Wolf und Skorpion
Übersetzt von
Chrischi 2008
Die Sonne steht hoch am Himmel, kaum noch Grün,
aus Gras wurde Stroh.
Bloß Rauch zuerst, dann kommt er näher, lichterloh, der Sturm aus Feuer.
Tiere blöken, schreien, rennen, auch der Wolf, bis runter zum Fluss,
wo er kurz stehenbleibt und tief Luft holt, ehe dass er springt, was er wohl
muss.
„Wer spricht doa“, denkt der Wolf, der irgendetwas gehört, doch hier in einer
Nähe nirgendwo noch ein Tier sieht.
Jetzt wieder: „Ich hier unten!“, ruft eine Stimme, während der Wald heißer als
tausend Höllen brennt.
Ein Skorpion, der uf acht Beinen zittert, fleht: “Bück dich, lass mich auf dich
drauf,
Ich kann nicht schwimmen und will nicht sterben!“ „Nein, ist klar ... hältst du
mich für bekloppt?
Komm bloß nicht näher, ich weiß, wer du bist: Die Kreatur, die alles, was zu
nahe kommt, sticht.
Nein, dir vertraut nur der, der nie vor dir gewarnt wurde, Gevatter Wolf kriegt
man so schnell nicht umgarnt.“
Worauf der Skorpion meint: „Wie jetzt? Hat ein Wolf denn gar kein Herz?
Nur auf deinem Rücken komme ich rüber, vergiss das Gift in meinem Schwanz!“
Die Hitze wird langsam unerträglich, und ehe daa Feuer sein Fell versengt,
knurrt unser Wolf: „Okay, beeil dich und halt dich gut fest, wenn ich springe!“
Und so passiert ed dann, was jeder kommen sah. Das andere Ufer ist schon fast
zum Greifen nah,
Da hört man im Pelz vom Wolf den winzigen Passagier: „Du bist der Größte, mein
Held, ich danke dir.“
Doch mitten in dem Satz ein Stachel, als wäre er von einem anderen Tier,
sticht zu, und der Wolf jault: „Wieso nur? Denn jetzt, du Depp, versaufen wir!“
rDer Skorpion sagt: „Tut mir leid, Wolf, dass unsereins nicht anders kann.
Was gäb ich drum, könnte ich es halten, mein Woot ... einmal nur ... sorry,
Mann!“ |