Zosamme alt (Doppel-LP)
Doppel-LP /13.09.13 / Vertigo Berlin
Bestellnummer: 2537681

Die Songs:

Zosamme alt
Rääts un links vum Bahndamm
Griefbar Noh
Nöher zo mir
Paar Daach fröher
Do jeht ming Frau
Lena
Ich wünsch mir, du wöhrs he
Jedanke em Treibsand
Nie zo spät
Für Maria
Magdalena (weil Maria hatt ich schon)
Waat ens jraad
Alles, wat ich zo jähn wöhr
(The Official Hidden-Track)

 

Inhalt:

Wolfgang Niedecken:

Vor ungefähr zwei Jahren saß mein alter Freund Julian Dawson bei uns am Küchentisch und meinte, ich sollte unbedingt mal ein Akustik-Album mit ganz wenigen, speziell zu diesem Zweck ausgewählten amerikanischen Musikern aufnehmen - und zwar in Woodstock.
Je mehr ich von da an über diese Idee nachdachte, desto klarer wurde mir, dass – falls ich jemals ein solches Album aufnehmen würde – es sich um eine Auswahl von Liedern handeln müsste, die ich im Laufe von fast zweieinhalb Jahrzehnten für die Mutter meiner Töchter geschrieben hatte. Aber, wie das manchmal so läuft, fand ich nie den richtigen Zeitpunkt, dieser Idee mal etwas mehr Zeit zu widmen. Es war einfach immer zu viel los.
Erst in der Phase nach dem 2. November 2011, entwickelte sich das Hirngespinst so langsam zu einer Herzensangelegenheit - wahrscheinlich, weil ich immer öfter darüber nachdachte, dass ich - falls ich den Schlaganfall nicht überlebt hätte - etwas sehr Wertvolles versäumt hätte.
Aus dem Krankenhaus entlassen, fing ich an, in meinen Texten herumzustöbern, um wenigstens schon mal die in Frage kommenden Songs rauszusuchen. Nach und nach kristallisierte sich sogar eine vorläufige Songauswahl heraus:
Angefangen mit dem allerersten, damals noch streng geheimen Song für Tina.
“Rääts un links vum Bahndamm“ bis zum vorerst letzten „Waat ens jraad“, brauchte ich nur noch hier und da das eine oder andere Lied wegzulassen und schon war die Story erzählt. „It`s all in the Songs!“
Schließlich habe ich Julian eine Mail geschickt, er solle mir doch mal Näheres über das Studio in Woodstock und die für die Session in Frage kommenden Musiker verraten. Er antwortete, dass Stewart Lerman mit dem er schon wiederholt gearbeitet habe, der Toningenieur sein sollte, dass zwei verschiedene Studios in Woodstock zur Auswahl ständen und die Hauptmusiker Larry Campbell, der das vergangene Jahrzehnt in Bob Dylans Band gespielt hatte und Steuart Smith sein sollten. Mit Steuart, mittlerweile seit etlichen Jahren im Dienste der Eagles, hatte ich bereits vor Ewigkeiten, als er noch in Julians Band spielte, im Kölner E-Werk „When I paint my Masterpiece“ zum Besten gegeben. Und natürlich würde er dieses Concept-Album liebend gerne produzieren wollen.
Dann ging alles ganz schnell: Am 1. September 2012 spielte ich mit BAP das Tourabschluss-Konzert auf der Loreley und tags darauf, saß ich bereits mit Julian bei uns in Köln im Garten um diverse Terminpläne aufeinander abzustimmen. Hierbei wurde uns schlagartig bewusst, dass wir entweder direkt im Dezember oder aber erst im Verlauf des kommenden Frühsommers zuschlagen konnten. „It`s now or never“ haben wir uns gesagt und unmittelbar angefangen zu planen.
Und so sind wir nach meiner letzten „Für`ne Moment“- Lesung, Anfang Dezember nach New York geflogen, von da aus nach Woodstock gefahren und haben dann im „Dreamland“, einer säkularisierten, zum Studio umgebauten Kirche, losgelegt. Viel Spaß haben wir gehabt.
Die Mannschaft war von Julian optimal zusammengestellt und als ich dann auch noch erfuhr, dass Stewart Lerman mein aktuelles Lieblingsalbum, nämlich Patti Smith`s „Banga“ aufgenommen hat, war ich mir sehr sicher, dass mir hier eine Gelegenheit geboten würde, die man wohl getrost als einmalig bezeichnen darf.
Wir haben die Lieder chronologisch aufgenommen, vom als Prolog gedachten „Zosamme alt“, das ich erst im Sommer 2012 in der Türkei geschrieben hatte, bis zu „Alles, wat ich zo jähn wöhr“ („All I really wanna do“). Unmengen besonderer Augenblicke. Einer mit Sicherheit der, als die Woodstock Legende John Sebastian auftauchte, um eben diesen „Official Hidden Track“ mit uns live einzuspielen.
Zum Abmischen sind wir dann nach Manhattan ins „Electric Lady“ umgezogen und wenn man weiß, dass Jimi Hendrix dieses Studio nach seinen Vorstellungen designen ließ und wer hier inzwischen alles gearbeitet hat, kann man sich vermutlich ausmalen, wie ehrfürchtig wir durch diese heiligen Hallen geschlichen sind. Kurz vor Weihnachten waren wir zurück in der Heimat und so manches Mal habe ich mich seitdem ernsthaft gefragt, ob ich das nicht doch alles nur geträumt habe.