"Das haben wir mit der Big Band aufgenommen, bevor wir mit BAP auf die „Sonx“-Tournee gingen. Da mussten wir eine neue Fassung machen, bevor sich die Urversion live bewähren konnte. Hat jetzt was von Dylan zu Zeiten von „Desire“. Nach der Straße „Unter Krahnenbäumen“ hat Chargesheimer auch seinen Fotoband benannt, der das Eigelsteinvietel in den Fünfzigern porträtierte. Böll hat die Fotos von Chargesheimer gesehen und gesagt: ‚Das erinnert mich an die Straßen in der Südstadt‘ – die, in denen ich aufgewachsen bin. Etliche Jahre später, aber vieles war genauso. Die Typen mit dem Kohlenwagen und den Pferden, Straßenfeste, wo morgens die Mädchen als kleine Engel Blütenblätter streuen, die Metzgereien, die Gipsmadonnen, mit Blumen geschmückt, wo sich alle fein gemacht haben und abends die Schlägereien das Ganze abrundeten – das habe ich als Kind in den 50ern genau so erlebt. Ich weiß sogar noch, wie es dort roch.

Wolfgang Niedecken - "Song by Song" zum "NiedeckenKoeln"-Album 2004

 

"Zentrales Stück des Albums ist jedoch "Unger Krahnebäume", wie Niedecken im AP-Interview erklärt. Der Song, eine wehmütige Hommage an eine Straße im Kölner Eigelstein-Viertel, überzeugt mit Melodie und Tempo. "Da ist alles drin vom Grundgefühl der anderen Songs. Ein ganz klar entschlacktes Stück. Freie Fahrt auf der Nord-Süd-Fahrt eben, wie es im Text heißt", sagt Niedecken.
Im Text wird auch auf das zentrale Symbol des Albums angespielt, eine Brosche mit Kreuz, Herz und Anker, die auf dem Cover abgebildet ist und die alle Bandmitglieder auf den Fotos im Booklet am Revers geheftet haben. Das so genannte Ankerkreuz symbolisiert Glaube (im Sinne von Zuversicht), Liebe und Hoffnung, für Niedecken das Paradigma, aus dem sich alle Rocksongs speisen."

aus der "Rheinischen Post" vom 3. März'04

 

 

Unger Krahnebäume
Von den CD's "SONX", 2004,  "NiedeckenKoeln", 2004  und dem Jubiläums-Album "Dreimal zehn Jahre", 2005

WRään un Sonnesching un Harel,
Eijelstein un Wiggejass.
Lang nit mieh heher jefahre,
och nit wirklich jet verpass.

Sonnebank un Dönerbuude,
Ahn un Verkauf, Jlitzerkroom,
eimohl mieh erinnjeroode,
en die Schattesick vum Dom.

Hä stund „ Unger Krahnebäume“
`n hätt die Strooß eraffjeluhrt
un fing widder ahn zo dräume,
wat dann jedesmohl jet duhrt.
All die Chargesheimer Fotos
woote eimohl mieh zom Film,
lapidar, doch nie belanglos,
lautlos, doch nie wirklich still.

Jrööne Well op dä Nord-Südfahrt,
jrundlos weed nit amputiert
un dä Rest fällt unger „Schicksal“,
dat sich noh un noh verliert.

Nix erinnert mieh ahn Kirmes,
Prozessione, Karneval,
Klüttewaare, Jipsmadonnas,
Juno-Rund un Damenwahl

Hä stund „ Unger Krahnebäume“
`n hätt die Strooß eraffjeluhrt
un fing widder ahn zo dräume,
wat dann jedesmohl jet duhrt.
All die Chargesheimer Fotos
woote eimohl mieh zom Film,
lapidar, doch nie belanglos
lautlos, doch nie wirklich still

un als Nachspann leef dä Text aff,
dä`e fass usswendisch kann,
vun anarchische Jesetze
un Symbol`op ruudem Samp,

vun dämm Saft, dä mer nit opfert,
dä zo kostbar ess für Kreesch,
Troubadoure`n Mandoline,
Bloome`m Hoor un ruudem Leesch.

Jrööne Well op dä Nord-Südfahrt,
jrundlos weed nit amputiert
un dä Rest fällt unger „Schicksal“,
dat sich noh un noh verliert.

Nix erinnert mieh ahn Kirmes,
Prozessione, Karneval,
Klüttewaare, Jipsmadonnas,
Juno-Rund un Damenwahl

Hä stund „ Unger Krahnebäume“
`n hätt die Strooß eraffjeluhrt
un fing widder ahn zo dräume,
wat dann jedesmohl jet duhrt.
 

Unter Krahnenbäumen
Übersetzt von Chrischi 2004

Regen und Sonnenschein und Hagel,
Eigelstein und Weidengasse.
Lange nicht mehr hierher gefahren,
auch nicht wirklich etwas verpaßt.

Sonnenbank und Dönerbuden,
"An- und Verkauf", Glitzerkram,
einmahl mehr hereingeraten,
in die Schattenseite vom Dom.

Er stand „Unter Krahnenbäumen“
und hat die Straße hinuntergeschaut
und fing wieder an zu träumen,
was dann jedesmal etwas dauert.
All die Chargesheimer Fotos
wurden einmal mehr zum Film,
lapidar, doch nie belanglos,
lautlos, doch nie wirklich still.

Grüne Welle auf der "Nord-Südfahrt",
grundlos wird nicht amputiert
und der Rest fällt unter „Schicksal“,
das sich nach und nach verliert.

Nichts erinnert mehr an Kirmes,
Prozessionen, Karneval,
Brikettwagen, Gipsmadonnas,
"Juno-Rund" und Damenwahl.

Er stand „Unter Krahnenbäumen“
und hat die Straße hinuntergeschaut
und fing wieder an zu träumen,
was dann jedesmal etwas dauert.
All die Chargesheimer Fotos
wurden einmal mehr zum Film,
lapidar, doch nie belanglos,
lautlos, doch nie wirklich still.

und als Nachspann lief der Text ab,
den er fast auswendig kann,
von anarchischen Gesetzen
und Symbolen auf rotem Samt,

von dem Saft, den man nicht opfert,
der zu kostbar ist für Krieg,
Troubadoure und Mandolinen,
Blumen im Haar und rotem Licht.

Grüne Welle auf der "Nord-Südfahrt",
grundlos wird nicht amputiert
und der Rest fällt unter „Schicksal“,
das sich nach und nach verliert.

Nichts erinnert mehr an Kirmes,
Prozessionen, Karneval,
Brikettwagen, Gipsmadonnas,
"Juno-Rund" und Damenwahl.

Er stand „Unter Krahnenbäumen“
und hat die Straße hinuntergeschaut
und fing wieder an zu träumen,
was dann jedesmal etwas dauert.