzept dieser BAP-Tournee: goldene Ornamente, lateinische Inschriften, barocke Deckengemälde. Wolfgang meinte gleich zu Anfang: Wenn ich gewußt hätte, daß dieser Saal hier so schön ist, hätte ich den Tour-Start hier
gemacht!!!!" Ein großes Lob an Wiesbaden, dem er eigentlich eher kritisch gegenübersteht (hier kam die Anspielung auf den Auftritt in den Reisinger Anlagen am 03.10. anläßlich des Tags der Deutschen Einheit ..)
Die  Pause fand ich etwas störend, aber die Akkustik war super. Mit dem Sitzen hatte ich nicht so ein Problem, wie wohl viele andere Fans. Ich fand die Musik war ja auch ruhiger, also nicht so zum affrocke, da fand ich sitzen ganz o.k. Außerdem war man/frau ja frei, aufzustehen oder sitzenzubleiben ...! Störend fand ich, daß so ein paar Hardcore-Fans nicht kapiert haben, daß Verdamp lang her eine andere Nummer war bzw. anders eingespielt war und tierisch laut und überhaupt nicht zum Rhythmus passend mitgeklatscht haben.
Insgesamt kam einfach ein super Feeling rüber, wir haben gemerkt, daß die Jungs (und natürlich auch Sheryl!) tierisch Spaß an der "Session" hatten. Auch daß Wolfgang so viel erzählt und erklärt hat, fand ich super, hat das ganz abgerundet. Die Dias im Hintergrund (von Tina) waren auch sehr schön, richtig warme Farben, .... Meistens waren es Reihen: einmal nebeneinander aufgestellte Gitarren, gesammelte Kronkorken, Bierdeckel, Bitte nicht stören-Schilder aus Hotels, .... Das waren alles Dinge, die Wolfgang wahrscheinlich von seinen vielen Reisen mitgebracht und gesammelt hatte. Fazit: alles in allem ein wunderschönes Konzert, das Lust auf mehr (BAP) gemacht hat. Wäre so gerne danach noch mitgegangen, aber wußte ja nicht....!
Seufz

 

Ein Bericht von Matthias

Wiesbaden / Kurhaus, Friedrich-von-Thiersch-Saal, erbaut 1904-1907. Edelstes Ambiente, römische Inschriften und Säulen. Der Baedecker schreibt hierzu:
„Seine Monumentalität und Eleganz sind überwältigend, (...) rotbraune und goldfarbig gehaltene Dekoration, mahagonigetäfelte Wände und (..) eine korbbogenförmig gewölbte Kassettendecke, welche von 24 kolossalen Säulen aus Marmor gestützt wird. (...) Über der Bühne eine schöne Darstellung des griechischen Sonnengottes Helios mit den neun Musen. (...)“
Paßt das zu einem Rockkonzert ?
Es paßt. Zumindest, wenn eine wie in diesem Fall „konzertante Variante“ eines Rockkonzertes dargeboten wird. Wolfgang sagte deshalb auch zu Beginn des Konzertes : „Es ist schön hier, man fühlt sich wie zu Hause“... und „der Soundcheck dauerte diesmal zwei Stunden länger, weil ich versuchte, mit meinen Lateinkenntnissen die römischen Inschriften zu übersetzen.“
Es paßte nicht, was die Soundqualität betraf, zumindest nicht bis zur Hälfte des Konzertes. Die Architektur dieses mit 1.300 Zuschauern besetzten ausverkauften Saales wurde nicht für Musik aus Lautsprecherboxen ausgelegt. Es paßte auch nicht, daß bei einem Rockkonzert die Abgabe der Jacken und Mäntel in der Garderobe verpflichtend ist, wofür natürlich noch einmal extra Geld neben dem für BAP-Verhältnisse ohnehin schon hohen Ticketpreis von 56,- DM zu berappen war. Pure Abzockerei . BAP=„Billig Attraktiv Preiswert“ !?! Das Ambiente hat wohl seinen Preis.
Höhepunkte des Konzerts zu benennen ist immer dann schwierig, wenn das ganze Programm von hoher Qualität ist. Dennoch gab es für mich einige absolute Highlights: Den Dylan-Klassiker  „My back pages (Vill passiert sickher)“ und die eingekölschte Version von Bruce Springsteens „Hungry heart“ zu Beginn der Zugaben, „Jupp/Arsch huh, Zäng ussenander“, „Miss Samantha/Ruut-weiß-blau-querjestriefte Frau“ sowie der Schlußpunkt des Konzertes „Et letzte Leed/Helfe kann Dir keiner“. Vermißt habe ich ebenso wie schon beim ersten Tonfilm-Konzert in der Kölner Philharmonie etwas vom ersten Album; sei es z.B. „Das große Schu-Bi-Du“ oder der „Alptraum eines Opportunisten“ (Hätte man ja schön mit der aktuellen Rita verbinden können.) Hier hat BAP leider eine sicher einmalige Gelegenheit verpaßt. Interessanterweise kamen ganz besonders die Stücke beim Publikum gut an, welche sonst bei normalen Konzerten überhaupt keine Chance haben: „Et letzte Leed“, „Ahn ner Leitplank“ oder auch „Leechterkette“/ “Maat et Joot“ von den Complizen. Toll. Die Geschichten zu den Songs brachten auch viele interessante Neuheiten für die Fans, wie z.B. Wolfgangs spezielles „Verhältnis“ zu Ilona Christen. Und jetzt wissen wir wenigstens alle, daß der 1.FC Köln im nächsten Jahr die Bundesliga überspringt und gleich in der Champions-League antreten wird...
Zusammenfassend gesagt gab es sicherlich schon bessere Konzerte, vor allem wegen der nur mäßigen Akustik. Die gute Stimmung von Band und Publikum sowie das tolle Ambiente des Kurhauses sorgten aber dennoch für einen sehr gelungenen Abend. Die mittlerweile gar nicht mehr so neuen Bandmitglieder sind prima integriert und jeder Einzelne bekommt genügend Gelegenheit sich durch eindrucksvolle Soli in das Konzert einzubringen. Schlußendlich hat man wie gewohnt bei einem BAP-Konzert die Garantie, für drei bis vier Stunden eine Pause „vum donnernde Lääve“ zu machen.