"Nun kommen wir zum dunkelsten Kapitel der Firma BAP. Und zwar ist das die Angelegenheit, wo wir uns vorgestellt hatten, wir gehen auf das Angebot ein, was man uns von der DDR gemacht hatte, daß wir eben eine Tour durch die DDR machen. Man hatte uns versprochen, wir könnten alles spielen, was wir spielen wollten. Das würde man uns auch schriftlich geben. Wir haben das geglaubt, und als ein Monat vorher der Vertrag ankam, sind wir komplett aus allen Wolken gefallen, weil da stand ein Passus drin – wörtlich zitiert jetzt: "Die Künstleragentur der DDR behält sich Programmänderungen vor." ... Daß wir uns darauf nicht einlassen konnten, daß haben wir kurz danach gemerkt als wir in der DDR waren für eine Fernsehsendung. Weil, aus dem was wir gemacht hatten, aus dem was wir gesagt hatten, soviel rausgeschnitten wurde, bis die Sendung ...dann lief. Das war dann etwas, woran wir erkennen konnten, daß wir wahrscheinlich eine total kastrierte Tournee gemacht hätten. ... Das wäre nicht das gewesen, was wir gewollt hätten. Wir wären damit den Leuten in den Rücken gefallen von der inoffiziellen Friedensbewegung, mit denen wir sehr viel am Hut haben. Viele haben hier das nicht verstanden, was wir gemacht haben, weil eben überall immer nur davon die Rede war, daß wir dieses "böse" Lied geschrieben haben und das war’s gar nicht. Dieses "böse" Lied war zuerst mal nur "heile, heile, Gänschen" und "Friede, Freude, Eierkuchen", von wegen, daß wir uns freuen da zu spielen, und nachdem die Sache mit dem Vertrag gelaufen war und die Sache mit dieser Fernsehsendung, haben wir uns gesagt: Leute, wir müssen uns in einem Stück definieren, sonst kriegen wir das hier nie hin!"
Wolfgang Niedecken auf einem Konzert in der Frankfurter Festhalle am 23. November'84
https://bap-fan.de/deshalvspellmerhe.html
"Deshalv spill mer he", 1984
https://www.youtube.com/watch?v=ik_gz-xLsMA
https://www.bap-fan.de/tour-ddr-84.html
"BAP in der DDR": "Hier und heute"-Reportage, 21.01.1984
https://www.youtube.com/watch?v=7LYq_KZy5_U
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